Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fabricius, Johann: Wahrhaftiger Bericht An einen guten Freund. Cölln, 1711.

Bild:
<< vorherige Seite

ehe er der unnützen Mähre geglaubet / und seinen Vorurtheilen und Affecten den Zaum gelassen hätte! Er weiß ja / und soll andern vorpredigen was der kluge Syrach cap. XIX, 15. sagt: Glaube nicht alles / was du hörest. Warum hat er dann nicht darnach gethan?

Aber es ist ihm ergangen / wie jenem Stadt-Pfarrer / der auch so leichtgläubig war / und darüber betrogen / und zu Schanden wurde. Es war bekannt / daß dieser Mann sich leicht etwas aufbinden lasse / und damit auf die Cantzel lauffe / und es offentlich ausruffe. Demselben nun eines anzuhencken / gieng ein gewisser Burger / der eines lustigen humeurs war / einmahl zu ihm / und brachte unter andern Discursen vor / wie daß ein Mann in der Stadt wäre / der 5. Weiber zugleich hätte. Was? fuhr der Pfarrer mit grossem eiffer heraus / und hube seine Hände auf gen Himmel / ein Mann zugleich 5. Weiber? Ach / dis ist eine Himmel-schreyende

ehe er der unnützen Mähre geglaubet / und seinen Vorurtheilen und Affecten den Zaum gelassen hätte! Er weiß ja / und soll andern vorpredigen was der kluge Syrach cap. XIX, 15. sagt: Glaube nicht alles / was du hörest. Warum hat er dann nicht darnach gethan?

Aber es ist ihm ergangen / wie jenem Stadt-Pfarrer / der auch so leichtgläubig war / und darüber betrogen / und zu Schanden wurde. Es war bekannt / daß dieser Mann sich leicht etwas aufbinden lasse / und damit auf die Cantzel lauffe / und es offentlich ausruffe. Demselben nun eines anzuhencken / gieng ein gewisser Burger / der eines lustigen humeurs war / einmahl zu ihm / und brachte unter andern Discursen vor / wie daß ein Mann in der Stadt wäre / der 5. Weiber zugleich hätte. Was? fuhr der Pfarrer mit grossem eiffer heraus / und hube seine Hände auf gen Himmel / ein Mann zugleich 5. Weiber? Ach / dis ist eine Himmel-schreyende

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0009" n="9"/>
ehe er der unnützen Mähre                      geglaubet / und seinen Vorurtheilen und Affecten den Zaum gelassen hätte! Er                      weiß ja / und soll andern vorpredigen was der kluge Syrach cap. XIX, 15. sagt:                      Glaube nicht alles / was du hörest. Warum hat er dann nicht darnach gethan?</p>
        <p>Aber es ist ihm ergangen / wie jenem Stadt-Pfarrer / der auch so leichtgläubig                      war / und darüber betrogen / und zu Schanden wurde. Es war bekannt / daß dieser                      Mann sich leicht etwas aufbinden lasse / und damit auf die Cantzel lauffe / und                      es offentlich ausruffe. Demselben nun eines anzuhencken / gieng ein gewisser                      Burger / der eines lustigen humeurs war / einmahl zu ihm / und brachte unter                      andern Discursen vor / wie daß ein Mann in der Stadt wäre / der 5. Weiber                      zugleich hätte. Was? fuhr der Pfarrer mit grossem eiffer heraus / und hube seine                      Hände auf gen Himmel / ein Mann zugleich 5. Weiber? Ach / dis ist eine                      Himmel-schreyende
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[9/0009] ehe er der unnützen Mähre geglaubet / und seinen Vorurtheilen und Affecten den Zaum gelassen hätte! Er weiß ja / und soll andern vorpredigen was der kluge Syrach cap. XIX, 15. sagt: Glaube nicht alles / was du hörest. Warum hat er dann nicht darnach gethan? Aber es ist ihm ergangen / wie jenem Stadt-Pfarrer / der auch so leichtgläubig war / und darüber betrogen / und zu Schanden wurde. Es war bekannt / daß dieser Mann sich leicht etwas aufbinden lasse / und damit auf die Cantzel lauffe / und es offentlich ausruffe. Demselben nun eines anzuhencken / gieng ein gewisser Burger / der eines lustigen humeurs war / einmahl zu ihm / und brachte unter andern Discursen vor / wie daß ein Mann in der Stadt wäre / der 5. Weiber zugleich hätte. Was? fuhr der Pfarrer mit grossem eiffer heraus / und hube seine Hände auf gen Himmel / ein Mann zugleich 5. Weiber? Ach / dis ist eine Himmel-schreyende

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_bericht_1711
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_bericht_1711/9
Zitationshilfe: Fabricius, Johann: Wahrhaftiger Bericht An einen guten Freund. Cölln, 1711, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_bericht_1711/9>, abgerufen am 03.12.2024.