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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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der gedancken.
ruhen, und fallen der stimme ein rechtes tempo
sey, davon man nicht incommodiret werde, ver-
ändert und versetzt die wörter und redens-arten
so lange, biß alles leicht und commode auszu-
sprechen, so kriegt man allezeit nette periodos,
Z. e. Jch hätte diesen satz: Excopiaferocia: erst-
lich fehlt das verbindungs wort, dieses setze ich
hinzu: Ex copia oritur ferocia: Damit man
nicht copiam unrecht verstehe, so setze: Ex copiae
pecuniae, rerum ad vitam transigendam necessa-
riarum, oritur ferocia:
Weil dieses nicht univer-
sel, setze: Oritur plerumque ferocia: Weil es nur
bey unverständigen geschicht, setze hinzu: Apud
homines imprudentes, affectibus indulgentes,
intellectu praeiudiciis deturpato aegrotantes:
So
bekommt man folgenden periodum: Ex copiae
pecuniae & rerum ad vitam transigendam neces-
sariarum, oritur plerumque ferocia, apud homines
imprudentes, affectibus indulgentes, intellectu
praeiudiciis deturpato aegrotantes:
Oder besser
und mit bequemerer aussprache: Quisquis nec
intellectum a praeiudiciis emendare, nec in volun-
tate affectibus imperare, ideoque parum prudenter
se gerere didicit: ipsi ex nimio rei familiaris incre-
mento, & opum, quamuis fugacium, affluentia,
effrena plerumque & indomita subnascitur ferocia:

Da dann alle theile in gehöriger symmetrie ste-
hen, leicht auszusprechen sind und wohl in das
gehör fallen. conf. Lami l' art de parler l. c. und
unten das 2. cap.
k) S. unten das 2. cap.

§. 11. Und dieses wären die elementa, und
der natürliche grund aller sprachen. Es kön-
nen aber diese principia, so vielerley zufälle ha-
ben, auf so mancherley weise verändert werden,
daß man fast so vielerley arten des ausdrucks
findet, als menschen sind. Die ursachen sol-

cher
L 4
der gedancken.
ruhen, und fallen der ſtimme ein rechtes tempo
ſey, davon man nicht incommodiret werde, ver-
aͤndert und verſetzt die woͤrter und redens-arten
ſo lange, biß alles leicht und commode auszu-
ſprechen, ſo kriegt man allezeit nette periodos,
Z. e. Jch haͤtte dieſen ſatz: Excopiaferocia: erſt-
lich fehlt das verbindungs wort, dieſes ſetze ich
hinzu: Ex copia oritur ferocia: Damit man
nicht copiam unrecht verſtehe, ſo ſetze: Ex copiæ
pecuniae, rerum ad vitam tranſigendam neceſſa-
riarum, oritur ferocia:
Weil dieſes nicht univer-
ſel, ſetze: Oritur plerumque ferocia: Weil es nur
bey unverſtaͤndigen geſchicht, ſetze hinzu: Apud
homines imprudentes, affectibus indulgentes,
intellectu praeiudiciis deturpato aegrotantes:
So
bekommt man folgenden periodum: Ex copiæ
pecuniae & rerum ad vitam tranſigendam neceſ-
ſariarum, oritur plerumque ferocia, apud homines
imprudentes, affectibus indulgentes, intellectu
praeiudiciis deturpato aegrotantes:
Oder beſſer
und mit bequemerer ausſprache: Quiſquis nec
intellectum a praeiudiciis emendare, nec in volun-
tate affectibus imperare, ideoque parum prudenter
ſe gerere didicit: ipſi ex nimio rei familiaris incre-
mento, & opum, quamuis fugacium, affluentia,
effrena plerumque & indomita ſubnaſcitur ferocia:

Da dann alle theile in gehoͤriger ſymmetrie ſte-
hen, leicht auszuſprechen ſind und wohl in das
gehoͤr fallen. conf. Lami l’ art de parler l. c. und
unten das 2. cap.
k) S. unten das 2. cap.

§. 11. Und dieſes waͤren die elementa, und
der natuͤrliche grund aller ſprachen. Es koͤn-
nen aber dieſe principia, ſo vielerley zufaͤlle ha-
ben, auf ſo mancherley weiſe veraͤndert werden,
daß man faſt ſo vielerley arten des ausdrucks
findet, als menſchen ſind. Die urſachen ſol-

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[167/0185] der gedancken. i⁾ ruhen, und fallen der ſtimme ein rechtes tempo ſey, davon man nicht incommodiret werde, ver- aͤndert und verſetzt die woͤrter und redens-arten ſo lange, biß alles leicht und commode auszu- ſprechen, ſo kriegt man allezeit nette periodos, Z. e. Jch haͤtte dieſen ſatz: Excopiaferocia: erſt- lich fehlt das verbindungs wort, dieſes ſetze ich hinzu: Ex copia oritur ferocia: Damit man nicht copiam unrecht verſtehe, ſo ſetze: Ex copiæ pecuniae, rerum ad vitam tranſigendam neceſſa- riarum, oritur ferocia: Weil dieſes nicht univer- ſel, ſetze: Oritur plerumque ferocia: Weil es nur bey unverſtaͤndigen geſchicht, ſetze hinzu: Apud homines imprudentes, affectibus indulgentes, intellectu praeiudiciis deturpato aegrotantes: So bekommt man folgenden periodum: Ex copiæ pecuniae & rerum ad vitam tranſigendam neceſ- ſariarum, oritur plerumque ferocia, apud homines imprudentes, affectibus indulgentes, intellectu praeiudiciis deturpato aegrotantes: Oder beſſer und mit bequemerer ausſprache: Quiſquis nec intellectum a praeiudiciis emendare, nec in volun- tate affectibus imperare, ideoque parum prudenter ſe gerere didicit: ipſi ex nimio rei familiaris incre- mento, & opum, quamuis fugacium, affluentia, effrena plerumque & indomita ſubnaſcitur ferocia: Da dann alle theile in gehoͤriger ſymmetrie ſte- hen, leicht auszuſprechen ſind und wohl in das gehoͤr fallen. conf. Lami l’ art de parler l. c. und unten das 2. cap. k⁾ S. unten das 2. cap. §. 11. Und dieſes waͤren die elementa, und der natuͤrliche grund aller ſprachen. Es koͤn- nen aber dieſe principia, ſo vielerley zufaͤlle ha- ben, auf ſo mancherley weiſe veraͤndert werden, daß man faſt ſo vielerley arten des ausdrucks findet, als menſchen ſind. Die urſachen ſol- cher L 4

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/185>, abgerufen am 26.11.2024.