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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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wächst ihnen dadurch noch einmahl so viel ge-
schicklichkeit zu.
b) Also vermeiden polite leute alle obscöne, liederli-
che und unter dem pöbel nur gebräuchliche worte
z. e. alle worte, welche man sonst mit dem axiomate
entschuldigen muß: naturalia non sunt turpia; alle
arten von flüchen, zoten, scheltworten etc. ferner die
grob und bäurisch klingen, als: fressen, sauffen,
hosen, dreck, etc.
an statt dessen sagen sie: essen,
trincken, bein-kleider, koth, etc.
Ja sie spre-
chen auch wohl die durch den universellen ge-
brauch eingeführten wörter etwas zierlicher und
manierlicher aus und moderiren die stimme, daß
sie nicht aus vollem halse reden. Einige sind in
etwas privilegiret davon abzugehen Z. e. Die
Herren Medici, etc.
denn die dürffen eher natür-
licher reden. Andere affectiren mit fleiß wider
den politen gebrauch zu sündigen Z. e. die närri-
schen flucher, zotenreisser, possenmacher, etc.

die dencken sich durch solche thorheit in auctori-
tät zu setzen, beliebt, formidable zu machen. Wie-
derum andere affectiren hier den politischen ge-
brauch gar zu sehr, Z. e. wenn man sprechen wol-
te: ich habe mir salua venia, oder saluo honore,
oder wohl gar sal fonore, ein paar schuhe ge-
kaufft,
oder wie iene frau, die sagte an statt: boh-
nen, behnen,
meinte, man brächte bey bohnen
den mund gar zu sehr aus den falten, oder an
statt: boden, kohlen, lieber bodden, kollen, etc.
c) Dieser ist so zu sagen der hauptgrund des poli-
ten gebrauchs, aber weil er sehr veränderlich ist,
so wird auch daher der polite gebrauch sehr geän-
dert. Wann eine sache gar zu gemein wird, ver-
liert sie ihre annehmlichkeit, und dann suchen
leute, die von andern würcklich distinguiret sind,
sich auch mit nicht gemeinen dingen in der distin-
ction zu erhalten, Z. e. sonst bedienten sich die
fürnehmsten nur der silbernen caffee-kannen, da
von dem ausdruck
waͤchſt ihnen dadurch noch einmahl ſo viel ge-
ſchicklichkeit zu.
b) Alſo vermeiden polite leute alle obſcoͤne, liederli-
che und unter dem poͤbel nur gebraͤuchliche worte
z. e. alle worte, welche man ſonſt mit dem axiomate
entſchuldigen muß: naturalia non ſunt turpia; alle
arten von fluͤchen, zoten, ſcheltworten ꝛc. ferner die
grob und baͤuriſch klingen, als: freſſen, ſauffen,
hoſen, dreck, ꝛc.
an ſtatt deſſen ſagen ſie: eſſen,
trincken, bein-kleider, koth, ꝛc.
Ja ſie ſpre-
chen auch wohl die durch den univerſellen ge-
brauch eingefuͤhrten woͤrter etwas zierlicher und
manierlicher aus und moderiren die ſtimme, daß
ſie nicht aus vollem halſe reden. Einige ſind in
etwas privilegiret davon abzugehen Z. e. Die
Herren Medici, ꝛc.
denn die duͤrffen eher natuͤr-
licher reden. Andere affectiren mit fleiß wider
den politen gebrauch zu ſuͤndigen Z. e. die naͤrri-
ſchen flucher, zotenreiſſer, poſſenmacher, ꝛc.

die dencken ſich durch ſolche thorheit in auctori-
taͤt zu ſetzen, beliebt, formidable zu machen. Wie-
derum andere affectiren hier den politiſchen ge-
brauch gar zu ſehr, Z. e. wenn man ſprechen wol-
te: ich habe mir ſalua venia, oder ſaluo honore,
oder wohl gar ſal fonore, ein paar ſchuhe ge-
kaufft,
oder wie iene frau, die ſagte an ſtatt: boh-
nen, behnen,
meinte, man braͤchte bey bohnen
den mund gar zu ſehr aus den falten, oder an
ſtatt: boden, kohlen, lieber bodden, kollen, ꝛc.
c) Dieſer iſt ſo zu ſagen der hauptgrund des poli-
ten gebrauchs, aber weil er ſehr veraͤnderlich iſt,
ſo wird auch daher der polite gebrauch ſehr geaͤn-
dert. Wann eine ſache gar zu gemein wird, ver-
liert ſie ihre annehmlichkeit, und dann ſuchen
leute, die von andern wuͤrcklich diſtinguiret ſind,
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[180/0198] von dem ausdruck a⁾ waͤchſt ihnen dadurch noch einmahl ſo viel ge- ſchicklichkeit zu. b⁾ Alſo vermeiden polite leute alle obſcoͤne, liederli- che und unter dem poͤbel nur gebraͤuchliche worte z. e. alle worte, welche man ſonſt mit dem axiomate entſchuldigen muß: naturalia non ſunt turpia; alle arten von fluͤchen, zoten, ſcheltworten ꝛc. ferner die grob und baͤuriſch klingen, als: freſſen, ſauffen, hoſen, dreck, ꝛc. an ſtatt deſſen ſagen ſie: eſſen, trincken, bein-kleider, koth, ꝛc. Ja ſie ſpre- chen auch wohl die durch den univerſellen ge- brauch eingefuͤhrten woͤrter etwas zierlicher und manierlicher aus und moderiren die ſtimme, daß ſie nicht aus vollem halſe reden. Einige ſind in etwas privilegiret davon abzugehen Z. e. Die Herren Medici, ꝛc. denn die duͤrffen eher natuͤr- licher reden. Andere affectiren mit fleiß wider den politen gebrauch zu ſuͤndigen Z. e. die naͤrri- ſchen flucher, zotenreiſſer, poſſenmacher, ꝛc. die dencken ſich durch ſolche thorheit in auctori- taͤt zu ſetzen, beliebt, formidable zu machen. Wie- derum andere affectiren hier den politiſchen ge- brauch gar zu ſehr, Z. e. wenn man ſprechen wol- te: ich habe mir ſalua venia, oder ſaluo honore, oder wohl gar ſal fonore, ein paar ſchuhe ge- kaufft, oder wie iene frau, die ſagte an ſtatt: boh- nen, behnen, meinte, man braͤchte bey bohnen den mund gar zu ſehr aus den falten, oder an ſtatt: boden, kohlen, lieber bodden, kollen, ꝛc. c⁾ Dieſer iſt ſo zu ſagen der hauptgrund des poli- ten gebrauchs, aber weil er ſehr veraͤnderlich iſt, ſo wird auch daher der polite gebrauch ſehr geaͤn- dert. Wann eine ſache gar zu gemein wird, ver- liert ſie ihre annehmlichkeit, und dann ſuchen leute, die von andern wuͤrcklich diſtinguiret ſind, ſich auch mit nicht gemeinen dingen in der diſtin- ction zu erhalten, Z. e. ſonſt bedienten ſich die fuͤrnehmſten nur der ſilbernen caffee-kannen, da dieſe

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/198>, abgerufen am 25.11.2024.