Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite
b)
von dem ausdruck
len. Die metaphorische oder ingeniöse ver-
wandschaft, gründet sich auf die argumenta il-
lustrantia, welche ausser dem wesen der sache
sind, daher kan man setzen:
1. Simile, Z. e. an statt: Rechte liebe ist bestän-
dig,
setze: Das feuer der wahren liebe verli-
schet auch im grabe nicht:
oder: eine brünsti-
ge liebe, welche von der aufrichtigkeit unter-
halten wird, kan bey keiner veränderung aus-
leschen. etc.
2. Exemplum, Z. e. an statt: er ist ein furchtsa-
mer tyranne,
setze: er ist ein rechter Tiberius.
Hieher könten auch sententiae referirt werden.
3. Z. e. Oppositum eius, quod intelligitur, an statt:
du bist albern, setze: Du bist ein artiger,
schöner herre! etc.

Hievon wird 1.metaphora genennet, wenn das simi-
le durch etliche eigenschaften gut durchgeführet
wird, heist es allegoria, führt es einen gelin-
dern concept ein als man sich vom obiecto sonst
macht, heist es euphemismus. Wenn 2. kurtz
angeführt wird heist es allusio, sonst bleibt es ein
ordentliches argumentum illustrans. Und end-
lich 3. ist die ironia. Die fontes dazu und was
bey dem gebrauch zu beobachten, siehe oben P. l.
c. IIII.
Das hauptsächlichste ist, daß man nicht
gar zu unbekannte und von dem wesen der sache
gar zu weit entfernte dinge nehme, und daß man
nicht in der ausführung sich übelreimender ideen
und worte bediene. Z. e er ist ein rechter Philipp
freyherr von Winneberg,
an statt: er liebt seine
freunde beständig,
oder: er ist ein rechter
Ecebolius,
an statt: er ist unbeständig in der
religion,
denn das wissen nicht alle leute, daß ie-
ner gesagt: er befinde sich am besten bey alten
kleidern und bey alten freunden,
und daß die-
ser seine religion zu anfang des vierdten säculi

nach
b)
von dem ausdruck
len. Die metaphoriſche oder ingenioͤſe ver-
wandſchaft, gruͤndet ſich auf die argumenta il-
luſtrantia, welche auſſer dem weſen der ſache
ſind, daher kan man ſetzen:
1. Simile, Z. e. an ſtatt: Rechte liebe iſt beſtaͤn-
dig,
ſetze: Das feuer der wahren liebe verli-
ſchet auch im grabe nicht:
oder: eine bruͤnſti-
ge liebe, welche von der aufrichtigkeit unter-
halten wird, kan bey keiner veraͤnderung aus-
leſchen. ꝛc.
2. Exemplum, Z. e. an ſtatt: er iſt ein furchtſa-
mer tyranne,
ſetze: er iſt ein rechter Tiberius.
Hieher koͤnten auch ſententiae referirt werden.
3. Z. e. Oppoſitum eius, quod intelligitur, an ſtatt:
du biſt albern, ſetze: Du biſt ein artiger,
ſchoͤner herre! ꝛc.

Hievon wird 1.metaphora genennet, wenn das ſimi-
le durch etliche eigenſchaften gut durchgefuͤhret
wird, heiſt es allegoria, fuͤhrt es einen gelin-
dern concept ein als man ſich vom obiecto ſonſt
macht, heiſt es euphemiſmus. Wenn 2. kurtz
angefuͤhrt wird heiſt es alluſio, ſonſt bleibt es ein
ordentliches argumentum illuſtrans. Und end-
lich 3. iſt die ironia. Die fontes dazu und was
bey dem gebrauch zu beobachten, ſiehe oben P. l.
c. IIII.
Das hauptſaͤchlichſte iſt, daß man nicht
gar zu unbekannte und von dem weſen der ſache
gar zu weit entfernte dinge nehme, und daß man
nicht in der ausfuͤhrung ſich uͤbelreimender ideen
und worte bediene. Z. e er iſt ein rechter Philipp
freyherr von Winneberg,
an ſtatt: er liebt ſeine
freunde beſtaͤndig,
oder: er iſt ein rechter
Ecebolius,
an ſtatt: er iſt unbeſtaͤndig in der
religion,
denn das wiſſen nicht alle leute, daß ie-
ner geſagt: er befinde ſich am beſten bey alten
kleidern und bey alten freunden,
und daß die-
ſer ſeine religion zu anfang des vierdten ſaͤculi

nach
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <note xml:id="note-b-40" prev="#notefn-b-40" place="end" n="b)">
            <p><pb facs="#f0206" n="188"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von dem                                 ausdruck</hi></fw><lb/>
len. <hi rendition="#fr">Die                                 metaphori&#x017F;che oder ingenio&#x0364;&#x017F;e</hi> ver-<lb/>
wand&#x017F;chaft, gru&#x0364;ndet &#x017F;ich auf die argumenta                             il-<lb/>
lu&#x017F;trantia, welche au&#x017F;&#x017F;er dem we&#x017F;en                             der &#x017F;ache<lb/>
&#x017F;ind, daher kan man &#x017F;etzen:</p><lb/>
            <list>
              <item>1. <hi rendition="#aq">Simile,</hi> Z. e. an &#x017F;tatt: <hi rendition="#fr">Rechte liebe i&#x017F;t be&#x017F;ta&#x0364;n-<lb/>
dig,</hi> &#x017F;etze: <hi rendition="#fr">Das feuer der wahren                                 liebe verli-<lb/>
&#x017F;chet auch im grabe nicht:</hi> oder: <hi rendition="#fr">eine bru&#x0364;n&#x017F;ti-<lb/>
ge liebe, welche                                 von der aufrichtigkeit unter-<lb/>
halten wird, kan bey keiner                                 vera&#x0364;nderung aus-<lb/>
le&#x017F;chen. &#xA75B;c.</hi></item><lb/>
              <item>2. <hi rendition="#aq">Exemplum,</hi> Z. e. an &#x017F;tatt: <hi rendition="#fr">er i&#x017F;t ein furcht&#x017F;a-<lb/>
mer                                 tyranne,</hi> &#x017F;etze: <hi rendition="#fr">er i&#x017F;t ein                                 rechter Tiberius.</hi><lb/>
Hieher ko&#x0364;nten auch <hi rendition="#aq">&#x017F;ententiae</hi> referirt werden.</item><lb/>
              <item>3. Z. e. <hi rendition="#aq">Oppo&#x017F;itum eius, quod                                 intelligitur,</hi> an &#x017F;tatt:<lb/><hi rendition="#fr">du bi&#x017F;t albern,</hi> &#x017F;etze: <hi rendition="#fr">Du bi&#x017F;t ein artiger,<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;ner herre! &#xA75B;c.</hi></item>
            </list><lb/>
            <p>Hievon wird 1.<hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">metaphora</hi></hi> genennet, wenn das &#x017F;imi-<lb/>
le durch                             etliche eigen&#x017F;chaften gut durchgefu&#x0364;hret<lb/>
wird,                             hei&#x017F;t es <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">allegoria,</hi></hi> fu&#x0364;hrt es einen gelin-<lb/>
dern                             concept ein als man &#x017F;ich vom obiecto &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
macht, hei&#x017F;t es <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">euphemi&#x017F;mus.</hi></hi> Wenn 2. kurtz<lb/>
angefu&#x0364;hrt wird hei&#x017F;t es <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">allu&#x017F;io,</hi></hi> &#x017F;on&#x017F;t                             bleibt es ein<lb/>
ordentliches argumentum illu&#x017F;trans. Und                             end-<lb/>
lich 3. i&#x017F;t die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">ironia.</hi></hi> Die fontes dazu und was<lb/>
bey dem gebrauch                             zu beobachten, &#x017F;iehe oben <hi rendition="#aq">P. l.<lb/>
c.                                 IIII.</hi> Das haupt&#x017F;a&#x0364;chlich&#x017F;te i&#x017F;t,                             daß man nicht<lb/>
gar zu unbekannte und von dem we&#x017F;en der                             &#x017F;ache<lb/>
gar zu weit entfernte dinge nehme, und daß man<lb/>
nicht in der ausfu&#x0364;hrung &#x017F;ich u&#x0364;belreimender                             ideen<lb/>
und worte bediene. Z. e <hi rendition="#fr">er i&#x017F;t ein                                 rechter Philipp<lb/>
freyherr von Winneberg,</hi> an &#x017F;tatt: <hi rendition="#fr">er liebt &#x017F;eine<lb/>
freunde                                 be&#x017F;ta&#x0364;ndig,</hi> oder: <hi rendition="#fr">er                                 i&#x017F;t ein rechter<lb/>
Ecebolius,</hi> an &#x017F;tatt: <hi rendition="#fr">er i&#x017F;t unbe&#x017F;ta&#x0364;ndig in der<lb/>
religion,</hi> denn das wi&#x017F;&#x017F;en nicht alle leute, daß                             ie-<lb/>
ner ge&#x017F;agt: <hi rendition="#fr">er befinde &#x017F;ich                                 am be&#x017F;ten bey alten<lb/>
kleidern und bey alten                                 freunden,</hi> und daß <hi rendition="#fr">die-<lb/>
&#x017F;er                                 &#x017F;eine religion zu anfang des vierdten                                 &#x017F;a&#x0364;culi</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">nach</hi></fw><lb/></p>
          </note>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[188/0206] von dem ausdruck b⁾ len. Die metaphoriſche oder ingenioͤſe ver- wandſchaft, gruͤndet ſich auf die argumenta il- luſtrantia, welche auſſer dem weſen der ſache ſind, daher kan man ſetzen: 1. Simile, Z. e. an ſtatt: Rechte liebe iſt beſtaͤn- dig, ſetze: Das feuer der wahren liebe verli- ſchet auch im grabe nicht: oder: eine bruͤnſti- ge liebe, welche von der aufrichtigkeit unter- halten wird, kan bey keiner veraͤnderung aus- leſchen. ꝛc. 2. Exemplum, Z. e. an ſtatt: er iſt ein furchtſa- mer tyranne, ſetze: er iſt ein rechter Tiberius. Hieher koͤnten auch ſententiae referirt werden. 3. Z. e. Oppoſitum eius, quod intelligitur, an ſtatt: du biſt albern, ſetze: Du biſt ein artiger, ſchoͤner herre! ꝛc. Hievon wird 1.metaphora genennet, wenn das ſimi- le durch etliche eigenſchaften gut durchgefuͤhret wird, heiſt es allegoria, fuͤhrt es einen gelin- dern concept ein als man ſich vom obiecto ſonſt macht, heiſt es euphemiſmus. Wenn 2. kurtz angefuͤhrt wird heiſt es alluſio, ſonſt bleibt es ein ordentliches argumentum illuſtrans. Und end- lich 3. iſt die ironia. Die fontes dazu und was bey dem gebrauch zu beobachten, ſiehe oben P. l. c. IIII. Das hauptſaͤchlichſte iſt, daß man nicht gar zu unbekannte und von dem weſen der ſache gar zu weit entfernte dinge nehme, und daß man nicht in der ausfuͤhrung ſich uͤbelreimender ideen und worte bediene. Z. e er iſt ein rechter Philipp freyherr von Winneberg, an ſtatt: er liebt ſeine freunde beſtaͤndig, oder: er iſt ein rechter Ecebolius, an ſtatt: er iſt unbeſtaͤndig in der religion, denn das wiſſen nicht alle leute, daß ie- ner geſagt: er befinde ſich am beſten bey alten kleidern und bey alten freunden, und daß die- ſer ſeine religion zu anfang des vierdten ſaͤculi nach

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/206
Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/206>, abgerufen am 21.11.2024.