ten stilo, §. 26. Vom cärimonioso, §. 27. Vom epistolari, §. 28. Vom dogmatico und polemico, etc. §. 29.
§. 1.
D Je mancherley zufälligen dinge, welche bey dem stilo die wesentliche eigenschaf- ten desselben, vielfältig bey der anwen- dung modificiren, und die verhältniß seiner thei- le in etwas verändern, bringen auch verschie- dene arten des stili herfür.a) Die wichtigste veränderung entstehet, von den unterschiede- nen obiectis, deren iedes einen besondern stilum erfodert. Jst das obiectum sinnlich, so bekommt man stilum simplicem, der sicy auf den univer- sellen gebrauch gründet; ist es abstract, so ent- steht der stilus eruditus, nach dem gelehrten ge- brauch; bey niedrigen obiectis ist der stilus hu- milis; bey hohen, der sublimis; bey mittel- mäßigen, der mediocris zugebrauchen; gehet es den verstand allein an, erfordert es stilum theo- reticum; gehet es den willen an, erfodert es patheticum u. s. f.
a) Es ist wohl zu mercken, daß die unterschiedenen arten des stili nicht daher kommen, weil man die- im vorigen cap. angeführte eigenschaften weg läs- set, sondern weil man dieselben nur mehr oder weniger mercken läst. Wie z. e. die unterschie- denen gesichter der leute nicht deßwegen bemer- cket werden, weil es diesem an der nase ienem an den lippen oder augen fehlt, sondern weil iener eine grosse, dieser eine kleine nase hat, weil dieser eine herfürragende ober-lippe, iener eine her- fürstehende unter-lippe, iener schwartze, dieser katzen-graue augen hat. etc.
§. 2.
des ſtili inſonderheit.
ten ſtilo, §. 26. Vom caͤrimonioſo, §. 27. Vom epiſtolari, §. 28. Vom dogmatico und polemico, ꝛc. §. 29.
§. 1.
D Je mancherley zufaͤlligen dinge, welche bey dem ſtilo die weſentliche eigenſchaf- ten deſſelben, vielfaͤltig bey der anwen- dung modificiren, und die verhaͤltniß ſeiner thei- le in etwas veraͤndern, bringen auch verſchie- dene arten des ſtili herfuͤr.a) Die wichtigſte veraͤnderung entſtehet, von den unterſchiede- nen obiectis, deren iedes einen beſondern ſtilum erfodert. Jſt das obiectum ſinnlich, ſo bekom̃t man ſtilum ſimplicem, der ſicy auf den univer- ſellen gebrauch gruͤndet; iſt es abſtract, ſo ent- ſteht der ſtilus eruditus, nach dem gelehrten ge- brauch; bey niedrigen obiectis iſt der ſtilus hu- milis; bey hohen, der ſublimis; bey mittel- maͤßigen, der mediocris zugebrauchen; gehet es den verſtand allein an, erfordert es ſtilum theo- reticum; gehet es den willen an, erfodert es patheticum u. ſ. f.
a) Es iſt wohl zu mercken, daß die unterſchiedenen arten des ſtili nicht daher kommen, weil man die- im voꝛigen cap. angefuͤhrte eigenſchaften weg laͤſ- ſet, ſondern weil man dieſelben nur mehr oder weniger mercken laͤſt. Wie z. e. die unterſchie- denen geſichter der leute nicht deßwegen bemer- cket werden, weil es dieſem an der naſe ienem an den lippen oder augen fehlt, ſondern weil iener eine groſſe, dieſer eine kleine naſe hat, weil dieſer eine herfuͤrragende ober-lippe, iener eine her- fuͤrſtehende unter-lippe, iener ſchwartze, dieſer katzen-graue augen hat. ꝛc.
§. 2.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><argument><p><pbfacs="#f0255"n="237"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">des ſtili inſonderheit.</hi></fw><lb/>
ten ſtilo, §. 26. Vom caͤrimonioſo, §. 27. Vom<lb/>
epiſtolari, §. 28. Vom dogmatico und polemico, ꝛc.<lb/>
§. 29.</p></argument><lb/><p><hirendition="#c">§. 1.</hi></p><lb/><p><hirendition="#in">D</hi> Je mancherley zufaͤlligen dinge, welche<lb/>
bey dem ſtilo die weſentliche eigenſchaf-<lb/>
ten deſſelben, vielfaͤltig bey der anwen-<lb/>
dung modificiren, und die verhaͤltniß ſeiner thei-<lb/>
le in etwas veraͤndern, bringen auch verſchie-<lb/>
dene arten des ſtili herfuͤr.<notexml:id="notefn-a-65"next="#note-a-65"place="end"n="a)"/> Die wichtigſte<lb/>
veraͤnderung entſtehet, von den unterſchiede-<lb/>
nen obiectis, deren iedes einen beſondern ſtilum<lb/>
erfodert. Jſt das obiectum ſinnlich, ſo bekom̃t<lb/>
man ſtilum ſimplicem, der ſicy auf den univer-<lb/>ſellen gebrauch gruͤndet; iſt es abſtract, ſo ent-<lb/>ſteht der ſtilus eruditus, nach dem gelehrten ge-<lb/>
brauch; bey niedrigen obiectis iſt der ſtilus hu-<lb/>
milis; bey hohen, der ſublimis; bey mittel-<lb/>
maͤßigen, der mediocris zugebrauchen; gehet es<lb/>
den verſtand allein an, erfordert es ſtilum theo-<lb/>
reticum; gehet es den willen an, erfodert es<lb/>
patheticum u. ſ. f.</p><lb/><notexml:id="note-a-65"prev="#notefn-a-65"place="end"n="a)">Es iſt wohl zu mercken, daß die unterſchiedenen<lb/>
arten des ſtili nicht daher kommen, weil man die-<lb/>
im voꝛigen cap. angefuͤhrte eigenſchaften weg laͤſ-<lb/>ſet, ſondern weil man dieſelben nur mehr oder<lb/>
weniger mercken laͤſt. Wie z. e. die unterſchie-<lb/>
denen geſichter der leute nicht deßwegen bemer-<lb/>
cket werden, weil es dieſem an der naſe ienem an<lb/>
den lippen oder augen fehlt, ſondern weil iener<lb/>
eine groſſe, dieſer eine kleine naſe hat, weil dieſer<lb/>
eine herfuͤrragende ober-lippe, iener eine her-<lb/>
fuͤrſtehende unter-lippe, iener ſchwartze, dieſer<lb/>
katzen-graue augen hat. ꝛc.<lb/></note><fwplace="bottom"type="catch">§. 2.</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[237/0255]
des ſtili inſonderheit.
ten ſtilo, §. 26. Vom caͤrimonioſo, §. 27. Vom
epiſtolari, §. 28. Vom dogmatico und polemico, ꝛc.
§. 29.
§. 1.
D Je mancherley zufaͤlligen dinge, welche
bey dem ſtilo die weſentliche eigenſchaf-
ten deſſelben, vielfaͤltig bey der anwen-
dung modificiren, und die verhaͤltniß ſeiner thei-
le in etwas veraͤndern, bringen auch verſchie-
dene arten des ſtili herfuͤr.
a⁾
Die wichtigſte
veraͤnderung entſtehet, von den unterſchiede-
nen obiectis, deren iedes einen beſondern ſtilum
erfodert. Jſt das obiectum ſinnlich, ſo bekom̃t
man ſtilum ſimplicem, der ſicy auf den univer-
ſellen gebrauch gruͤndet; iſt es abſtract, ſo ent-
ſteht der ſtilus eruditus, nach dem gelehrten ge-
brauch; bey niedrigen obiectis iſt der ſtilus hu-
milis; bey hohen, der ſublimis; bey mittel-
maͤßigen, der mediocris zugebrauchen; gehet es
den verſtand allein an, erfordert es ſtilum theo-
reticum; gehet es den willen an, erfodert es
patheticum u. ſ. f.
a⁾ Es iſt wohl zu mercken, daß die unterſchiedenen
arten des ſtili nicht daher kommen, weil man die-
im voꝛigen cap. angefuͤhrte eigenſchaften weg laͤſ-
ſet, ſondern weil man dieſelben nur mehr oder
weniger mercken laͤſt. Wie z. e. die unterſchie-
denen geſichter der leute nicht deßwegen bemer-
cket werden, weil es dieſem an der naſe ienem an
den lippen oder augen fehlt, ſondern weil iener
eine groſſe, dieſer eine kleine naſe hat, weil dieſer
eine herfuͤrragende ober-lippe, iener eine her-
fuͤrſtehende unter-lippe, iener ſchwartze, dieſer
katzen-graue augen hat. ꝛc.
§. 2.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/255>, abgerufen am 27.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.