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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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des stili insonderheit.
wohl sie freylich von denen scharf critisirenden
manchmahl theils nicht hieher gerechnet, theils
ziemlich taxiret werden.
b) Die hoheit des obiecti ist hier der grund, ohne
welche schlechterdings kein stilus sublimis statt
findet. Hohe obiecta sind, die sich auf etwas
göttliches beziehen, oder nichts als solche gedan-
cken involviren, die von der welt (nicht eben der
alten weiber, und unwissenden iugend, sondern
der vernünftigen) für etwas ausserordentliches
gehalten und bewundert werden. Und dieses
ist das sublime selbst, welches Boileau von dem
stilo sublimi unterscheidet, den ein hohes obie-
ctum und die gedancke davon, ist ia nicht mit
dem ausdruck einerley. Aber eben dieses subli-
me erfodert einen hohen ausdruck und dazu schi-
cken sich nicht alle leute. Z. e. hätte Weise wohl
einen solchen panegyricum auf Leopoldum hal-
ten können, als der Herr von Königsdorf?
c) Man verfällt dar ein, wo man kein hohes obie-
ctum hat, oder bey einem hohen obiecto auf läp-
pische umstände und kleinigkeiten fällt, oder mon-
ströse ideen macht, oder Gott zu nahe tritt und
menschliche hoheiten höher hebt, oder wo man in
den worten, derselben iunctur, numero, und
dergleichen, affectiret: Z. e. wenn man bey ei-
nem mässigen officirer, erbaren mann und frau,
in der parentation einen lermen macht, als wann
Marlborough und Turenne, printzen und prin-
tzeßinnen fürhanden; wann man bey schlechten
dingen illustrantia von hohen sachen hernimmt,
gratulirt z. e. einer bürger-frau, und führt kö-
niginnen als exempel an; wann man von einem
grossen helden redet und unter andern anführet,
wie er sich mit besonderen hohen air zu schneutzen
pflege; wann Hofmannswaldau spricht: Rufst
du so bält mich auch der bimmel selbst nicht
auf;
Wann iener bischof in Straßburg bey dem
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des ſtili inſonderheit.
wohl ſie freylich von denen ſcharf critiſirenden
manchmahl theils nicht hieher gerechnet, theils
ziemlich taxiret werden.
b) Die hoheit des obiecti iſt hier der grund, ohne
welche ſchlechterdings kein ſtilus ſublimis ſtatt
findet. Hohe obiecta ſind, die ſich auf etwas
goͤttliches beziehen, oder nichts als ſolche gedan-
cken involviren, die von der welt (nicht eben der
alten weiber, und unwiſſenden iugend, ſondern
der vernuͤnftigen) fuͤr etwas auſſerordentliches
gehalten und bewundert werden. Und dieſes
iſt das ſublime ſelbſt, welches Boileau von dem
ſtilo ſublimi unterſcheidet, den ein hohes obie-
ctum und die gedancke davon, iſt ia nicht mit
dem ausdruck einerley. Aber eben dieſes ſubli-
me erfodert einen hohen ausdruck und dazu ſchi-
cken ſich nicht alle leute. Z. e. haͤtte Weiſe wohl
einen ſolchen panegyricum auf Leopoldum hal-
ten koͤnnen, als der Herr von Koͤnigsdorf?
c) Man verfaͤllt dar ein, wo man kein hohes obie-
ctum hat, oder bey einem hohen obiecto auf laͤp-
piſche umſtaͤnde und kleinigkeiten faͤllt, oder mon-
ſtroͤſe ideen macht, oder Gott zu nahe tritt und
menſchliche hoheiten hoͤher hebt, oder wo man in
den worten, derſelben iunctur, numero, und
dergleichen, affectiret: Z. e. wenn man bey ei-
nem maͤſſigen officirer, erbaren mann und frau,
in der parentation einen lermen macht, als wann
Marlborough und Turenne, printzen und prin-
tzeßinnen fuͤrhanden; wann man bey ſchlechten
dingen illuſtrantia von hohen ſachen hernimmt,
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niginnen als exempel an; wann man von einem
groſſen helden redet und unter andern anfuͤhret,
wie er ſich mit beſonderen hohen air zu ſchneutzen
pflege; wann Hofmannswaldau ſpricht: Rufſt
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Wann iener biſchof in Straßburg bey dem
S 4
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[279/0297] des ſtili inſonderheit. a⁾ wohl ſie freylich von denen ſcharf critiſirenden manchmahl theils nicht hieher gerechnet, theils ziemlich taxiret werden. b⁾ Die hoheit des obiecti iſt hier der grund, ohne welche ſchlechterdings kein ſtilus ſublimis ſtatt findet. Hohe obiecta ſind, die ſich auf etwas goͤttliches beziehen, oder nichts als ſolche gedan- cken involviren, die von der welt (nicht eben der alten weiber, und unwiſſenden iugend, ſondern der vernuͤnftigen) fuͤr etwas auſſerordentliches gehalten und bewundert werden. Und dieſes iſt das ſublime ſelbſt, welches Boileau von dem ſtilo ſublimi unterſcheidet, den ein hohes obie- ctum und die gedancke davon, iſt ia nicht mit dem ausdruck einerley. Aber eben dieſes ſubli- me erfodert einen hohen ausdruck und dazu ſchi- cken ſich nicht alle leute. Z. e. haͤtte Weiſe wohl einen ſolchen panegyricum auf Leopoldum hal- ten koͤnnen, als der Herr von Koͤnigsdorf? c⁾ Man verfaͤllt dar ein, wo man kein hohes obie- ctum hat, oder bey einem hohen obiecto auf laͤp- piſche umſtaͤnde und kleinigkeiten faͤllt, oder mon- ſtroͤſe ideen macht, oder Gott zu nahe tritt und menſchliche hoheiten hoͤher hebt, oder wo man in den worten, derſelben iunctur, numero, und dergleichen, affectiret: Z. e. wenn man bey ei- nem maͤſſigen officirer, erbaren mann und frau, in der parentation einen lermen macht, als wann Marlborough und Turenne, printzen und prin- tzeßinnen fuͤrhanden; wann man bey ſchlechten dingen illuſtrantia von hohen ſachen hernimmt, gratulirt z. e. einer buͤrger-frau, und fuͤhrt koͤ- niginnen als exempel an; wann man von einem groſſen helden redet und unter andern anfuͤhret, wie er ſich mit beſonderen hohen air zu ſchneutzen pflege; wann Hofmannswaldau ſpricht: Rufſt du ſo baͤlt mich auch der bimmel ſelbſt nicht auf; Wann iener biſchof in Straßburg bey dem ein- S 4

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/297>, abgerufen am 22.11.2024.