Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite
von denen unterschiedenen arten
zu verwerfen. wann man ihn als eine würtze
gebraucht, den stilum beliebt und eine gesell-
schaft angenehme zu machen, ia es schreiben
Tacitus, Seneca, P[l]inius etc. mehrentheils
im stilo arguto, im Teutschen: Riemer, D. Hein-
rich Müller in seinen Erquick-stunden, der
Cabinetprediger etc. die epigrammata etc.

b) Wer also diese nicht besitzet, thut wohl wann er
sich mit dem stilo arguto nicht verwirret, denn
man kan zur noth ihn wohl entbehren.
c) S. Hln. Langens E 3 O. p. 240. P. I. sqq.
d) S. oben P. l. cap. 4. §. 10. Man leget dadurch
einer sache gantz fremde ursachen würckungen
und eigenschaften bey z. e. T[r]eu und glaube
währen am langsten/ denn sie werden am we-
nigsten gebraucht: Jener alte meinte er kön-
nebesser sehn, mehr tragen, und babe mehr zu
befehlen, als in seiner iugend, denn einmahl
käme ihm alles doppelt für das gesicht, her-
nach müsse er mehr leiden und enolich müsse
er seinen leuten eine sa[ch]e zehnmahl befehlen,
ehe sie geschehe:
Sturmius wurde von Aug-
spnrg an Carolum V. geschickt, rechenschaft zu
geben, warum die stadt unser lieben frauen
brüder so übel tractiret, und gab diese antwort:
So lange sie anser lieben frauen brüder gewe-
sen, habe man sie gerne gesehen, aber da sie
hätten unser lieben frauen männer werden
wollen, wäre es zu arg worden: Wenn man
den narren statuen setzt, da wird seiner klug-
heit auch gedacht werden:
Mr. Windbeutel
trägt eine schöne perruque, will damit die leu-
te lügen straffen, wenn sie sprechen, es sey kein
gutes haar an ihm: Publicola hat eine rechte
f[r]omme frau, denn sie feyert alle woche sieben
feyertage: Er ist wie das glück das ihn erho-
ben, denn er sucht nur den narren fortzuhel-
fen: Das frauenzimmer will nicht wissen,

von denen unterſchiedenen arten
zu verwerfen. wann man ihn als eine wuͤrtze
gebraucht, den ſtilum beliebt und eine geſell-
ſchaft angenehme zu machen, ia es ſchreiben
Tacitus, Seneca, P[l]inius ꝛc. mehrentheils
im ſtilo arguto, im Teutſchen: Riemer, D. Hein-
rich Muͤller in ſeinen Erquick-ſtunden, der
Cabinetprediger ꝛc. die epigrammata ꝛc.

b) Wer alſo dieſe nicht beſitzet, thut wohl wann er
ſich mit dem ſtilo arguto nicht verwirret, denn
man kan zur noth ihn wohl entbehren.
c) S. Hln. Langens E 3 O. p. 240. P. I. ſqq.
d) S. oben P. l. cap. 4. §. 10. Man leget dadurch
einer ſache gantz fremde urſachen wuͤrckungen
und eigenſchaften bey z. e. T[r]eu und glaube
waͤhren am langſten/ denn ſie werden am we-
nigſten gebraucht: Jener alte meinte er koͤn-
nebeſſer ſehn, mehr tragen, und babe mehr zu
befehlen, als in ſeiner iugend, denn einmahl
kaͤme ihm alles doppelt fuͤr das geſicht, her-
nach muͤſſe er mehr leiden und enolich muͤſſe
er ſeinen leuten eine ſa[ch]e zehnmahl befehlen,
ehe ſie geſchehe:
Sturmius wurde von Aug-
ſpnrg an Carolum V. geſchickt, rechenſchaft zu
geben, warum die ſtadt unſer lieben frauen
bruͤder ſo uͤbel tractiret, und gab dieſe antwort:
So lange ſie anſer lieben frauen bruͤder gewe-
ſen, habe man ſie gerne geſehen, aber da ſie
haͤtten unſer lieben frauen maͤnner werden
wollen, waͤre es zu arg worden: Wenn man
den narren ſtatuen ſetzt, da wird ſeiner klug-
heit auch gedacht werden:
Mr. Windbeutel
traͤgt eine ſchoͤne perruque, will damit die leu-
te luͤgen ſtraffen, wenn ſie ſprechen, es ſey kein
gutes haar an ihm: Publicola hat eine rechte
f[r]omme frau, denn ſie feyert alle woche ſieben
feyertage: Er iſt wie das gluͤck das ihn erho-
ben, denn er ſucht nur den narren fortzuhel-
fen: Das frauenzimmer will nicht wiſſen,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <note xml:id="note-a-70" prev="#notefn-a-70" place="end" n="a)"><pb facs="#f0334" n="316"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von denen                                         unter&#x017F;chiedenen arten</hi></fw><lb/>
zu verwerfen.                                 wann man ihn als eine wu&#x0364;rtze<lb/>
gebraucht, den                                 &#x017F;tilum beliebt und eine ge&#x017F;ell-<lb/>
&#x017F;chaft                                 angenehme zu machen, ia es &#x017F;chreiben<lb/><hi rendition="#fr">Tacitus, Seneca, P<supplied>l</supplied>inius                                     &#xA75B;c.</hi> mehrentheils<lb/>
im &#x017F;tilo arguto, im                                 Teut&#x017F;chen: <hi rendition="#fr">Riemer,</hi> <hi rendition="#aq">D.</hi> <hi rendition="#fr">Hein-<lb/>
rich Mu&#x0364;ller in &#x017F;einen                                     Erquick-&#x017F;tunden, der<lb/>
Cabinetprediger &#xA75B;c. die                                     epigrammata &#xA75B;c.</hi><lb/></note>
            <note xml:id="note-b-52" prev="#notefn-b-52" place="end" n="b)">Wer al&#x017F;o die&#x017F;e nicht                                 be&#x017F;itzet, thut wohl wann er<lb/>
&#x017F;ich mit dem                                 &#x017F;tilo arguto nicht verwirret, denn<lb/>
man kan zur noth ihn                                 wohl entbehren.<lb/></note>
            <note xml:id="note-c-34" prev="#notefn-c-34" place="end" n="c)">S. <hi rendition="#fr">Hln. Langens E                                     3 O.</hi> <hi rendition="#aq">p. 240. P. I. &#x017F;qq.</hi><lb/></note>
            <note xml:id="note-d-22" prev="#notefn-d-22" place="end" n="d)"><hi rendition="#fr">S. oben</hi><hi rendition="#aq">P. l.</hi> cap. 4. §. 10. Man leget dadurch<lb/>
einer &#x017F;ache gantz fremde ur&#x017F;achen                                 wu&#x0364;rckungen<lb/>
und eigen&#x017F;chaften bey z. e. <hi rendition="#fr">T<supplied>r</supplied>eu und glaube<lb/>
wa&#x0364;hren am lang&#x017F;ten/ denn &#x017F;ie werden am                                     we-<lb/>
nig&#x017F;ten gebraucht: Jener alte meinte er                                     ko&#x0364;n-<lb/>
nebe&#x017F;&#x017F;er &#x017F;ehn, mehr                                     tragen, und babe mehr zu<lb/>
befehlen, als in &#x017F;einer                                     iugend, denn einmahl<lb/>
ka&#x0364;me ihm alles doppelt                                     fu&#x0364;r das ge&#x017F;icht, her-<lb/>
nach                                     mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e er mehr leiden und enolich                                     mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e<lb/>
er &#x017F;einen leuten eine                                         &#x017F;a<supplied>ch</supplied>e zehnmahl befehlen,<lb/>
ehe &#x017F;ie ge&#x017F;chehe:</hi> Sturmius wurde von                                 Aug-<lb/>
&#x017F;pnrg an Carolum <hi rendition="#aq">V.</hi> ge&#x017F;chickt, rechen&#x017F;chaft zu<lb/>
geben, warum die                                 &#x017F;tadt un&#x017F;er lieben frauen<lb/>
bru&#x0364;der                                 &#x017F;o u&#x0364;bel tractiret, und gab die&#x017F;e antwort:<lb/><hi rendition="#fr">So lange &#x017F;ie an&#x017F;er lieben frauen                                     bru&#x0364;der gewe-<lb/>
&#x017F;en, habe man &#x017F;ie gerne                                     ge&#x017F;ehen, aber da &#x017F;ie<lb/>
ha&#x0364;tten                                     un&#x017F;er lieben frauen ma&#x0364;nner werden<lb/>
wollen,                                     wa&#x0364;re es zu arg worden: Wenn man<lb/>
den narren                                     &#x017F;tatuen &#x017F;etzt, da wird &#x017F;einer klug-<lb/>
heit auch gedacht werden:</hi> <hi rendition="#aq">Mr.</hi> <hi rendition="#fr">Windbeutel<lb/>
tra&#x0364;gt eine                                     &#x017F;cho&#x0364;ne perruque, will damit die leu-<lb/>
te                                     lu&#x0364;gen &#x017F;traffen, wenn &#x017F;ie &#x017F;prechen,                                     es &#x017F;ey kein<lb/>
gutes haar an ihm: Publicola hat eine                                     rechte<lb/>
f<supplied>r</supplied>omme frau, denn &#x017F;ie                                     feyert alle woche &#x017F;ieben<lb/>
feyertage: Er i&#x017F;t                                     wie das glu&#x0364;ck das ihn erho-<lb/>
ben, denn er                                     &#x017F;ucht nur den narren fortzuhel-<lb/>
fen: Das                                     frauenzimmer will nicht wi&#x017F;&#x017F;en,</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">was</hi></fw><lb/></note>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[316/0334] von denen unterſchiedenen arten a⁾ zu verwerfen. wann man ihn als eine wuͤrtze gebraucht, den ſtilum beliebt und eine geſell- ſchaft angenehme zu machen, ia es ſchreiben Tacitus, Seneca, Plinius ꝛc. mehrentheils im ſtilo arguto, im Teutſchen: Riemer, D. Hein- rich Muͤller in ſeinen Erquick-ſtunden, der Cabinetprediger ꝛc. die epigrammata ꝛc. b⁾ Wer alſo dieſe nicht beſitzet, thut wohl wann er ſich mit dem ſtilo arguto nicht verwirret, denn man kan zur noth ihn wohl entbehren. c⁾ S. Hln. Langens E 3 O. p. 240. P. I. ſqq. d⁾ S. oben P. l. cap. 4. §. 10. Man leget dadurch einer ſache gantz fremde urſachen wuͤrckungen und eigenſchaften bey z. e. Treu und glaube waͤhren am langſten/ denn ſie werden am we- nigſten gebraucht: Jener alte meinte er koͤn- nebeſſer ſehn, mehr tragen, und babe mehr zu befehlen, als in ſeiner iugend, denn einmahl kaͤme ihm alles doppelt fuͤr das geſicht, her- nach muͤſſe er mehr leiden und enolich muͤſſe er ſeinen leuten eine ſache zehnmahl befehlen, ehe ſie geſchehe: Sturmius wurde von Aug- ſpnrg an Carolum V. geſchickt, rechenſchaft zu geben, warum die ſtadt unſer lieben frauen bruͤder ſo uͤbel tractiret, und gab dieſe antwort: So lange ſie anſer lieben frauen bruͤder gewe- ſen, habe man ſie gerne geſehen, aber da ſie haͤtten unſer lieben frauen maͤnner werden wollen, waͤre es zu arg worden: Wenn man den narren ſtatuen ſetzt, da wird ſeiner klug- heit auch gedacht werden: Mr. Windbeutel traͤgt eine ſchoͤne perruque, will damit die leu- te luͤgen ſtraffen, wenn ſie ſprechen, es ſey kein gutes haar an ihm: Publicola hat eine rechte fromme frau, denn ſie feyert alle woche ſieben feyertage: Er iſt wie das gluͤck das ihn erho- ben, denn er ſucht nur den narren fortzuhel- fen: Das frauenzimmer will nicht wiſſen, was

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/334
Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/334>, abgerufen am 22.11.2024.