Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.von reden im gemeinen Leben dere arten von reden im gemeinen leben für,als anwerbungs- visit-bewillkommungs- ab- schieds- schertz-freundschafts-haußwirths-re- den, etc. Ja es erforderten die discurse, in an- sehung ihrer materialien, noch viele regeln, al- lein man mag sie aus angeführten selbst ler- nen einrichten, sonst wann ich mich auf eine völlige abhandelung derselben einlassen, und ihre moralität, nebst derselben historie hin- zuthun wolte würde vielleicht ein foliante, mit leichterer mühe davon geschrieben, als von andern gelesen werden. Bey den discursen heist es recht: Cantu dignoscitur auis, das wuste iener blinde, der die Dom- herren an dem discurs von ihrer köchin kannte- Daher der bekannte verß: Navita de ventis, de tauris narrat arator, Doch muß man einen unterschied machen, unter einen der für sich und der für andere lebt und re- det. Man kan auch wohl schlimmer und besser reden, als man denckt. etc. Wolte man discurse schreiben und gespräche würde man den chara- cter der redenden zu beobachten und auszudru- cken haben und gute gespräche lesen müssen, S. Stollen I. IIII. 24. und oben P. II. cap. 3. § 25. §. 11. Jch gehe also zu denen briefen, wel- inne
von reden im gemeinen Leben dere arten von reden im gemeinen leben fuͤr,als anwerbungs- viſit-bewillkommungs- ab- ſchieds- ſchertz-freundſchafts-haußwirths-re- den, ꝛc. Ja es erforderten die diſcurſe, in an- ſehung ihrer materialien, noch viele regeln, al- lein man mag ſie aus angefuͤhrten ſelbſt ler- nen einrichten, ſonſt wann ich mich auf eine voͤllige abhandelung derſelben einlaſſen, und ihre moralitaͤt, nebſt derſelben hiſtorie hin- zuthun wolte wuͤrde vielleicht ein foliante, mit leichterer muͤhe davon geſchrieben, als von andern geleſen werden. Bey den diſcurſen heiſt es recht: Cantu dignoſcitur auis, das wuſte iener blinde, der die Dom- herren an dem diſcurs von ihrer koͤchin kannte- Daher der bekannte verß: Navita de ventis, de tauris narrat arator, Doch muß man einen unterſchied machen, unter einen der fuͤr ſich und der fuͤr andere lebt und re- det. Man kan auch wohl ſchlimmer und beſſer reden, als man denckt. ꝛc. Wolte man diſcurſe ſchreiben und geſpraͤche wuͤrde man den chara- cter der redenden zu beobachten und auszudru- cken haben und gute geſpraͤche leſen muͤſſen, S. Stollen I. IIII. 24. und oben P. II. cap. 3. § 25. §. 11. Jch gehe alſo zu denen briefen, wel- inne
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von reden im gemeinen Leben
dere arten von reden im gemeinen leben fuͤr,
als anwerbungs- viſit-bewillkommungs- ab-
ſchieds- ſchertz-freundſchafts-haußwirths-re-
den, ꝛc. Ja es erforderten die diſcurſe, in an-
ſehung ihrer materialien, noch viele regeln, al-
lein man mag ſie aus angefuͤhrten ſelbſt ler-
nen einrichten, ſonſt wann ich mich auf eine
voͤllige abhandelung derſelben einlaſſen, und
ihre moralitaͤt, nebſt derſelben hiſtorie hin-
zuthun wolte wuͤrde vielleicht ein foliante,
mit leichterer muͤhe davon geſchrieben, als
von andern geleſen werden.
Bey den diſcurſen heiſt es recht: Cantu dignoſcitur
auis, das wuſte iener blinde, der die Dom-
herren an dem diſcurs von ihrer koͤchin kannte-
Daher der bekannte verß:
Navita de ventis, de tauris narrat arator,
Enumerat miles vulnera, paſtor oues,
Nobilis at iuvenis, primae lanuginis annis,
Rura ſua & cerui cornua, ſigna domus,
Et lepores & aues, talos, chartaeque triumphos,
Vina, theatra, tuas, bella puella! genas. &c.
Doch muß man einen unterſchied machen, unter
einen der fuͤr ſich und der fuͤr andere lebt und re-
det. Man kan auch wohl ſchlimmer und beſſer
reden, als man denckt. ꝛc. Wolte man diſcurſe
ſchreiben und geſpraͤche wuͤrde man den chara-
cter der redenden zu beobachten und auszudru-
cken haben und gute geſpraͤche leſen muͤſſen, S.
Stollen I. IIII. 24. und oben P. II. cap. 3. § 25.
§. 11. Jch gehe alſo zu denen briefen, wel-
che faſt mehr geſchicklichkeit erfodern, als alle
andere arten von reden, denn auſſer dem, daß
man die grund-regeln der beredſamkeit wohl
inne
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