Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite

und politischen reden.
ich also für meine mühe wenig erkänntlichkeit
und gewogenheit zu hoffen haben.

Als ein exempel einer prolusion, will ich hier dieie-
nige rede einrücken, welche ich bey eröfnung mei-
ner redner-gesellschaft 1723. den 19. Junii ge-
halten.
Rede.
von den eigenschaften eines guten redners

P. P.

Jndem ich die ehre habe, gegenwärtige löb-
liche redner-gesellschaft, mit Dero geneigten
wohlwollen, unter meiner anführung zu eröf-
nen: so erinnere mich billich desienigen end-
zwecks, welchen sie ihnen dabey rühmlichst
fürgesetzet. Sie wollen nemlich durch oft
wiederhohlte, vernünftige übung, als den si-
chersten weg zur vollkommenheit, scharfsinnige
geschickte, und artige redner werden. Sie sind
vollkommen überzeuget, die rede mache uns zu
menschen, aber eine vernünftige rede, zu ver-
nünftigen menschen. Ein reiner und gleicher
schlag der unruhe an einer wohlgemachten
uhr, giebt unserm gehör, so fort zuerkennen,
daß die feder alles in einer ordentlichen bewe-
gung, von innen her treibe, und auch die zeiger
daran die zeit genau bemercken: So glau-
ben sie, daß eine wohlgewöhnte und geübte
zunge, von einer guten ordnung der gedancken,
und tugendhaften klugen aufführung zeuge.
Da es ausgemacht ist, daß gedencken, thun,
und reden, eben so nöthige und wichtige eigen-

schaf-
D d 3

und politiſchen reden.
ich alſo fuͤr meine muͤhe wenig erkaͤnntlichkeit
und gewogenheit zu hoffen haben.

Als ein exempel einer proluſion, will ich hier dieie-
nige rede einruͤcken, welche ich bey eroͤfnung mei-
ner redner-geſellſchaft 1723. den 19. Junii ge-
halten.
Rede.
von den eigenſchaften eines guten redners

P. P.

Jndem ich die ehre habe, gegenwaͤrtige loͤb-
liche redner-geſellſchaft, mit Dero geneigten
wohlwollen, unter meiner anfuͤhrung zu eroͤf-
nen: ſo erinnere mich billich desienigen end-
zwecks, welchen ſie ihnen dabey ruͤhmlichſt
fuͤrgeſetzet. Sie wollen nemlich durch oft
wiederhohlte, vernuͤnftige uͤbung, als den ſi-
cherſten weg zur vollkommenheit, ſcharfſinnige
geſchickte, und artige redner werden. Sie ſind
vollkommen uͤberzeuget, die rede mache uns zu
menſchen, aber eine vernuͤnftige rede, zu ver-
nuͤnftigen menſchen. Ein reiner und gleicher
ſchlag der unruhe an einer wohlgemachten
uhr, giebt unſerm gehoͤr, ſo fort zuerkennen,
daß die feder alles in einer ordentlichen bewe-
gung, von innen her treibe, und auch die zeiger
daran die zeit genau bemercken: So glau-
ben ſie, daß eine wohlgewoͤhnte und geuͤbte
zunge, von einer guten ordnung der gedancken,
und tugendhaften klugen auffuͤhrung zeuge.
Da es ausgemacht iſt, daß gedencken, thun,
und reden, eben ſo noͤthige und wichtige eigen-

ſchaf-
D d 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0439" n="421"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und politi&#x017F;chen                                 reden.</hi></fw><lb/>
ich al&#x017F;o fu&#x0364;r meine mu&#x0364;he                         wenig erka&#x0364;nntlichkeit<lb/>
und gewogenheit zu hoffen haben.</p><lb/>
          <list>
            <item>Als ein exempel einer prolu&#x017F;ion, will ich hier dieie-<lb/>
nige                             rede einru&#x0364;cken, welche ich bey ero&#x0364;fnung mei-<lb/>
ner                             redner-ge&#x017F;ell&#x017F;chaft 1723. den 19. Junii ge-<lb/>
halten.</item>
          </list>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#fr">Rede.<lb/>
von den eigen&#x017F;chaften eines guten                             redners</hi><lb/> <hi rendition="#aq">P. P.</hi> </head><lb/>
          <p>Jndem ich die ehre habe, gegenwa&#x0364;rtige lo&#x0364;b-<lb/>
liche                         redner-ge&#x017F;ell&#x017F;chaft, mit Dero geneigten<lb/>
wohlwollen, unter                         meiner anfu&#x0364;hrung zu ero&#x0364;f-<lb/>
nen: &#x017F;o erinnere mich                         billich desienigen end-<lb/>
zwecks, welchen &#x017F;ie ihnen dabey                         ru&#x0364;hmlich&#x017F;t<lb/>
fu&#x0364;rge&#x017F;etzet. Sie wollen                         nemlich durch oft<lb/>
wiederhohlte, vernu&#x0364;nftige u&#x0364;bung, als                         den &#x017F;i-<lb/>
cher&#x017F;ten weg zur vollkommenheit,                         &#x017F;charf&#x017F;innige<lb/>
ge&#x017F;chickte, und artige redner                         werden. Sie &#x017F;ind<lb/>
vollkommen u&#x0364;berzeuget, die rede mache                         uns zu<lb/>
men&#x017F;chen, aber eine vernu&#x0364;nftige rede, zu                         ver-<lb/>
nu&#x0364;nftigen men&#x017F;chen. Ein reiner und gleicher<lb/>
&#x017F;chlag der unruhe an einer wohlgemachten<lb/>
uhr, giebt                         un&#x017F;erm geho&#x0364;r, &#x017F;o fort zuerkennen,<lb/>
daß die feder                         alles in einer ordentlichen bewe-<lb/>
gung, von innen her treibe, und auch                         die zeiger<lb/>
daran die zeit genau bemercken: So glau-<lb/>
ben                         &#x017F;ie, daß eine wohlgewo&#x0364;hnte und geu&#x0364;bte<lb/>
zunge, von                         einer guten ordnung der gedancken,<lb/>
und tugendhaften klugen                         auffu&#x0364;hrung zeuge.<lb/>
Da es ausgemacht i&#x017F;t, daß gedencken,                         thun,<lb/>
und reden, eben &#x017F;o no&#x0364;thige und wichtige eigen-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D d 3</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chaf-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[421/0439] und politiſchen reden. ich alſo fuͤr meine muͤhe wenig erkaͤnntlichkeit und gewogenheit zu hoffen haben. Als ein exempel einer proluſion, will ich hier dieie- nige rede einruͤcken, welche ich bey eroͤfnung mei- ner redner-geſellſchaft 1723. den 19. Junii ge- halten. Rede. von den eigenſchaften eines guten redners P. P. Jndem ich die ehre habe, gegenwaͤrtige loͤb- liche redner-geſellſchaft, mit Dero geneigten wohlwollen, unter meiner anfuͤhrung zu eroͤf- nen: ſo erinnere mich billich desienigen end- zwecks, welchen ſie ihnen dabey ruͤhmlichſt fuͤrgeſetzet. Sie wollen nemlich durch oft wiederhohlte, vernuͤnftige uͤbung, als den ſi- cherſten weg zur vollkommenheit, ſcharfſinnige geſchickte, und artige redner werden. Sie ſind vollkommen uͤberzeuget, die rede mache uns zu menſchen, aber eine vernuͤnftige rede, zu ver- nuͤnftigen menſchen. Ein reiner und gleicher ſchlag der unruhe an einer wohlgemachten uhr, giebt unſerm gehoͤr, ſo fort zuerkennen, daß die feder alles in einer ordentlichen bewe- gung, von innen her treibe, und auch die zeiger daran die zeit genau bemercken: So glau- ben ſie, daß eine wohlgewoͤhnte und geuͤbte zunge, von einer guten ordnung der gedancken, und tugendhaften klugen auffuͤhrung zeuge. Da es ausgemacht iſt, daß gedencken, thun, und reden, eben ſo noͤthige und wichtige eigen- ſchaf- D d 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/439
Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/439>, abgerufen am 24.11.2024.