len, die beredsamkeit eines geistlichen zu hülfe genommen.
§. 5. Sonderlich aber geschicht dieses letztere in caußis criminalibus, bey purgatoriis. Uber- haupt muß dem schwerenden, der haupt-punckt, weßwegen er schweren soll, deutlich rund und nachdrücklich herausgesagt werden, damit er sich nicht mit reservationibus mentalibus helf- fen könne. Sonst hat der richter bey verneh- mungen der inquisiten, seine worte behutsam einzurichten, damit des inquisiten aussage, nicht ex capite nullitatis angefochten werde, er hat auch dabey die gerechtigkeit sorgfältig zu beobachten und unpartheyisch, nicht nur dasie- nige zu consideriren, was den delinqvenden graviren, sondern auch exculpiren könne, denn es ist nicht schwer auch einem unschuldi- gen, durch eine falsche beredsamkeit dahin zu bringen und so zu verwirren, daß er eines lasters sich schuldig geben muß, das er niemahls be- gangen.
§. 6. Denen zeugen wird der zeugen-eyd für- gehalten, erkläret, und sie vermahnet die wahr- heit zu sagen. Die interrogatoria werden kurtz, deutlich, im stilo simplici abgefasset, wo sie dunckel sind erkläret, die umstände wohl ausgedruckt, von ihnen eine deutliche, so viel möglich categorische antwort gefodert, und sie nicht mit vielen nebendingen verwirret, wel- ches alles kluge und verständige richter, mehr als zu wohl, zumahl in unsern landen, da gott- lob unter der geseegneten regierung unsers gros-
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und ſchriften.
len, die beredſamkeit eines geiſtlichen zu huͤlfe genommen.
§. 5. Sonderlich aber geſchicht dieſes letztere in caußis criminalibus, bey purgatoriis. Uber- haupt muß dem ſchwerenden, der haupt-punckt, weßwegen er ſchweren ſoll, deutlich rund und nachdruͤcklich herausgeſagt werden, damit er ſich nicht mit reſervationibus mentalibus helf- fen koͤnne. Sonſt hat der richter bey verneh- mungen der inquiſiten, ſeine worte behutſam einzurichten, damit des inquiſiten auſſage, nicht ex capite nullitatis angefochten werde, er hat auch dabey die gerechtigkeit ſorgfaͤltig zu beobachten und unpartheyiſch, nicht nur dasie- nige zu conſideriren, was den delinqvenden graviren, ſondern auch exculpiren koͤnne, denn es iſt nicht ſchwer auch einem unſchuldi- gen, durch eine falſche beredſamkeit dahin zu bringen und ſo zu verwirren, daß er eines laſters ſich ſchuldig geben muß, das er niemahls be- gangen.
§. 6. Denen zeugen wird der zeugen-eyd fuͤr- gehalten, erklaͤret, und ſie vermahnet die wahr- heit zu ſagen. Die interrogatoria werden kurtz, deutlich, im ſtilo ſimplici abgefaſſet, wo ſie dunckel ſind erklaͤret, die umſtaͤnde wohl ausgedruckt, von ihnen eine deutliche, ſo viel moͤglich categoriſche antwort gefodert, und ſie nicht mit vielen nebendingen verwirret, wel- ches alles kluge und verſtaͤndige richter, mehr als zu wohl, zumahl in unſern landen, da gott- lob unteꝛ der geſeegneten regierung unſers groſ-
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und ſchriften.
len, die beredſamkeit eines geiſtlichen zu huͤlfe
genommen.
§. 5. Sonderlich aber geſchicht dieſes letztere
in caußis criminalibus, bey purgatoriis. Uber-
haupt muß dem ſchwerenden, der haupt-punckt,
weßwegen er ſchweren ſoll, deutlich rund und
nachdruͤcklich herausgeſagt werden, damit er
ſich nicht mit reſervationibus mentalibus helf-
fen koͤnne. Sonſt hat der richter bey verneh-
mungen der inquiſiten, ſeine worte behutſam
einzurichten, damit des inquiſiten auſſage,
nicht ex capite nullitatis angefochten werde,
er hat auch dabey die gerechtigkeit ſorgfaͤltig zu
beobachten und unpartheyiſch, nicht nur dasie-
nige zu conſideriren, was den delinqvenden
graviren, ſondern auch exculpiren koͤnne,
denn es iſt nicht ſchwer auch einem unſchuldi-
gen, durch eine falſche beredſamkeit dahin zu
bringen und ſo zu verwirren, daß er eines laſters
ſich ſchuldig geben muß, das er niemahls be-
gangen.
§. 6. Denen zeugen wird der zeugen-eyd fuͤr-
gehalten, erklaͤret, und ſie vermahnet die wahr-
heit zu ſagen. Die interrogatoria werden
kurtz, deutlich, im ſtilo ſimplici abgefaſſet, wo
ſie dunckel ſind erklaͤret, die umſtaͤnde wohl
ausgedruckt, von ihnen eine deutliche, ſo viel
moͤglich categoriſche antwort gefodert, und ſie
nicht mit vielen nebendingen verwirret, wel-
ches alles kluge und verſtaͤndige richter, mehr
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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 481. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/499>, abgerufen am 22.11.2024.
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