Falke, Jakob von: Die deutsche Trachten- und Modenwelt. Ein Beitrag zur deutschen Culturgeschichte. Bd. 1. Leipzig, 1858.II. Das Mittelalter. gemachten Perlen freilich konnte man billig haben; zu Breslauwurde das Skot (d. i. Karat) um 3 fl. verkauft. Daselbst war den Frauen verboten sich einen Gürtel machen zu lassen, der über 40 fl. kostete. Ebendort stahl einmal ein Dieb eine grünseidene Haube mit Goldstreifen und verkaufte sie für 18 fl. Zum Schmuck ist auch die Stickerei auf den Kleidern II. Das Mittelalter. gemachten Perlen freilich konnte man billig haben; zu Breslauwurde das Skot (d. i. Karat) um 3 fl. verkauft. Daſelbſt war den Frauen verboten ſich einen Gürtel machen zu laſſen, der über 40 fl. koſtete. Ebendort ſtahl einmal ein Dieb eine grünſeidene Haube mit Goldſtreifen und verkaufte ſie für 18 fl. Zum Schmuck iſt auch die Stickerei auf den Kleidern <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0308" n="290"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">II.</hi> Das Mittelalter.</fw><lb/> gemachten Perlen freilich konnte man billig haben; zu Breslau<lb/> wurde das Skot (d. i. Karat) um 3 fl. verkauft. Daſelbſt war<lb/> den Frauen verboten ſich einen Gürtel machen zu laſſen, der über<lb/> 40 fl. koſtete. Ebendort ſtahl einmal ein Dieb eine grünſeidene<lb/> Haube mit Goldſtreifen und verkaufte ſie für 18 fl.</p><lb/> <p>Zum Schmuck iſt auch die <hi rendition="#g">Stickerei</hi> auf den Kleidern<lb/> zu rechnen, denn es wurde oft ein bedeutender Werth darauf ge-<lb/> wendet. Die Sitte iſt älter, wie wir geſehen haben, fand aber in<lb/> dieſer Zeit die ausgedehnteſte und die am meiſten phantaſtiſche<lb/> Anwendung. Das Koſtbarſte war es freilich, wenn das Kleid<lb/> mit kleinen Vögeln oder andern Figuren oder Ranken und Laub-<lb/> werk in getriebenem Golde beſetzt wurde, aber es war auch das<lb/> Seltnere und blieb wohl meiſtens dem Staate fürſtlicher Perſo-<lb/> nen vorbehalten, wenn auch nicht rechtlich, doch in der Wirklich-<lb/> keit. Das Benähen mit Seide aber war ſo häufig, daß es eine<lb/> eigene Zunft dafür gab, die der <hi rendition="#g">Seidennater</hi>, welchen auch<lb/> wohl die Stickerei mit Gold- und Silberfäden zukam. Die Art,<lb/> in welcher es geſchah, war eine ſehr willkürliche und lediglich der<lb/> Laune und den Einfällen des Einzelnen überlaſſen. Die Kleider<lb/> wurden dadurch ſo koſtbar, daß der Machlohn gewöhnlich den<lb/> Preis des Stoffes übertraf. Ein Beiſpiel davon giebt uns die<lb/> Chronik der Frankfurter Geſellſchaft Limpurg, in welcher Bern-<lb/> hard Rhorbach von ſich erzählt: „<hi rendition="#aq">Anno</hi> 1464 uf Montag nach<lb/><hi rendition="#aq">Corporis Christi</hi> hat Henne Cemmerer Hochzeit, und hatten wir<lb/> drei, Er, Hert Stralberg und ich Bernhard Rhorbach uns gleich<lb/> gekleidt, hatten kurze graue Mentelgin mit geſtickten Schloſſen uf<lb/> den Achſeln, was ein iglich ein wicken Aſt; koſten die drei Schloß<lb/> am Silber und zu ſticken 24 fl.“ Derſelbe Bernhard Rhorbach<lb/> hatte einmal den Aermel eines Rockes ſo ſchwer beſticken laſſen,<lb/> daß das Silber 11½ Mark wog; die Stickerei ſtellte einen Berg<lb/> vor. Die Gegenſtände, die man gewöhnlich hineinſtickte, waren<lb/> Laub und Aeſte und ganze Bäume, bunte Blumen, Flammen,<lb/> ja auch Figuren und Landſchaften, beſonders aber auch Buchſta-<lb/> ben und Sinnſprüche mit beſtimmter Beziehung auch irgend Ge-<lb/> genſtände, mit denen man eine beſondere Bedeutung verknüpfte,<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [290/0308]
II. Das Mittelalter.
gemachten Perlen freilich konnte man billig haben; zu Breslau
wurde das Skot (d. i. Karat) um 3 fl. verkauft. Daſelbſt war
den Frauen verboten ſich einen Gürtel machen zu laſſen, der über
40 fl. koſtete. Ebendort ſtahl einmal ein Dieb eine grünſeidene
Haube mit Goldſtreifen und verkaufte ſie für 18 fl.
Zum Schmuck iſt auch die Stickerei auf den Kleidern
zu rechnen, denn es wurde oft ein bedeutender Werth darauf ge-
wendet. Die Sitte iſt älter, wie wir geſehen haben, fand aber in
dieſer Zeit die ausgedehnteſte und die am meiſten phantaſtiſche
Anwendung. Das Koſtbarſte war es freilich, wenn das Kleid
mit kleinen Vögeln oder andern Figuren oder Ranken und Laub-
werk in getriebenem Golde beſetzt wurde, aber es war auch das
Seltnere und blieb wohl meiſtens dem Staate fürſtlicher Perſo-
nen vorbehalten, wenn auch nicht rechtlich, doch in der Wirklich-
keit. Das Benähen mit Seide aber war ſo häufig, daß es eine
eigene Zunft dafür gab, die der Seidennater, welchen auch
wohl die Stickerei mit Gold- und Silberfäden zukam. Die Art,
in welcher es geſchah, war eine ſehr willkürliche und lediglich der
Laune und den Einfällen des Einzelnen überlaſſen. Die Kleider
wurden dadurch ſo koſtbar, daß der Machlohn gewöhnlich den
Preis des Stoffes übertraf. Ein Beiſpiel davon giebt uns die
Chronik der Frankfurter Geſellſchaft Limpurg, in welcher Bern-
hard Rhorbach von ſich erzählt: „Anno 1464 uf Montag nach
Corporis Christi hat Henne Cemmerer Hochzeit, und hatten wir
drei, Er, Hert Stralberg und ich Bernhard Rhorbach uns gleich
gekleidt, hatten kurze graue Mentelgin mit geſtickten Schloſſen uf
den Achſeln, was ein iglich ein wicken Aſt; koſten die drei Schloß
am Silber und zu ſticken 24 fl.“ Derſelbe Bernhard Rhorbach
hatte einmal den Aermel eines Rockes ſo ſchwer beſticken laſſen,
daß das Silber 11½ Mark wog; die Stickerei ſtellte einen Berg
vor. Die Gegenſtände, die man gewöhnlich hineinſtickte, waren
Laub und Aeſte und ganze Bäume, bunte Blumen, Flammen,
ja auch Figuren und Landſchaften, beſonders aber auch Buchſta-
ben und Sinnſprüche mit beſtimmter Beziehung auch irgend Ge-
genſtände, mit denen man eine beſondere Bedeutung verknüpfte,
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