Fassmann, David: Der Gelehrte Narr. Freiburg, 1729.schaueten. Unter andern Sachen aber funden sie eine grosse quantitaet kleine haff- S 2
ſchaueten. Unter andern Sachen aber funden ſie eine groſſe quantitæt kleine haff- S 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0183" n="139"/> ſchaueten. Unter andern Sachen aber funden ſie eine groſſe <hi rendition="#aq">quantitæt</hi> kleine<lb/> und groſſe Bohnen, von welchen etliche dieſer <hi rendition="#aq">Damen</hi> ſich ſo ſatt aſſen, daß ſie<lb/> haͤtten berſten moͤgen; wobey etliche vorwitzige Geſellen <hi rendition="#aq">obſervir</hi>ten, daß ih-<lb/> nen diejenigen viel beſſer anſtunden, welche aus der Schaalen waren, als die,<lb/> ſo noch darinnen ſteckten. Als endlich <hi rendition="#aq">Apollo</hi> in ſeinem Koͤniglichen Pallaſt<lb/> wieder angelanget war, hielten etliche <hi rendition="#aq">Courtiſans</hi> von ſeinem Hoffe bey ihm an,<lb/> daß er ihnen, erlauben moͤchte, ſich zu verkleiden und Muinmen zu lauffen,<lb/> welchen <hi rendition="#aq">Apollo</hi> zur Antwort gab, wie ſie gar keiner Larven vonnoͤthen haͤt-<lb/> ten, ihre Angeſichter zu bedecken, dieweil ihre Gemuͤther allbereits ſo haͤßlich<lb/> verſtellt waͤren, daß er ſie gewiß verſichern wolte, ſie koͤnten uͤberall ungehin-<lb/> dert umher lauffen, und wuͤrden von keinem Menſchen, wie klug er immer ſeyn<lb/> moͤchte, erkannt werden. Den folgenden Tag wurden, alten loͤblichen Ge-<lb/> brauch nach, viele Sachen zum beſten gegeben, welcherwegen man um die<lb/> Wette lieffe, entweder mit Pferden, Wagen oder zu Fuß. Bey denen Wa-<lb/> gen fiele das allerdenckwuͤrdigſte vor, welches wohl zu ſehen und zu <hi rendition="#aq">noti</hi>ren<lb/> war. Denn als an dem Ort, wo die Loſung zum lauffen gegeben wurde, ſehr<lb/> viele Wagen erſchienen, welche alle neue Naͤder hatten, darzu wohl geſchmie-<lb/> ret, auch von denen ſchoͤnſten und ſchnelleſten Noſſen gezogen wurden, ſahe<lb/> man unter denenſelbigen auch <hi rendition="#aq">Cornelium Tacitum,</hi> welcher einen ſehr alten<lb/> zerbrochenen Wagen hatte, ſo an allen Orten mit Seilen zuſammen gebunden<lb/> war, und vor demſelben elende lahme Schind-Maͤhren welche er entlehnet<lb/> hatte. Es gab aber <hi rendition="#aq">Tacitus</hi> bey dieſem <hi rendition="#aq">Actu</hi> maͤnniglichen ſeine Tapfferkeit und ho-<lb/> hen Verſtand zu erkennen. Denn als das Zeichen zum Lauffen gegeben ward,<lb/> alle Kutſcher mit ihren Peitſchen, wie nicht weniger mit ihrem ſtarcken Zu-<lb/> ſchreyen, ihre Pferde wacker antrieben, ſaß <hi rendition="#aq">Tacitus</hi> gantz ſtille bewegte ſich<lb/> nicht viel, wuſte doch unter deſſen die Pferde ſo wohl in Acht zu nehmen, und<lb/> ſeinen alten geflickten Karrn mit ſolcher Behendigkeit dermaſſen herum zu dre-<lb/> hen, zu wenden und deuen andern vorzubiegen, daß er bey dem aufgeſteckten<lb/> Ziel anlangte, da die andern mit ihren neuen Wagen noch nicht die Helffte er-<lb/> reichet hatten, wobey dann die Tugendhafften insgeſammt bekennen muͤſſen,<lb/> daß in allen Sachen, mit der Behendigkeit und dem Verſtand mehr, als mir<lb/> der Staͤrcke und Gewalt auszurichten waͤre, und daß diejenigen, ſo ihre Sa-<lb/> chen und Geſchaͤffte mit guter <hi rendition="#aq">Manier,</hi> rechtem Verſtande und Schlauigkeit<lb/> angriffen, auch die allerverworrnſten und ſchlimmſten Haͤndel zu einem er-<lb/> wuͤnſchten Ende bringen und ausfuͤhren koͤnnen. Als dieſes vollzogen, lieffen<lb/> etliche Gelehrte zu Fuß mit einander um die Wette; woran aber die Tugend<lb/> <fw place="bottom" type="sig">S 2</fw><fw place="bottom" type="catch">haff-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [139/0183]
ſchaueten. Unter andern Sachen aber funden ſie eine groſſe quantitæt kleine
und groſſe Bohnen, von welchen etliche dieſer Damen ſich ſo ſatt aſſen, daß ſie
haͤtten berſten moͤgen; wobey etliche vorwitzige Geſellen obſervirten, daß ih-
nen diejenigen viel beſſer anſtunden, welche aus der Schaalen waren, als die,
ſo noch darinnen ſteckten. Als endlich Apollo in ſeinem Koͤniglichen Pallaſt
wieder angelanget war, hielten etliche Courtiſans von ſeinem Hoffe bey ihm an,
daß er ihnen, erlauben moͤchte, ſich zu verkleiden und Muinmen zu lauffen,
welchen Apollo zur Antwort gab, wie ſie gar keiner Larven vonnoͤthen haͤt-
ten, ihre Angeſichter zu bedecken, dieweil ihre Gemuͤther allbereits ſo haͤßlich
verſtellt waͤren, daß er ſie gewiß verſichern wolte, ſie koͤnten uͤberall ungehin-
dert umher lauffen, und wuͤrden von keinem Menſchen, wie klug er immer ſeyn
moͤchte, erkannt werden. Den folgenden Tag wurden, alten loͤblichen Ge-
brauch nach, viele Sachen zum beſten gegeben, welcherwegen man um die
Wette lieffe, entweder mit Pferden, Wagen oder zu Fuß. Bey denen Wa-
gen fiele das allerdenckwuͤrdigſte vor, welches wohl zu ſehen und zu notiren
war. Denn als an dem Ort, wo die Loſung zum lauffen gegeben wurde, ſehr
viele Wagen erſchienen, welche alle neue Naͤder hatten, darzu wohl geſchmie-
ret, auch von denen ſchoͤnſten und ſchnelleſten Noſſen gezogen wurden, ſahe
man unter denenſelbigen auch Cornelium Tacitum, welcher einen ſehr alten
zerbrochenen Wagen hatte, ſo an allen Orten mit Seilen zuſammen gebunden
war, und vor demſelben elende lahme Schind-Maͤhren welche er entlehnet
hatte. Es gab aber Tacitus bey dieſem Actu maͤnniglichen ſeine Tapfferkeit und ho-
hen Verſtand zu erkennen. Denn als das Zeichen zum Lauffen gegeben ward,
alle Kutſcher mit ihren Peitſchen, wie nicht weniger mit ihrem ſtarcken Zu-
ſchreyen, ihre Pferde wacker antrieben, ſaß Tacitus gantz ſtille bewegte ſich
nicht viel, wuſte doch unter deſſen die Pferde ſo wohl in Acht zu nehmen, und
ſeinen alten geflickten Karrn mit ſolcher Behendigkeit dermaſſen herum zu dre-
hen, zu wenden und deuen andern vorzubiegen, daß er bey dem aufgeſteckten
Ziel anlangte, da die andern mit ihren neuen Wagen noch nicht die Helffte er-
reichet hatten, wobey dann die Tugendhafften insgeſammt bekennen muͤſſen,
daß in allen Sachen, mit der Behendigkeit und dem Verſtand mehr, als mir
der Staͤrcke und Gewalt auszurichten waͤre, und daß diejenigen, ſo ihre Sa-
chen und Geſchaͤffte mit guter Manier, rechtem Verſtande und Schlauigkeit
angriffen, auch die allerverworrnſten und ſchlimmſten Haͤndel zu einem er-
wuͤnſchten Ende bringen und ausfuͤhren koͤnnen. Als dieſes vollzogen, lieffen
etliche Gelehrte zu Fuß mit einander um die Wette; woran aber die Tugend
haff-
S 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |