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Fassmann, David: Der Gelehrte Narr. Freiburg, 1729.

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worden, würde er vielleicht mit mehrerer Behutsamkeit von dieser Materie ge-
schrieben haben.

Er spricht auch, wer doch jemahls die Sacramenta nach Lutheri-
schen Fuß gereichet und
administriret habe? und das ist abermal ein kla-
res Anzeigen der grossen Ignorantz dieses unvernünfftigen Menschen, als welcher
nicht weiß, daß das Heil. Abendmahl gantzer zwölffhundert, Jahre von de-
rer Apostel Zeiten an, nach Lutherischen Gebrauch, das ist unter beyder-
ley Gestalt,
ausgetheilet, biß man endlich denen Läyen den Kelch entzogen hat.
Von der Tauffe derer Evangelischen oder Protestanten aber ist ja ohne diß
bekannt, daß sie von der Römisch-Catholischen Kirche vor eben so gültig ge-
achtet wird, wie ihre eigene. O unvernünfftiger und unglückseeliger Straß-
burgischer
Raisoneur!

In Summa, dieser tolle Hund bellet uns Protestanten an, weil wir

1)
nicht wie er, den Papst vor einen Herrscher und Herrn über den Kayser, Ko-
nige und Fürsten, ja über die gantze Welt erkennen, mit der er, absonderlich
mit denen Landen derer so genanten Ungläubigen, worunter die Römisch Ca-
tholische Clerisey
auch uns Protestanten als Excommunicirte rechnet, nach
seinem Gefallen disponiren möge.
2) Nicht, wie er, tumm und blindlings hin glauben, was der Pabst und
seine Clerisey schwatzet, sondern alles vorhero nach dem Probier-Stein
Heiliger Schrifft und des göttlichen Wortes prüffen und untersuchen
wollen.
3) Nicht, wie er, vor denen Bildern auf die Knie niederfallen, welcher
Bilder-Dienst erst im siebenden Seculo feste gesetzet worden.
4) Nicht, wie er, die Heiligen um ihre Vorbitte bey GOtt anruffen, son-
dern mit unserm Gebet recta zu GOtt selber gehen, und uns in seine Arme werf-
fen, die er aufs liebreichste nach uns ausstrecket.
5) Nicht, wie er, uns um die Verdienste derer Heiligen bewerben, daß
sie uns nemlich bey unserer Seligkeit zu statten kommen solten, sondern unser
Heyl eintzig und allein auf das Verdienst JEsu Christi setzen.
6) Nicht,
Y

worden, wuͤrde er vielleicht mit mehrerer Behutſamkeit von dieſer Materie ge-
ſchrieben haben.

Er ſpricht auch, wer doch jemahls die Sacramenta nach Lutheri-
ſchen Fuß gereichet und
adminiſtriret habe? und das iſt abermal ein kla-
res Anzeigen der groſſen Ignorantz dieſes unvernuͤnfftigen Menſchen, als welcher
nicht weiß, daß das Heil. Abendmahl gantzer zwoͤlffhundert, Jahre von de-
rer Apoſtel Zeiten an, nach Lutheriſchen Gebrauch, das iſt unter beyder-
ley Geſtalt,
ausgetheilet, biß man endlich denen Laͤyen den Kelch entzogen hat.
Von der Tauffe derer Evangeliſchen oder Proteſtanten aber iſt ja ohne diß
bekannt, daß ſie von der Roͤmiſch-Catholiſchen Kirche vor eben ſo guͤltig ge-
achtet wird, wie ihre eigene. O unvernuͤnfftiger und ungluͤckſeeliger Straß-
burgiſcher
Raiſoneur!

In Summa, dieſer tolle Hund bellet uns Proteſtanten an, weil wir

1)
nicht wie er, den Papſt vor einen Herrſcher und Herrn uͤber den Kayſer, Ko-
nige und Fuͤrſten, ja uͤber die gantze Welt erkennen, mit der er, abſonderlich
mit denen Landen derer ſo genanten Unglaͤubigen, worunter die Roͤmiſch Ca-
tholiſche Cleriſey
auch uns Proteſtanten als Excommunicirte rechnet, nach
ſeinem Gefallen diſponiren moͤge.
2) Nicht, wie er, tumm und blindlings hin glauben, was der Pabſt und
ſeine Cleriſey ſchwatzet, ſondern alles vorhero nach dem Probier-Stein
Heiliger Schrifft und des goͤttlichen Wortes pruͤffen und unterſuchen
wollen.
3) Nicht, wie er, vor denen Bildern auf die Knie niederfallen, welcher
Bilder-Dienſt erſt im ſiebenden Seculo feſte geſetzet worden.
4) Nicht, wie er, die Heiligen um ihre Vorbitte bey GOtt anruffen, ſon-
dern mit unſerm Gebet recta zu GOtt ſelber gehen, und uns in ſeine Arme werf-
fen, die er aufs liebreichſte nach uns ausſtrecket.
5) Nicht, wie er, uns um die Verdienſte derer Heiligen bewerben, daß
ſie uns nemlich bey unſerer Seligkeit zu ſtatten kommen ſolten, ſondern unſer
Heyl eintzig und allein auf das Verdienſt JEſu Chriſti ſetzen.
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[169/0213] worden, wuͤrde er vielleicht mit mehrerer Behutſamkeit von dieſer Materie ge- ſchrieben haben. Er ſpricht auch, wer doch jemahls die Sacramenta nach Lutheri- ſchen Fuß gereichet und adminiſtriret habe? und das iſt abermal ein kla- res Anzeigen der groſſen Ignorantz dieſes unvernuͤnfftigen Menſchen, als welcher nicht weiß, daß das Heil. Abendmahl gantzer zwoͤlffhundert, Jahre von de- rer Apoſtel Zeiten an, nach Lutheriſchen Gebrauch, das iſt unter beyder- ley Geſtalt, ausgetheilet, biß man endlich denen Laͤyen den Kelch entzogen hat. Von der Tauffe derer Evangeliſchen oder Proteſtanten aber iſt ja ohne diß bekannt, daß ſie von der Roͤmiſch-Catholiſchen Kirche vor eben ſo guͤltig ge- achtet wird, wie ihre eigene. O unvernuͤnfftiger und ungluͤckſeeliger Straß- burgiſcher Raiſoneur! In Summa, dieſer tolle Hund bellet uns Proteſtanten an, weil wir 1) nicht wie er, den Papſt vor einen Herrſcher und Herrn uͤber den Kayſer, Ko- nige und Fuͤrſten, ja uͤber die gantze Welt erkennen, mit der er, abſonderlich mit denen Landen derer ſo genanten Unglaͤubigen, worunter die Roͤmiſch Ca- tholiſche Cleriſey auch uns Proteſtanten als Excommunicirte rechnet, nach ſeinem Gefallen diſponiren moͤge. 2) Nicht, wie er, tumm und blindlings hin glauben, was der Pabſt und ſeine Cleriſey ſchwatzet, ſondern alles vorhero nach dem Probier-Stein Heiliger Schrifft und des goͤttlichen Wortes pruͤffen und unterſuchen wollen. 3) Nicht, wie er, vor denen Bildern auf die Knie niederfallen, welcher Bilder-Dienſt erſt im ſiebenden Seculo feſte geſetzet worden. 4) Nicht, wie er, die Heiligen um ihre Vorbitte bey GOtt anruffen, ſon- dern mit unſerm Gebet recta zu GOtt ſelber gehen, und uns in ſeine Arme werf- fen, die er aufs liebreichſte nach uns ausſtrecket. 5) Nicht, wie er, uns um die Verdienſte derer Heiligen bewerben, daß ſie uns nemlich bey unſerer Seligkeit zu ſtatten kommen ſolten, ſondern unſer Heyl eintzig und allein auf das Verdienſt JEſu Chriſti ſetzen. 6) Nicht, Y

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Zitationshilfe: Fassmann, David: Der Gelehrte Narr. Freiburg, 1729, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fassmann_narr_1729/213>, abgerufen am 24.11.2024.