Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fassmann, David: Der Gelehrte Narr. Freiburg, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorrede.
kleinen teutschen Schrifften No. 7. pag. 366. von
der edlen Freyheit selber etwas vernunftiges zu
dencken und zu lehren, ohne sich an die Meynungen
anderer zu kehren,
schreibet. Daselbst heisset es nemlich:

"Wir sind in unserer kleinen Gesellschaft zufrieden, wann
"wir unsere edle und der Vernunfft gemässe Freyheit und
"Ruhe erwegen, deren wir, durch den gnädigsten Willen und
"Befehl unsers Großmächtigsten Landes-Vaters geniessen.
"Denn eines Theils sind wir Lehrende vergnügt, daß höchst-
"gedachte Se. Churfl. Durchl. allen und jeden, die sich an-
"ders vor capable halten was rechtschaffenes zu lehren, oh-
"ne Ansehen des Standes, und ohne Einschränckung derer
"Lehren gnädigst erlaubet, dasjenige der studierenden Ju-
"gend beyzubringen, was wir mit unserer gesunden Ver-
"nunfft begreiffen, und was folglich dem gemeinen Wesen
"und der Ruhe des Staats nicht zuwider ist, auch nicht zu-
"wider seyn kan. Wir sind weder an Aristotelem noch Car-
"tesium,
weder an Galenum noch Hippocratem, weder an
"Bartolum noch Baldum, weder an Carpzovium noch Me-
"vium,
noch an einige andere Autorität derer Philosopho-
"rum, Medicorum
und Rechts-Gelehrten gebunden. Wir
"dürffen uns nicht befahren in die Hände der heiligen Inqui-
"sition
zu fallen, wann wir uns gleich weder an den Tho-
"mam
noch Scotum, noch an Albertum halten; wann wir
"gleich um die güldenen Sprüche des Magistri Sententia-
"rum
des Ehrwürdigsten Lombardi, uns gar nichts beküm-

mern,

Vorrede.
kleinen teutſchen Schrifften No. 7. pag. 366. von
der edlen Freyheit ſelber etwas vernunftiges zu
dencken und zu lehren, ohne ſich an die Meynungen
anderer zu kehren,
ſchreibet. Daſelbſt heiſſet es nemlich:

„Wir ſind in unſerer kleinen Geſellſchaft zufrieden, wann
„wir unſere edle und der Vernunfft gemaͤſſe Freyheit und
„Ruhe erwegen, deren wir, durch den gnaͤdigſten Willen und
„Befehl unſers Großmaͤchtigſten Landes-Vaters genieſſen.
„Denn eines Theils ſind wir Lehrende vergnuͤgt, daß hoͤchſt-
„gedachte Se. Churfl. Durchl. allen und jeden, die ſich an-
„ders vor capable halten was rechtſchaffenes zu lehren, oh-
„ne Anſehen des Standes, und ohne Einſchraͤnckung derer
„Lehren gnaͤdigſt erlaubet, dasjenige der ſtudierenden Ju-
„gend beyzubringen, was wir mit unſerer geſunden Ver-
„nunfft begreiffen, und was folglich dem gemeinen Weſen
„und der Ruhe des Staats nicht zuwider iſt, auch nicht zu-
„wider ſeyn kan. Wir ſind weder an Ariſtotelem noch Car-
„teſium,
weder an Galenum noch Hippocratem, weder an
Bartolum noch Baldum, weder an Carpzovium noch Me-
„vium,
noch an einige andere Autoritaͤt derer Philoſopho-
„rum, Medicorum
und Rechts-Gelehrten gebunden. Wir
„duͤrffen uns nicht befahren in die Haͤnde der heiligen Inqui-
„ſition
zu fallen, wann wir uns gleich weder an den Tho-
„mam
noch Scotum, noch an Albertum halten; wann wir
„gleich um die guͤldenen Spruͤche des Magiſtri Sententia-
„rum
des Ehrwuͤrdigſten Lombardi, uns gar nichts bekuͤm-

mern,
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0040"/><fw place="top" type="header">Vorrede.</fw><lb/><hi rendition="#fr">kleinen teut&#x017F;chen Schrifften</hi><hi rendition="#aq">No. 7. pag.</hi> 366. <hi rendition="#fr">von<lb/>
der edlen Freyheit &#x017F;elber etwas vernunftiges zu<lb/>
dencken und zu lehren, ohne &#x017F;ich an die Meynungen<lb/>
anderer zu kehren,</hi> &#x017F;chreibet. Da&#x017F;elb&#x017F;t hei&#x017F;&#x017F;et es nemlich:</p><lb/>
        <p>&#x201E;Wir &#x017F;ind in un&#x017F;erer kleinen Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft zufrieden, wann<lb/>
&#x201E;wir un&#x017F;ere edle und der Vernunfft gema&#x0364;&#x017F;&#x017F;e Freyheit und<lb/>
&#x201E;Ruhe erwegen, deren wir, durch den gna&#x0364;dig&#x017F;ten Willen und<lb/>
&#x201E;Befehl un&#x017F;ers Großma&#x0364;chtig&#x017F;ten Landes-Vaters genie&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
&#x201E;Denn eines Theils &#x017F;ind wir Lehrende vergnu&#x0364;gt, daß ho&#x0364;ch&#x017F;t-<lb/>
&#x201E;gedachte Se. Churfl. Durchl. allen und jeden, die &#x017F;ich an-<lb/>
&#x201E;ders vor <hi rendition="#aq">capable</hi> halten was recht&#x017F;chaffenes zu lehren, oh-<lb/>
&#x201E;ne An&#x017F;ehen des Standes, und ohne Ein&#x017F;chra&#x0364;nckung derer<lb/>
&#x201E;Lehren gna&#x0364;dig&#x017F;t erlaubet, dasjenige der &#x017F;tudierenden Ju-<lb/>
&#x201E;gend beyzubringen, was wir mit un&#x017F;erer ge&#x017F;unden Ver-<lb/>
&#x201E;nunfft begreiffen, und was folglich dem gemeinen We&#x017F;en<lb/>
&#x201E;und der Ruhe des Staats nicht zuwider i&#x017F;t, auch nicht zu-<lb/>
&#x201E;wider &#x017F;eyn kan. Wir &#x017F;ind weder an <hi rendition="#aq">Ari&#x017F;totelem</hi> noch <hi rendition="#aq">Car-<lb/>
&#x201E;te&#x017F;ium,</hi> weder an <hi rendition="#aq">Galenum</hi> noch <hi rendition="#aq">Hippocratem,</hi> weder an<lb/>
&#x201E;<hi rendition="#aq">Bartolum</hi> noch <hi rendition="#aq">Baldum,</hi> weder an <hi rendition="#aq">Carpzovium</hi> noch <hi rendition="#aq">Me-<lb/>
&#x201E;vium,</hi> noch an einige andere <hi rendition="#aq">Autori</hi>ta&#x0364;t derer <hi rendition="#aq">Philo&#x017F;opho-<lb/>
&#x201E;rum, Medicorum</hi> und Rechts-Gelehrten gebunden. Wir<lb/>
&#x201E;du&#x0364;rffen uns nicht befahren in die Ha&#x0364;nde der heiligen <hi rendition="#aq">Inqui-<lb/>
&#x201E;&#x017F;ition</hi> zu fallen, wann wir uns gleich weder an den <hi rendition="#aq">Tho-<lb/>
&#x201E;mam</hi> noch <hi rendition="#aq">Scotum,</hi> noch an <hi rendition="#aq">Albertum</hi> halten; wann wir<lb/>
&#x201E;gleich um die gu&#x0364;ldenen Spru&#x0364;che des <hi rendition="#aq">Magi&#x017F;tri Sententia-<lb/>
&#x201E;rum</hi> des Ehrwu&#x0364;rdig&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Lombardi,</hi> uns gar nichts beku&#x0364;m-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">mern,</fw><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[0040] Vorrede. kleinen teutſchen Schrifften No. 7. pag. 366. von der edlen Freyheit ſelber etwas vernunftiges zu dencken und zu lehren, ohne ſich an die Meynungen anderer zu kehren, ſchreibet. Daſelbſt heiſſet es nemlich: „Wir ſind in unſerer kleinen Geſellſchaft zufrieden, wann „wir unſere edle und der Vernunfft gemaͤſſe Freyheit und „Ruhe erwegen, deren wir, durch den gnaͤdigſten Willen und „Befehl unſers Großmaͤchtigſten Landes-Vaters genieſſen. „Denn eines Theils ſind wir Lehrende vergnuͤgt, daß hoͤchſt- „gedachte Se. Churfl. Durchl. allen und jeden, die ſich an- „ders vor capable halten was rechtſchaffenes zu lehren, oh- „ne Anſehen des Standes, und ohne Einſchraͤnckung derer „Lehren gnaͤdigſt erlaubet, dasjenige der ſtudierenden Ju- „gend beyzubringen, was wir mit unſerer geſunden Ver- „nunfft begreiffen, und was folglich dem gemeinen Weſen „und der Ruhe des Staats nicht zuwider iſt, auch nicht zu- „wider ſeyn kan. Wir ſind weder an Ariſtotelem noch Car- „teſium, weder an Galenum noch Hippocratem, weder an „Bartolum noch Baldum, weder an Carpzovium noch Me- „vium, noch an einige andere Autoritaͤt derer Philoſopho- „rum, Medicorum und Rechts-Gelehrten gebunden. Wir „duͤrffen uns nicht befahren in die Haͤnde der heiligen Inqui- „ſition zu fallen, wann wir uns gleich weder an den Tho- „mam noch Scotum, noch an Albertum halten; wann wir „gleich um die guͤldenen Spruͤche des Magiſtri Sententia- „rum des Ehrwuͤrdigſten Lombardi, uns gar nichts bekuͤm- mern,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fassmann_narr_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fassmann_narr_1729/40
Zitationshilfe: Fassmann, David: Der Gelehrte Narr. Freiburg, 1729, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fassmann_narr_1729/40>, abgerufen am 23.11.2024.