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Fassmann, David: Der Gelehrte Narr. Freiburg, 1729.

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ses das die tummen und einfältigen Gelehrten, die gar keine Gaben zum Studie-
ren gehabt, als man sie darzu bestimmet, oder bey denen Haaren darzu gezo-
gen, hernach gemeiniglich mit Schul-Aemtern versehen werden. Aber O Him-
mel! wie unglückselich ist nicht eine Gemeinde, es seye in Städten, oder in Fle-
cken, oder auf denen Dörffern, deren Schulen mit solchen Narren bestellet
sind. Was formiren und machen diese anders als wiederum andere Narren,
aus allen Züchtlingen und Lehrlingen, die in ihre Hände gerathen? dergestalt,
daß man sich nicht wundern muß, warum so viele Narren in der Welt verhan-
den. Roctores und andere Schul-Bediente solten indessen die Quintessence von
gelehrten, weissen und klugen Männern seyn. Dann das, was nicht nur El-
tern sondern gantze Communen, Städte Republiquen, Staaten und Lande vor
das kostbarste, vor das höheste und wertheste, ja vor unschätzbar halten, nem-
lich die Kinder, werden ja ihren Händen anvertrauet. Auf die getreue und ge-
schickte Information aber, so sie von ihren Praeceptoribus und Lehrern geniessen,
kommet ja, gemeiniglich, nicht nur ihr zeitliches Glücke und Wohlfarth, son-
dern auch vielmals daß Heyl der Seelen und die ewige Seligkeit an.

Der Methodus, oder die Lehr- und Unterrichtungs-Art, auf vielen sol-
chen Schulen, wo man die denen Studiis gewidmete Jugend praepariret, auf
Universitaeten zu ziehen, ist ohne diß so beschaffen, daß schon viele rechtschaffe-
ne Leute darüber geseufftzet und noch jetzo seufftzen. Sind nun vollends die
Stellen derer Lehrer mit Narren und Pedanten besetzet, was vor ein grösseres
Unglück könte sich wohl vor die studierende Jugend ereignen. Wer aber keine
Gelehrsamkeit, keine Weißheit, keine Klugheit, keine löbliche Aufführung
und keine guten Sitten mit auf Universitaeten bringet, der kan versichert seyn,
daß er auch von allem dem nichts mit sich hinweg nehmen wird. Bringet hin-
gegen ein junger Mensch einen solchen weichen Schatz mit sich, wann er auf
Universitaeten anlanget, und hat nicht das Unglück unter die Räuber und Mör-
der, das ist unter böse und liederliche Gesellschafften zu gerathen, der kan ver-
sichert seyn, daß er mit seinem Pfund wuchern, und weit reicher von dannen
ziehen wird, als er angelanget ist.

Der geneigte Leser erlaube doch, daß ich allhier mit einfließen lasse, was
verschiedene brave Männer schon lange vor mir, von übel eingerichteten Schu-
len, und denen darinnen seyenden verkehrten Lehrern oder Pedanten, geschrie-
ben haben; wiewohl ich auch meine eigene Gedancken damit vermischen, und
allenthalben, wo ich es vor gut befinde einen Zusatz machen werde. Ich pro-

te-

ſes das die tummen und einfaͤltigen Gelehrten, die gar keine Gaben zum Studie-
ren gehabt, als man ſie darzu beſtimmet, oder bey denen Haaren darzu gezo-
gen, hernach gemeiniglich mit Schul-Aemtern verſehen werden. Aber O Him-
mel! wie ungluͤckſelich iſt nicht eine Gemeinde, es ſeye in Staͤdten, oder in Fle-
cken, oder auf denen Doͤrffern, deren Schulen mit ſolchen Narren beſtellet
ſind. Was formiren und machen dieſe anders als wiederum andere Narren,
aus allen Zuͤchtlingen und Lehrlingen, die in ihre Haͤnde gerathen? dergeſtalt,
daß man ſich nicht wundern muß, warum ſo viele Narren in der Welt verhan-
den. Roctores und andere Schul-Bediente ſolten indeſſen die Quinteſſence von
gelehrten, weiſſen und klugen Maͤnnern ſeyn. Dann das, was nicht nur El-
tern ſondern gantze Communen, Staͤdte Republiquen, Staaten und Lande vor
das koſtbarſte, vor das hoͤheſte und wertheſte, ja vor unſchaͤtzbar halten, nem-
lich die Kinder, werden ja ihren Haͤnden anvertrauet. Auf die getreue und ge-
ſchickte Information aber, ſo ſie von ihren Præceptoribus und Lehrern genieſſen,
kommet ja, gemeiniglich, nicht nur ihr zeitliches Gluͤcke und Wohlfarth, ſon-
dern auch vielmals daß Heyl der Seelen und die ewige Seligkeit an.

Der Methodus, oder die Lehr- und Unterrichtungs-Art, auf vielen ſol-
chen Schulen, wo man die denen Studiis gewidmete Jugend præpariret, auf
Univerſitæten zu ziehen, iſt ohne diß ſo beſchaffen, daß ſchon viele rechtſchaffe-
ne Leute daruͤber geſeufftzet und noch jetzo ſeufftzen. Sind nun vollends die
Stellen derer Lehrer mit Narren und Pedanten beſetzet, was vor ein groͤſſeres
Ungluͤck koͤnte ſich wohl vor die ſtudierende Jugend ereignen. Wer aber keine
Gelehrſamkeit, keine Weißheit, keine Klugheit, keine loͤbliche Auffuͤhrung
und keine guten Sitten mit auf Univerſitæten bringet, der kan verſichert ſeyn,
daß er auch von allem dem nichts mit ſich hinweg nehmen wird. Bringet hin-
gegen ein junger Menſch einen ſolchen weichen Schatz mit ſich, wann er auf
Univerſitæten anlanget, und hat nicht das Ungluͤck unter die Raͤuber und Moͤr-
der, das iſt unter boͤſe und liederliche Geſellſchafften zu gerathen, der kan ver-
ſichert ſeyn, daß er mit ſeinem Pfund wuchern, und weit reicher von dannen
ziehen wird, als er angelanget iſt.

Der geneigte Leſer erlaube doch, daß ich allhier mit einfließen laſſe, was
verſchiedene brave Maͤnner ſchon lange vor mir, von uͤbel eingerichteten Schu-
len, und denen darinnen ſeyenden verkehrten Lehrern oder Pedanten, geſchrie-
ben haben; wiewohl ich auch meine eigene Gedancken damit vermiſchen, und
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[22/0066] ſes das die tummen und einfaͤltigen Gelehrten, die gar keine Gaben zum Studie- ren gehabt, als man ſie darzu beſtimmet, oder bey denen Haaren darzu gezo- gen, hernach gemeiniglich mit Schul-Aemtern verſehen werden. Aber O Him- mel! wie ungluͤckſelich iſt nicht eine Gemeinde, es ſeye in Staͤdten, oder in Fle- cken, oder auf denen Doͤrffern, deren Schulen mit ſolchen Narren beſtellet ſind. Was formiren und machen dieſe anders als wiederum andere Narren, aus allen Zuͤchtlingen und Lehrlingen, die in ihre Haͤnde gerathen? dergeſtalt, daß man ſich nicht wundern muß, warum ſo viele Narren in der Welt verhan- den. Roctores und andere Schul-Bediente ſolten indeſſen die Quinteſſence von gelehrten, weiſſen und klugen Maͤnnern ſeyn. Dann das, was nicht nur El- tern ſondern gantze Communen, Staͤdte Republiquen, Staaten und Lande vor das koſtbarſte, vor das hoͤheſte und wertheſte, ja vor unſchaͤtzbar halten, nem- lich die Kinder, werden ja ihren Haͤnden anvertrauet. Auf die getreue und ge- ſchickte Information aber, ſo ſie von ihren Præceptoribus und Lehrern genieſſen, kommet ja, gemeiniglich, nicht nur ihr zeitliches Gluͤcke und Wohlfarth, ſon- dern auch vielmals daß Heyl der Seelen und die ewige Seligkeit an. Der Methodus, oder die Lehr- und Unterrichtungs-Art, auf vielen ſol- chen Schulen, wo man die denen Studiis gewidmete Jugend præpariret, auf Univerſitæten zu ziehen, iſt ohne diß ſo beſchaffen, daß ſchon viele rechtſchaffe- ne Leute daruͤber geſeufftzet und noch jetzo ſeufftzen. Sind nun vollends die Stellen derer Lehrer mit Narren und Pedanten beſetzet, was vor ein groͤſſeres Ungluͤck koͤnte ſich wohl vor die ſtudierende Jugend ereignen. Wer aber keine Gelehrſamkeit, keine Weißheit, keine Klugheit, keine loͤbliche Auffuͤhrung und keine guten Sitten mit auf Univerſitæten bringet, der kan verſichert ſeyn, daß er auch von allem dem nichts mit ſich hinweg nehmen wird. Bringet hin- gegen ein junger Menſch einen ſolchen weichen Schatz mit ſich, wann er auf Univerſitæten anlanget, und hat nicht das Ungluͤck unter die Raͤuber und Moͤr- der, das iſt unter boͤſe und liederliche Geſellſchafften zu gerathen, der kan ver- ſichert ſeyn, daß er mit ſeinem Pfund wuchern, und weit reicher von dannen ziehen wird, als er angelanget iſt. Der geneigte Leſer erlaube doch, daß ich allhier mit einfließen laſſe, was verſchiedene brave Maͤnner ſchon lange vor mir, von uͤbel eingerichteten Schu- len, und denen darinnen ſeyenden verkehrten Lehrern oder Pedanten, geſchrie- ben haben; wiewohl ich auch meine eigene Gedancken damit vermiſchen, und allenthalben, wo ich es vor gut befinde einen Zuſatz machen werde. Ich pro- te-

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Zitationshilfe: Fassmann, David: Der Gelehrte Narr. Freiburg, 1729, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fassmann_narr_1729/66>, abgerufen am 27.11.2024.