und nannte uns die rothen Brüder von Crom- wells Garde.
Seitdem trieb Schröpfer sein Unwesen noch ärger und drohte, das "infame Komplott von T. H." wie er es nannte, zu denunciiren. In der Stadt logen sie überall, behaupteten, durch den P. H -- z, welcher ihr Mitglied sey, die An- zeige bei Hofe gemacht zu haben; beim kaiserli- chen Hofe selbst wolle man es dahin bringen, daß der Orden infam kassirt würde; der ihre hingegen gehe auf Tugend und Reinheit der Seele, wo- durch allein man Einfluß auf Geister erhalte. --
Dies alles wurde dem hohen O. bekannt; man berief ein Kapitel im Hause des O. A. R. T.; die Drohungen wurden vorgetragen, die Bosheit der Leute in Erwägung gezogen und für nöthig befunden, die Sache den hohen O. Obern zu D. z. B. v. W., v. H -- l, v. H -- z anzuzeigen und Verhaltungsregeln einzuholen. Ich selbst wurde aufgefordert, meiner Pflicht gemäß, sogleich en Courier nach D. zu reisen, das Protocoll mitzu- nehmen und mündlichen Rapport abzustatten. -- Da man die Wuth und Niederträchtigkeit der Schröpferschen Bande kannte, und nicht abzuse- hen war, wozu sie die Verzweiflung treiben könnte, so muste die Reise, besonders da ich bei B -- r wohnte, schnell und heimlich unternommen werden. Wie ich gieng und stand, setzte ich mich in dem schlechtesten Wetter im Februar auf den Wagen, der mich vor dem Gr. Thore erwartete, fuhr die ganze Nacht hindurch und kam früh um sechs
Uhr
und nannte uns die rothen Bruͤder von Crom- wells Garde.
Seitdem trieb Schroͤpfer ſein Unweſen noch aͤrger und drohte, das „infame Komplott von T. H.“ wie er es nannte, zu denunciiren. In der Stadt logen ſie uͤberall, behaupteten, durch den P. H — z, welcher ihr Mitglied ſey, die An- zeige bei Hofe gemacht zu haben; beim kaiſerli- chen Hofe ſelbſt wolle man es dahin bringen, daß der Orden infam kaſſirt wuͤrde; der ihre hingegen gehe auf Tugend und Reinheit der Seele, wo- durch allein man Einfluß auf Geiſter erhalte. —
Dies alles wurde dem hohen O. bekannt; man berief ein Kapitel im Hauſe des O. A. R. T.; die Drohungen wurden vorgetragen, die Bosheit der Leute in Erwaͤgung gezogen und fuͤr noͤthig befunden, die Sache den hohen O. Obern zu D. z. B. v. W., v. H — l, v. H — z anzuzeigen und Verhaltungsregeln einzuholen. Ich ſelbſt wurde aufgefordert, meiner Pflicht gemaͤß, ſogleich en Courier nach D. zu reiſen, das Protocoll mitzu- nehmen und muͤndlichen Rapport abzuſtatten. — Da man die Wuth und Niedertraͤchtigkeit der Schroͤpferſchen Bande kannte, und nicht abzuſe- hen war, wozu ſie die Verzweiflung treiben koͤnnte, ſo muſte die Reiſe, beſonders da ich bei B — r wohnte, ſchnell und heimlich unternommen werden. Wie ich gieng und ſtand, ſetzte ich mich in dem ſchlechteſten Wetter im Februar auf den Wagen, der mich vor dem Gr. Thore erwartete, fuhr die ganze Nacht hindurch und kam fruͤh um ſechs
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und nannte uns die rothen Bruͤder von Crom-
wells Garde.
Seitdem trieb Schroͤpfer ſein Unweſen noch
aͤrger und drohte, das „infame Komplott von
T. H.“ wie er es nannte, zu denunciiren. In
der Stadt logen ſie uͤberall, behaupteten, durch
den P. H — z, welcher ihr Mitglied ſey, die An-
zeige bei Hofe gemacht zu haben; beim kaiſerli-
chen Hofe ſelbſt wolle man es dahin bringen, daß
der Orden infam kaſſirt wuͤrde; der ihre hingegen
gehe auf Tugend und Reinheit der Seele, wo-
durch allein man Einfluß auf Geiſter erhalte. —
Dies alles wurde dem hohen O. bekannt; man
berief ein Kapitel im Hauſe des O. A. R. T.;
die Drohungen wurden vorgetragen, die Bosheit
der Leute in Erwaͤgung gezogen und fuͤr noͤthig
befunden, die Sache den hohen O. Obern zu D.
z. B. v. W., v. H — l, v. H — z anzuzeigen und
Verhaltungsregeln einzuholen. Ich ſelbſt wurde
aufgefordert, meiner Pflicht gemaͤß, ſogleich en
Courier nach D. zu reiſen, das Protocoll mitzu-
nehmen und muͤndlichen Rapport abzuſtatten. —
Da man die Wuth und Niedertraͤchtigkeit der
Schroͤpferſchen Bande kannte, und nicht abzuſe-
hen war, wozu ſie die Verzweiflung treiben koͤnnte,
ſo muſte die Reiſe, beſonders da ich bei B — r
wohnte, ſchnell und heimlich unternommen werden.
Wie ich gieng und ſtand, ſetzte ich mich in dem
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[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin, 1802, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien01_1802/146>, abgerufen am 15.08.2024.
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