[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin, 1802nen Wünschen oder Neigungen entgegengesetzt nen Wuͤnſchen oder Neigungen entgegengeſetzt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0209" n="191"/> nen Wuͤnſchen oder Neigungen entgegengeſetzt<lb/> ſeyn, er wagte es nie gegen daſſelbe zu handeln,<lb/> wenn es ihm bekannt war; und unterwarf ſich<lb/> demſelben unbedingt, wenn es ihm verkuͤndiget<lb/> wurde. Autoritaͤt und perſoͤnliche Ruͤckſichten, die<lb/> den gemeinen <hi rendition="#g">Logenbruder</hi> oft einzig und al-<lb/> lein in ſeinen Urtheilen und Handlungen leiten,<lb/> kannte B. nicht; denn er war <hi rendition="#g">freier Maurer</hi>.<lb/> Mochte ſich an den Geſetzen, dem heiligen Palla-<lb/> dium wahrer Maureriſchen Freiheit vergreifen, wer<lb/> da wollte; Bruder B. erhob ſeine Stimme wider<lb/> ihn, ohne zu erwaͤgen, wie nahe oder wie fern<lb/> der Angreifer ſeinem Herzen oder ſeinen ander-<lb/> weitigen Verbindungen war. Nie widerſprach er<lb/> er einer Meinung, weil er etwa der Perſon, die<lb/> ſie <supplied>äuße</supplied>rte, nicht guͤnſtig war; nie gab er einem<lb/> Vorſchlag ſeinen Beifall, weil er in manchen an-<lb/> dern Dingen der Autoritaͤt oder dem Verdienſte<lb/> des Vorſchlagenden die Anerkennung nicht verſagen<lb/> konnte. Wahrer Superioritaͤt des Geiſtes und<lb/> Characters leiſtete er mit Freuden, was er ihr<lb/> ſchuldig war; er glaubte ſich ſelbſt dadurch zu er-<lb/> heben, wenn er das aͤchte Verdienſt anderer an-<lb/> erkannte, und war fern von jener republicaniſchen<lb/> Frechheit, die eine Feindin jeder Groͤße, ſelbſt der-<lb/> jenigen, die zur Erhaltung des Ganzen unentbehr-<lb/> lich iſt, nicht ehe ruhet, als bis ſie dieſelbe ſich<lb/> gleich, das iſt klein und nichtswuͤrdig gemacht hat.<lb/> Die Geſetze waren ihm zu ehrwuͤrdig, als daß er<lb/> ſie jemals zum Mittel herabgewuͤrdigt haͤtte, ſei-<lb/> nen Witz ſpielen zu laſſen, oder Bruͤder, die etwa<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [191/0209]
nen Wuͤnſchen oder Neigungen entgegengeſetzt
ſeyn, er wagte es nie gegen daſſelbe zu handeln,
wenn es ihm bekannt war; und unterwarf ſich
demſelben unbedingt, wenn es ihm verkuͤndiget
wurde. Autoritaͤt und perſoͤnliche Ruͤckſichten, die
den gemeinen Logenbruder oft einzig und al-
lein in ſeinen Urtheilen und Handlungen leiten,
kannte B. nicht; denn er war freier Maurer.
Mochte ſich an den Geſetzen, dem heiligen Palla-
dium wahrer Maureriſchen Freiheit vergreifen, wer
da wollte; Bruder B. erhob ſeine Stimme wider
ihn, ohne zu erwaͤgen, wie nahe oder wie fern
der Angreifer ſeinem Herzen oder ſeinen ander-
weitigen Verbindungen war. Nie widerſprach er
er einer Meinung, weil er etwa der Perſon, die
ſie äußerte, nicht guͤnſtig war; nie gab er einem
Vorſchlag ſeinen Beifall, weil er in manchen an-
dern Dingen der Autoritaͤt oder dem Verdienſte
des Vorſchlagenden die Anerkennung nicht verſagen
konnte. Wahrer Superioritaͤt des Geiſtes und
Characters leiſtete er mit Freuden, was er ihr
ſchuldig war; er glaubte ſich ſelbſt dadurch zu er-
heben, wenn er das aͤchte Verdienſt anderer an-
erkannte, und war fern von jener republicaniſchen
Frechheit, die eine Feindin jeder Groͤße, ſelbſt der-
jenigen, die zur Erhaltung des Ganzen unentbehr-
lich iſt, nicht ehe ruhet, als bis ſie dieſelbe ſich
gleich, das iſt klein und nichtswuͤrdig gemacht hat.
Die Geſetze waren ihm zu ehrwuͤrdig, als daß er
ſie jemals zum Mittel herabgewuͤrdigt haͤtte, ſei-
nen Witz ſpielen zu laſſen, oder Bruͤder, die etwa
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |