man war zum voraus überzeugt, daß er so wie er sprach, dachte und handelte: man hörte ihn mit Achtung und folgte ihm mit Bereitwilligkeit. Die Brüderschaft gewann durch ihn an Wohl- stand, Festigkeit und Ordnung.
Endlich soll ich den Verlust bestimmen, den wir Zurückgebliebenen durch das Heimkehren un- serer Brüder in unserm gemeinschaftlichen Wirken erlitten haben.
Die Maurerische Wirksamkeit wird hier nur angefangen; dort, wo unsere Brüder jetzt sind, wird sie rascher fortgesetzt und vollendet. Der Tod unterbricht zwischen den Zurückgebliebenen und Heimgekehrten nur die Erscheinung des Wir- kens, nicht die moralische Wirksamkeit selbst; diese ist eben so hoch über den kleinen Raum zwischen der Wiege und dem Sarge erhaben, als die mo- ralische Welt unendlich über denselben ausgedehnt ist. So viel also unser Herz und unsere geselligen Kreise durch das Verschwinden unserer geliebten Brüder an Genuß und Freude verlohren haben: so ist für unser gemeinschaftliches, nicht für die Zeit, sondern für die Ewigkeit berechnet es, nicht auf diese Sinnenwelt beschränktes, sondern auf eine höhere Welt hingerichtetes, moralisches Wir- ken, ihr Hinscheiden in das Reich des Lichtes und der Erkenntniß, mehr ein Gewinn als ein Verlust. Die Verklärten haben, zu der Aufnahme von Männern ihre Zustimmung gegeben, an de-
man war zum voraus uͤberzeugt, daß er ſo wie er ſprach, dachte und handelte: man hoͤrte ihn mit Achtung und folgte ihm mit Bereitwilligkeit. Die Bruͤderſchaft gewann durch ihn an Wohl- ſtand, Feſtigkeit und Ordnung.
Endlich ſoll ich den Verluſt beſtimmen, den wir Zuruͤckgebliebenen durch das Heimkehren un- ſerer Bruͤder in unſerm gemeinſchaftlichen Wirken erlitten haben.
Die Maureriſche Wirkſamkeit wird hier nur angefangen; dort, wo unſere Bruͤder jetzt ſind, wird ſie raſcher fortgeſetzt und vollendet. Der Tod unterbricht zwiſchen den Zuruͤckgebliebenen und Heimgekehrten nur die Erſcheinung des Wir- kens, nicht die moraliſche Wirkſamkeit ſelbſt; dieſe iſt eben ſo hoch uͤber den kleinen Raum zwiſchen der Wiege und dem Sarge erhaben, als die mo- raliſche Welt unendlich uͤber denſelben ausgedehnt iſt. So viel alſo unſer Herz und unſere geſelligen Kreiſe durch das Verſchwinden unſerer geliebten Bruͤder an Genuß und Freude verlohren haben: ſo iſt fuͤr unſer gemeinſchaftliches, nicht fuͤr die Zeit, ſondern fuͤr die Ewigkeit berechnet es, nicht auf dieſe Sinnenwelt beſchraͤnktes, ſondern auf eine hoͤhere Welt hingerichtetes, moraliſches Wir- ken, ihr Hinſcheiden in das Reich des Lichtes und der Erkenntniß, mehr ein Gewinn als ein Verluſt. Die Verklaͤrten haben, zu der Aufnahme von Maͤnnern ihre Zuſtimmung gegeben, an de-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0214"n="196"/>
man war zum voraus uͤberzeugt, daß er ſo wie<lb/>
er ſprach, dachte und handelte: man hoͤrte ihn<lb/>
mit Achtung und folgte ihm mit Bereitwilligkeit.<lb/>
Die Bruͤderſchaft gewann durch ihn an Wohl-<lb/>ſtand, Feſtigkeit und Ordnung.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>Endlich ſoll ich den Verluſt beſtimmen, den<lb/>
wir Zuruͤckgebliebenen durch das Heimkehren un-<lb/>ſerer Bruͤder in unſerm gemeinſchaftlichen Wirken<lb/>
erlitten haben.</p><lb/><p>Die Maureriſche Wirkſamkeit wird hier nur<lb/>
angefangen; dort, wo unſere Bruͤder jetzt ſind,<lb/>
wird ſie raſcher fortgeſetzt und vollendet. Der<lb/>
Tod unterbricht zwiſchen den Zuruͤckgebliebenen<lb/>
und Heimgekehrten nur die Erſcheinung des Wir-<lb/>
kens, nicht die moraliſche Wirkſamkeit ſelbſt; dieſe<lb/>
iſt eben ſo hoch uͤber den kleinen Raum zwiſchen<lb/>
der Wiege und dem Sarge erhaben, als die mo-<lb/>
raliſche Welt unendlich uͤber denſelben ausgedehnt<lb/>
iſt. So viel alſo unſer Herz und unſere geſelligen<lb/>
Kreiſe durch das Verſchwinden unſerer geliebten<lb/>
Bruͤder an Genuß und Freude verlohren haben:<lb/>ſo iſt fuͤr unſer gemeinſchaftliches, nicht fuͤr die<lb/>
Zeit, ſondern fuͤr die Ewigkeit berechnet es, nicht<lb/>
auf dieſe Sinnenwelt beſchraͤnktes, ſondern auf<lb/>
eine hoͤhere Welt hingerichtetes, moraliſches Wir-<lb/>
ken, ihr Hinſcheiden in das Reich des Lichtes<lb/>
und der Erkenntniß, mehr ein Gewinn als ein<lb/>
Verluſt. Die Verklaͤrten haben, zu der Aufnahme<lb/>
von Maͤnnern ihre Zuſtimmung gegeben, an de-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[196/0214]
man war zum voraus uͤberzeugt, daß er ſo wie
er ſprach, dachte und handelte: man hoͤrte ihn
mit Achtung und folgte ihm mit Bereitwilligkeit.
Die Bruͤderſchaft gewann durch ihn an Wohl-
ſtand, Feſtigkeit und Ordnung.
Endlich ſoll ich den Verluſt beſtimmen, den
wir Zuruͤckgebliebenen durch das Heimkehren un-
ſerer Bruͤder in unſerm gemeinſchaftlichen Wirken
erlitten haben.
Die Maureriſche Wirkſamkeit wird hier nur
angefangen; dort, wo unſere Bruͤder jetzt ſind,
wird ſie raſcher fortgeſetzt und vollendet. Der
Tod unterbricht zwiſchen den Zuruͤckgebliebenen
und Heimgekehrten nur die Erſcheinung des Wir-
kens, nicht die moraliſche Wirkſamkeit ſelbſt; dieſe
iſt eben ſo hoch uͤber den kleinen Raum zwiſchen
der Wiege und dem Sarge erhaben, als die mo-
raliſche Welt unendlich uͤber denſelben ausgedehnt
iſt. So viel alſo unſer Herz und unſere geſelligen
Kreiſe durch das Verſchwinden unſerer geliebten
Bruͤder an Genuß und Freude verlohren haben:
ſo iſt fuͤr unſer gemeinſchaftliches, nicht fuͤr die
Zeit, ſondern fuͤr die Ewigkeit berechnet es, nicht
auf dieſe Sinnenwelt beſchraͤnktes, ſondern auf
eine hoͤhere Welt hingerichtetes, moraliſches Wir-
ken, ihr Hinſcheiden in das Reich des Lichtes
und der Erkenntniß, mehr ein Gewinn als ein
Verluſt. Die Verklaͤrten haben, zu der Aufnahme
von Maͤnnern ihre Zuſtimmung gegeben, an de-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin, 1802, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien01_1802/214>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.