sie will über beide den Vortheil gewinnen und hat ihr Geschäft einer nachtheiligen, aber unvermeid- lichen Bedingung unterworfen:
Sie hat das Ganze der menschlichen Ausbildung in Theile getrennet, die Zweige und Geschäfte derselben unter sich vertheilt, und jedem Stande sein besonderes Feld der Mitwirksamkeit an- gewiesen. Wie in einer Fabrik Zeit und Ko- sten dadurch erspart werden, daß der eine Arbei- ter sein Leben hindurch nur diese Art von Feder, Stift, Rad oder Gefäß macht, nur diese Farbe aufträgt, nur diese Maschine treibt und lenkt: und ein andrer ebenfalls sein ganzes Leben hin- durch diese andere Art von Arbeit verrichtet, die zuletzt ein ihnen allen unbekannter Werkmeister zu einem Ganzen vereinigt: eben so ergeht es in der großen Werkstätte der menschlichen Aus- bildung. Jeder Stand arbeitet und schafft etwas für alle übrigen, das außerdem jeder für seinen Antheil und für seine Person selbst thun müßte; und diese schaffen nunmehr wieder für ihn, wozu der für ihr Wohl anderweitig Beschäftigte, weder Zeit noch Geschick hat.
Zum Heile und zur Ausbildung des Ganzen leitet alle Arbeiten der Einzelnen die unsichtbare Hand der Vorsehung. -- So steigt der Gelehrte hinab in die Tiefen des Geistes und der Wissen- schaft, um zu Tage zu fördern, was nach einigen Zeitaltern, allen geläufig und nützlich seyn wird, indeß der Landmann und der Handwerker ihn
ſie will uͤber beide den Vortheil gewinnen und hat ihr Geſchaͤft einer nachtheiligen, aber unvermeid- lichen Bedingung unterworfen:
Sie hat das Ganze der menſchlichen Ausbildung in Theile getrennet, die Zweige und Geſchaͤfte derſelben unter ſich vertheilt, und jedem Stande ſein beſonderes Feld der Mitwirkſamkeit an- gewieſen. Wie in einer Fabrik Zeit und Ko- ſten dadurch erſpart werden, daß der eine Arbei- ter ſein Leben hindurch nur dieſe Art von Feder, Stift, Rad oder Gefaͤß macht, nur dieſe Farbe auftraͤgt, nur dieſe Maſchine treibt und lenkt: und ein andrer ebenfalls ſein ganzes Leben hin- durch dieſe andere Art von Arbeit verrichtet, die zuletzt ein ihnen allen unbekannter Werkmeiſter zu einem Ganzen vereinigt: eben ſo ergeht es in der großen Werkſtaͤtte der menſchlichen Aus- bildung. Jeder Stand arbeitet und ſchafft etwas fuͤr alle uͤbrigen, das außerdem jeder fuͤr ſeinen Antheil und fuͤr ſeine Perſon ſelbſt thun muͤßte; und dieſe ſchaffen nunmehr wieder fuͤr ihn, wozu der fuͤr ihr Wohl anderweitig Beſchaͤftigte, weder Zeit noch Geſchick hat.
Zum Heile und zur Ausbildung des Ganzen leitet alle Arbeiten der Einzelnen die unſichtbare Hand der Vorſehung. — So ſteigt der Gelehrte hinab in die Tiefen des Geiſtes und der Wiſſen- ſchaft, um zu Tage zu foͤrdern, was nach einigen Zeitaltern, allen gelaͤufig und nuͤtzlich ſeyn wird, indeß der Landmann und der Handwerker ihn
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ſie will uͤber beide den Vortheil gewinnen und hat
ihr Geſchaͤft einer nachtheiligen, aber unvermeid-
lichen Bedingung unterworfen:
Sie hat das Ganze der menſchlichen
Ausbildung in Theile getrennet, die
Zweige und Geſchaͤfte derſelben unter
ſich vertheilt, und jedem Stande ſein
beſonderes Feld der Mitwirkſamkeit an-
gewieſen. Wie in einer Fabrik Zeit und Ko-
ſten dadurch erſpart werden, daß der eine Arbei-
ter ſein Leben hindurch nur dieſe Art von Feder,
Stift, Rad oder Gefaͤß macht, nur dieſe Farbe
auftraͤgt, nur dieſe Maſchine treibt und lenkt:
und ein andrer ebenfalls ſein ganzes Leben hin-
durch dieſe andere Art von Arbeit verrichtet, die
zuletzt ein ihnen allen unbekannter Werkmeiſter
zu einem Ganzen vereinigt: eben ſo ergeht es
in der großen Werkſtaͤtte der menſchlichen Aus-
bildung. Jeder Stand arbeitet und ſchafft etwas
fuͤr alle uͤbrigen, das außerdem jeder fuͤr ſeinen
Antheil und fuͤr ſeine Perſon ſelbſt thun muͤßte;
und dieſe ſchaffen nunmehr wieder fuͤr ihn, wozu
der fuͤr ihr Wohl anderweitig Beſchaͤftigte, weder
Zeit noch Geſchick hat.
Zum Heile und zur Ausbildung des Ganzen
leitet alle Arbeiten der Einzelnen die unſichtbare
Hand der Vorſehung. — So ſteigt der Gelehrte
hinab in die Tiefen des Geiſtes und der Wiſſen-
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Zeitaltern, allen gelaͤufig und nuͤtzlich ſeyn wird,
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[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin, 1802, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien01_1802/42>, abgerufen am 16.07.2024.
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