hen. Nicht durch Zurückziehen in die Einsamkeit -- denn diese verstärkt unsre Einseitigkeit mehr, als daß sie sie aufhebt und überzieht unser Herz mit einer egoistischen Rinde. -- Also allein durch Zutritt zu einer von der größeren abgesonderten Ge- sellschaft, die keinem unsrer Verhältnisse in jener schadet, und welche die Veranstaltung getrof- fen hat, uns zu Zeiten den Zweck der Mensch- heit vor Augen und ans Herz zu legen, ihn zu dem gedachten Unsrigen zu machen, und welche durch tausend Mittel dahin arbeitet, uns von unsern Standes- und Gesellschaftsunarten zu ent- wöhnen und unsre Bildung zu einer rein-mensch- lichen zu erheben.
Dieß oder keiner ist der Zweck der Frei-Mau- rer-Gesellschaft, so gewiß Weise und Tugendhafte sich mit derselben befassen. -- Der Maurer, der als Mensch gebohren ward, und durch die Bildung seines Standes, durch den Staat und durch seine übrigen gesellschaftlichen Verhältnisse hindurchging, soll auf diesem Boden wieder ganz und durchaus zum Menschen gebildet werden. -- Dies kann allein die Absicht einer abgesonderten Gesellschaft sein; und dies beantwortet uns die aufgestellte Frage: Was ist der Frei-Maurer-Or- den an und für sich selbst oder, wenn Du lieber willst, was kann er seyn?
"Aber, sagst Du, Dieser Zweck ist theils zu weit, theils zu enge. Jenes, weil er auch auf andern Wegen, durch Nachdenken, Reisen, Um- hertreiben unter Menschen und im geselligen Le-
Erstes Bändch. C
hen. Nicht durch Zuruͤckziehen in die Einſamkeit — denn dieſe verſtaͤrkt unſre Einſeitigkeit mehr, als daß ſie ſie aufhebt und uͤberzieht unſer Herz mit einer egoiſtiſchen Rinde. — Alſo allein durch Zutritt zu einer von der groͤßeren abgeſonderten Ge- ſellſchaft, die keinem unſrer Verhaͤltniſſe in jener ſchadet, und welche die Veranſtaltung getrof- fen hat, uns zu Zeiten den Zweck der Menſch- heit vor Augen und ans Herz zu legen, ihn zu dem gedachten Unſrigen zu machen, und welche durch tauſend Mittel dahin arbeitet, uns von unſern Standes- und Geſellſchaftsunarten zu ent- woͤhnen und unſre Bildung zu einer rein-menſch- lichen zu erheben.
Dieß oder keiner iſt der Zweck der Frei-Mau- rer-Geſellſchaft, ſo gewiß Weiſe und Tugendhafte ſich mit derſelben befaſſen. — Der Maurer, der als Menſch gebohren ward, und durch die Bildung ſeines Standes, durch den Staat und durch ſeine uͤbrigen geſellſchaftlichen Verhaͤltniſſe hindurchging, ſoll auf dieſem Boden wieder ganz und durchaus zum Menſchen gebildet werden. — Dies kann allein die Abſicht einer abgeſonderten Geſellſchaft ſein; und dies beantwortet uns die aufgeſtellte Frage: Was iſt der Frei-Maurer-Or- den an und fuͤr ſich ſelbſt oder, wenn Du lieber willſt, was kann er ſeyn?
„Aber, ſagſt Du, Dieſer Zweck iſt theils zu weit, theils zu enge. Jenes, weil er auch auf andern Wegen, durch Nachdenken, Reiſen, Um- hertreiben unter Menſchen und im geſelligen Le-
Erſtes Baͤndch. C
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hen. Nicht durch Zuruͤckziehen in die Einſamkeit —
denn dieſe verſtaͤrkt unſre Einſeitigkeit mehr, als
daß ſie ſie aufhebt und uͤberzieht unſer Herz mit
einer egoiſtiſchen Rinde. — Alſo allein durch Zutritt
zu einer von der groͤßeren abgeſonderten Ge-
ſellſchaft, die keinem unſrer Verhaͤltniſſe in
jener ſchadet, und welche die Veranſtaltung getrof-
fen hat, uns zu Zeiten den Zweck der Menſch-
heit vor Augen und ans Herz zu legen, ihn zu
dem gedachten Unſrigen zu machen, und welche
durch tauſend Mittel dahin arbeitet, uns von
unſern Standes- und Geſellſchaftsunarten zu ent-
woͤhnen und unſre Bildung zu einer rein-menſch-
lichen zu erheben.
Dieß oder keiner iſt der Zweck der Frei-Mau-
rer-Geſellſchaft, ſo gewiß Weiſe und Tugendhafte
ſich mit derſelben befaſſen. — Der Maurer,
der als Menſch gebohren ward, und durch die
Bildung ſeines Standes, durch den Staat und
durch ſeine uͤbrigen geſellſchaftlichen Verhaͤltniſſe
hindurchging, ſoll auf dieſem Boden wieder ganz
und durchaus zum Menſchen gebildet werden. —
Dies kann allein die Abſicht einer abgeſonderten
Geſellſchaft ſein; und dies beantwortet uns die
aufgeſtellte Frage: Was iſt der Frei-Maurer-Or-
den an und fuͤr ſich ſelbſt oder, wenn Du lieber
willſt, was kann er ſeyn?
„Aber, ſagſt Du, Dieſer Zweck iſt theils zu
weit, theils zu enge. Jenes, weil er auch auf
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[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin, 1802, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien01_1802/51>, abgerufen am 16.07.2024.
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