ner so relativen Sache sagen, sie sei ein Bestand- theil des Absoluten?
Man könnte sagen, es sey Zweck der gesamm- ten Menschheit, eine einzige große Verbindung zu bilden, wie gegenwärtig die Maurerische -- seyn sollte. *) Aber selbst die bloße Existenz der Mau- rerei beweißt, daß das, was wir Selbstzweck ge- nannt haben, noch gar nicht erreicht sey.
Das Beispiel, dessen man sich für jene Be- hauptung bedient, soll das Gegentheil derselben in ein helleres Licht setzen. Man sagt: man könne nicht nach einem Zwecke der Religion (oder be- stimmter: der Religiosität, der religiösen Gesin- nung) wohl aber nach einem Zwecke der Kirche fragen. Ganz richtig! aber dem Begriffe der Religiosität entspricht ja eben nicht der Begriff der Maurerei, sondern vielmehr der, der reinmensch- lichen Bildung; dem der Kirche aber grade der der Maurerei oder (welches einerlei ist) des Frei- maurer-Ordens. -- Maurerei bedeutet also (um alles kurz zusammen zu fassen) nicht die Gesin- nung, sondern die Verbindung; diese aber, um die Gesinnung hervorzubringen, ist bedingt durch etwas Zufälliges, das eben so wohl auch nicht seyn könnte und in der That nicht seyn sollte. Die Maurerei ist sonach nicht Selbstzweck, so wenig, als, nach jener eignen Meinung, die Kirche;
*) Darauf scheinen auch gewisse Maurerische Sym- bole hinzudeuten.
ner ſo relativen Sache ſagen, ſie ſei ein Beſtand- theil des Abſoluten?
Man koͤnnte ſagen, es ſey Zweck der geſamm- ten Menſchheit, eine einzige große Verbindung zu bilden, wie gegenwaͤrtig die Maureriſche — ſeyn ſollte. *) Aber ſelbſt die bloße Exiſtenz der Mau- rerei beweißt, daß das, was wir Selbſtzweck ge- nannt haben, noch gar nicht erreicht ſey.
Das Beiſpiel, deſſen man ſich fuͤr jene Be- hauptung bedient, ſoll das Gegentheil derſelben in ein helleres Licht ſetzen. Man ſagt: man koͤnne nicht nach einem Zwecke der Religion (oder be- ſtimmter: der Religioſitaͤt, der religioͤſen Geſin- nung) wohl aber nach einem Zwecke der Kirche fragen. Ganz richtig! aber dem Begriffe der Religioſitaͤt entſpricht ja eben nicht der Begriff der Maurerei, ſondern vielmehr der, der reinmenſch- lichen Bildung; dem der Kirche aber grade der der Maurerei oder (welches einerlei iſt) des Frei- maurer-Ordens. — Maurerei bedeutet alſo (um alles kurz zuſammen zu faſſen) nicht die Geſin- nung, ſondern die Verbindung; dieſe aber, um die Geſinnung hervorzubringen, iſt bedingt durch etwas Zufaͤlliges, das eben ſo wohl auch nicht ſeyn koͤnnte und in der That nicht ſeyn ſollte. Die Maurerei iſt ſonach nicht Selbſtzweck, ſo wenig, als, nach jener eignen Meinung, die Kirche;
*) Darauf ſcheinen auch gewiſſe Maureriſche Sym- bole hinzudeuten.
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ner ſo relativen Sache ſagen, ſie ſei ein Beſtand-
theil des Abſoluten?
Man koͤnnte ſagen, es ſey Zweck der geſamm-
ten Menſchheit, eine einzige große Verbindung zu
bilden, wie gegenwaͤrtig die Maureriſche — ſeyn
ſollte. *) Aber ſelbſt die bloße Exiſtenz der Mau-
rerei beweißt, daß das, was wir Selbſtzweck ge-
nannt haben, noch gar nicht erreicht ſey.
Das Beiſpiel, deſſen man ſich fuͤr jene Be-
hauptung bedient, ſoll das Gegentheil derſelben in
ein helleres Licht ſetzen. Man ſagt: man koͤnne
nicht nach einem Zwecke der Religion (oder be-
ſtimmter: der Religioſitaͤt, der religioͤſen Geſin-
nung) wohl aber nach einem Zwecke der Kirche
fragen. Ganz richtig! aber dem Begriffe der
Religioſitaͤt entſpricht ja eben nicht der Begriff der
Maurerei, ſondern vielmehr der, der reinmenſch-
lichen Bildung; dem der Kirche aber grade der
der Maurerei oder (welches einerlei iſt) des Frei-
maurer-Ordens. — Maurerei bedeutet alſo (um
alles kurz zuſammen zu faſſen) nicht die Geſin-
nung, ſondern die Verbindung; dieſe aber, um
die Geſinnung hervorzubringen, iſt bedingt durch
etwas Zufaͤlliges, das eben ſo wohl auch nicht
ſeyn koͤnnte und in der That nicht ſeyn ſollte.
Die Maurerei iſt ſonach nicht Selbſtzweck, ſo
wenig, als, nach jener eignen Meinung, die Kirche;
*) Darauf ſcheinen auch gewiſſe Maureriſche Sym-
bole hinzudeuten.
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[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin, 1802, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien01_1802/60>, abgerufen am 17.07.2024.
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