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[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803.

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"mit der Kapuze zogst Du noch nicht alle Spuren
"ehmahligen Mönchthums aus." -- Und bei Gott,
Freunde, das ist ein sehr wahres Wort. In An-
sehung vieler Dinge ist die Form meines Geistes
geblieben, wie sie sich in meinem eilfjährigen Klo-
sterleben entwickelt und gebildet hat. Daher kommt
es, daß ich jetzt eine eben so heilige und unbedingte
Ehrfurcht gegen den Staat und alle seine Einrich-
tungen hege, wie ich sie in den schönen Jahren
meiner Gottseligkeit nur immer gegen den Orden
und seine Einrichtungen hegen konnte. Damahls
hätte ich geglaubt, herabzusinken zur Nichtswür-
digkeit eitler, stolzer Weltkinder, wenn ich mir er-
laubt hätte, bei irgend einer klösterlichen Einrich-
tung oder Anordnung, die heiligen und erhabnen
Absichten des Ordens auszuforschen, oder ihnen
Hindernisse in den Weg zu legen. Der Guardian,
glaubte ich, muß wissen, was den Zweck und die
Absichten des heiligen Ordens fördern kann; Dir
ziemt nur das Gehorchen und das Dulden. Eben
so denke und fühle ich heute in Beziehung auf
den Staat und seine Einrichtungen. -- Es darf
nichts ohne königliche Censur gedruckt werden;
und der Beobachter an der Spree, die Berlini-
schen Blätter, und das Maurerische Taschenbuch
von X. Y. Z. sind wirklich mit Königlicher Cen-
sur gedruckt worden. Die Censur ist eine Einrich-
tung des Staates, und die Censoren müssen
wissen, in wiefern symbolische Angriffe auf die
Personen und häuslichen Verhältnisse der im
Staate friedlich lebenden Bürger den weisen Ab-

„mit der Kapuze zogſt Du noch nicht alle Spuren
„ehmahligen Moͤnchthums aus.“ — Und bei Gott,
Freunde, das iſt ein ſehr wahres Wort. In An-
ſehung vieler Dinge iſt die Form meines Geiſtes
geblieben, wie ſie ſich in meinem eilfjaͤhrigen Klo-
ſterleben entwickelt und gebildet hat. Daher kommt
es, daß ich jetzt eine eben ſo heilige und unbedingte
Ehrfurcht gegen den Staat und alle ſeine Einrich-
tungen hege, wie ich ſie in den ſchoͤnen Jahren
meiner Gottſeligkeit nur immer gegen den Orden
und ſeine Einrichtungen hegen konnte. Damahls
haͤtte ich geglaubt, herabzuſinken zur Nichtswuͤr-
digkeit eitler, ſtolzer Weltkinder, wenn ich mir er-
laubt haͤtte, bei irgend einer kloͤſterlichen Einrich-
tung oder Anordnung, die heiligen und erhabnen
Abſichten des Ordens auszuforſchen, oder ihnen
Hinderniſſe in den Weg zu legen. Der Guardian,
glaubte ich, muß wiſſen, was den Zweck und die
Abſichten des heiligen Ordens foͤrdern kann; Dir
ziemt nur das Gehorchen und das Dulden. Eben
ſo denke und fuͤhle ich heute in Beziehung auf
den Staat und ſeine Einrichtungen. — Es darf
nichts ohne koͤnigliche Cenſur gedruckt werden;
und der Beobachter an der Spree, die Berlini-
ſchen Blaͤtter, und das Maureriſche Taſchenbuch
von X. Y. Z. ſind wirklich mit Koͤniglicher Cen-
ſur gedruckt worden. Die Cenſur iſt eine Einrich-
tung des Staates, und die Cenſoren muͤſſen
wiſſen, in wiefern ſymboliſche Angriffe auf die
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[123/0145] „mit der Kapuze zogſt Du noch nicht alle Spuren „ehmahligen Moͤnchthums aus.“ — Und bei Gott, Freunde, das iſt ein ſehr wahres Wort. In An- ſehung vieler Dinge iſt die Form meines Geiſtes geblieben, wie ſie ſich in meinem eilfjaͤhrigen Klo- ſterleben entwickelt und gebildet hat. Daher kommt es, daß ich jetzt eine eben ſo heilige und unbedingte Ehrfurcht gegen den Staat und alle ſeine Einrich- tungen hege, wie ich ſie in den ſchoͤnen Jahren meiner Gottſeligkeit nur immer gegen den Orden und ſeine Einrichtungen hegen konnte. Damahls haͤtte ich geglaubt, herabzuſinken zur Nichtswuͤr- digkeit eitler, ſtolzer Weltkinder, wenn ich mir er- laubt haͤtte, bei irgend einer kloͤſterlichen Einrich- tung oder Anordnung, die heiligen und erhabnen Abſichten des Ordens auszuforſchen, oder ihnen Hinderniſſe in den Weg zu legen. Der Guardian, glaubte ich, muß wiſſen, was den Zweck und die Abſichten des heiligen Ordens foͤrdern kann; Dir ziemt nur das Gehorchen und das Dulden. Eben ſo denke und fuͤhle ich heute in Beziehung auf den Staat und ſeine Einrichtungen. — Es darf nichts ohne koͤnigliche Cenſur gedruckt werden; und der Beobachter an der Spree, die Berlini- ſchen Blaͤtter, und das Maureriſche Taſchenbuch von X. Y. Z. ſind wirklich mit Koͤniglicher Cen- ſur gedruckt worden. Die Cenſur iſt eine Einrich- tung des Staates, und die Cenſoren muͤſſen wiſſen, in wiefern ſymboliſche Angriffe auf die Perſonen und haͤuslichen Verhaͤltniſſe der im Staate friedlich lebenden Buͤrger den weiſen Ab-

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Zitationshilfe: [Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803/145>, abgerufen am 24.11.2024.