einander und deutet auf die Punkte, von welchen aus weiter geschritten werden muß. Aber hat die Wissenschaft diesen Einfluß auf die Welt wirk- lich? -- Wenn auch die Mehrheit gründlicher zu studieren pflegte, als sie es thut; wenn sie auch nicht diese halbe Gelehrsamkeit, die sie etwa von der Universität mit hinwegbringt, einige Jahre nachher rein zu vergessen pflegte, wenn auch die- ses alles nicht wäre: was hilft das bloße Wissen, ohne Uebung? -- Hier tritt nun, wo nichts weiter helfen kann, die Maurerei in die Mitte, als eine Uebungsanstalt für Viel- seitigkeit; und ersetzt eine Lücke, welche die große bürgerliche Gesellschaft nothwendig lassen mußte.
Ich erinnere Dich hier im Vorbeigehen an den Staat, in welchem wir beide leben, und dem man den Ruhm des Strebens nach Vollkommen- heit ohne die höchste Ungerechtigkeit nicht absprechen könnte. Ich will nicht entscheiden, ob diese Ten- denz auch mit aus der Maurerei hervorgehe, die in ihm seit langer Zeit geblüht hat, oder ob sie und wie sie bisher durch die Maurerei unterstützt wor- den sey; aber ich kann bestimmt behaupten, daß diese Tendenz für die Zukunft an dem Orden eine gute Unterstützung finden müsse.
Erwäge ferner folgende Bemerkung. In einer merkwürdigen Schrift, in welcher die menschlichen Stände in zwei Klassen getheilt und zu der ersten Klasse diejenigen gerechnet werden, die sich mit Bildung des Geistes und Herzens andrer, so wie
einander und deutet auf die Punkte, von welchen aus weiter geſchritten werden muß. Aber hat die Wiſſenſchaft dieſen Einfluß auf die Welt wirk- lich? — Wenn auch die Mehrheit gruͤndlicher zu ſtudieren pflegte, als ſie es thut; wenn ſie auch nicht dieſe halbe Gelehrſamkeit, die ſie etwa von der Univerſitaͤt mit hinwegbringt, einige Jahre nachher rein zu vergeſſen pflegte, wenn auch die- ſes alles nicht waͤre: was hilft das bloße Wiſſen, ohne Uebung? — Hier tritt nun, wo nichts weiter helfen kann, die Maurerei in die Mitte, als eine Uebungsanſtalt fuͤr Viel- ſeitigkeit; und erſetzt eine Luͤcke, welche die große buͤrgerliche Geſellſchaft nothwendig laſſen mußte.
Ich erinnere Dich hier im Vorbeigehen an den Staat, in welchem wir beide leben, und dem man den Ruhm des Strebens nach Vollkommen- heit ohne die hoͤchſte Ungerechtigkeit nicht abſprechen koͤnnte. Ich will nicht entſcheiden, ob dieſe Ten- denz auch mit aus der Maurerei hervorgehe, die in ihm ſeit langer Zeit gebluͤht hat, oder ob ſie und wie ſie bisher durch die Maurerei unterſtuͤtzt wor- den ſey; aber ich kann beſtimmt behaupten, daß dieſe Tendenz fuͤr die Zukunft an dem Orden eine gute Unterſtuͤtzung finden muͤſſe.
Erwaͤge ferner folgende Bemerkung. In einer merkwuͤrdigen Schrift, in welcher die menſchlichen Staͤnde in zwei Klaſſen getheilt und zu der erſten Klaſſe diejenigen gerechnet werden, die ſich mit Bildung des Geiſtes und Herzens andrer, ſo wie
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einander und deutet auf die Punkte, von welchen
aus weiter geſchritten werden muß. Aber hat die
Wiſſenſchaft dieſen Einfluß auf die Welt wirk-
lich? — Wenn auch die Mehrheit gruͤndlicher zu
ſtudieren pflegte, als ſie es thut; wenn ſie auch
nicht dieſe halbe Gelehrſamkeit, die ſie etwa von
der Univerſitaͤt mit hinwegbringt, einige Jahre
nachher rein zu vergeſſen pflegte, wenn auch die-
ſes alles nicht waͤre: was hilft das bloße
Wiſſen, ohne Uebung? — Hier tritt nun, wo
nichts weiter helfen kann, die Maurerei in die
Mitte, als eine Uebungsanſtalt fuͤr Viel-
ſeitigkeit; und erſetzt eine Luͤcke, welche die
große buͤrgerliche Geſellſchaft nothwendig laſſen
mußte.
Ich erinnere Dich hier im Vorbeigehen an
den Staat, in welchem wir beide leben, und dem
man den Ruhm des Strebens nach Vollkommen-
heit ohne die hoͤchſte Ungerechtigkeit nicht abſprechen
koͤnnte. Ich will nicht entſcheiden, ob dieſe Ten-
denz auch mit aus der Maurerei hervorgehe, die
in ihm ſeit langer Zeit gebluͤht hat, oder ob ſie und
wie ſie bisher durch die Maurerei unterſtuͤtzt wor-
den ſey; aber ich kann beſtimmt behaupten, daß
dieſe Tendenz fuͤr die Zukunft an dem Orden eine
gute Unterſtuͤtzung finden muͤſſe.
Erwaͤge ferner folgende Bemerkung. In einer
merkwuͤrdigen Schrift, in welcher die menſchlichen
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Klaſſe diejenigen gerechnet werden, die ſich mit
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[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803/33>, abgerufen am 21.11.2024.
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