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[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803.

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überdieß die Wirksamkeit seines Amtes nicht sieht,
und nicht sehen kann, weil sie in der That, wenn
sie auf das wahre Ziel geht, unsichtbar bleiben
muß, kann leicht in die Versuchung gerathen, nach
Nutzbarkeit zu trachten, und seinem Amte eine
sichtbarere, greifliche Wirksamkeit, seinem Geschäfte
einen gesellschaftlichen und bürgerlichen Einfluß zu
verschaffen. Wer von diesen Standesgenossen so
denkt, wird zu dem gewöhnlichen Mittel greifen,
die Menschen durch Furcht vor überirrdischen
Strafen und durch Hoffnung eines ewigen Lohns
zur Moralität zu bringen versuchen, und dies Re-
ligion nennen. Der Arme! er weiß nicht, daß
dasjenige, was er durch Furcht und Lohnbegierde
hervorbringt, schlechterdings gar nicht Moralität,
sondern nur äußere Ehrbarkeit und Gesetzmäßig-
keit ist, und daß er, soviel in seinen Kräften steht,
dazu beiträgt, diejenigen, auf die er wirkt, für
Moralität sowohl, als für Religion auf immer zu
ertödten.

So nicht der Maurer. Er weiß, daß in der
größeren Gesellschaft, dort, wo nun einmal keine
Sittlichkeit ist, wenigstens die äußere Gesetzmäßig-
keit erzwungen werden müsse, er weiß, daß es ein
unwahres und überdies ein höchst gefährliches Vor-
geben ist, diese Gesetzmäßigkeit für Vorbereitung
zur Sittlichkeit zu halten, daß sie nur daseyn und
mit aller Kraft aufrecht erhalten werden müsse,
damit die menschliche Gesellschaft beste-
hen könne
. Aber nie wird er sich zu diesem
Zweck hergeben, denn er weiß wieder, daß dazu

der

uͤberdieß die Wirkſamkeit ſeines Amtes nicht ſieht,
und nicht ſehen kann, weil ſie in der That, wenn
ſie auf das wahre Ziel geht, unſichtbar bleiben
muß, kann leicht in die Verſuchung gerathen, nach
Nutzbarkeit zu trachten, und ſeinem Amte eine
ſichtbarere, greifliche Wirkſamkeit, ſeinem Geſchaͤfte
einen geſellſchaftlichen und buͤrgerlichen Einfluß zu
verſchaffen. Wer von dieſen Standesgenoſſen ſo
denkt, wird zu dem gewoͤhnlichen Mittel greifen,
die Menſchen durch Furcht vor uͤberirrdiſchen
Strafen und durch Hoffnung eines ewigen Lohns
zur Moralitaͤt zu bringen verſuchen, und dies Re-
ligion nennen. Der Arme! er weiß nicht, daß
dasjenige, was er durch Furcht und Lohnbegierde
hervorbringt, ſchlechterdings gar nicht Moralitaͤt,
ſondern nur aͤußere Ehrbarkeit und Geſetzmaͤßig-
keit iſt, und daß er, ſoviel in ſeinen Kraͤften ſteht,
dazu beitraͤgt, diejenigen, auf die er wirkt, fuͤr
Moralitaͤt ſowohl, als fuͤr Religion auf immer zu
ertoͤdten.

So nicht der Maurer. Er weiß, daß in der
groͤßeren Geſellſchaft, dort, wo nun einmal keine
Sittlichkeit iſt, wenigſtens die aͤußere Geſetzmaͤßig-
keit erzwungen werden muͤſſe, er weiß, daß es ein
unwahres und uͤberdies ein hoͤchſt gefaͤhrliches Vor-
geben iſt, dieſe Geſetzmaͤßigkeit fuͤr Vorbereitung
zur Sittlichkeit zu halten, daß ſie nur daſeyn und
mit aller Kraft aufrecht erhalten werden muͤſſe,
damit die menſchliche Geſellſchaft beſte-
hen koͤnne
. Aber nie wird er ſich zu dieſem
Zweck hergeben, denn er weiß wieder, daß dazu

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[32/0054] uͤberdieß die Wirkſamkeit ſeines Amtes nicht ſieht, und nicht ſehen kann, weil ſie in der That, wenn ſie auf das wahre Ziel geht, unſichtbar bleiben muß, kann leicht in die Verſuchung gerathen, nach Nutzbarkeit zu trachten, und ſeinem Amte eine ſichtbarere, greifliche Wirkſamkeit, ſeinem Geſchaͤfte einen geſellſchaftlichen und buͤrgerlichen Einfluß zu verſchaffen. Wer von dieſen Standesgenoſſen ſo denkt, wird zu dem gewoͤhnlichen Mittel greifen, die Menſchen durch Furcht vor uͤberirrdiſchen Strafen und durch Hoffnung eines ewigen Lohns zur Moralitaͤt zu bringen verſuchen, und dies Re- ligion nennen. Der Arme! er weiß nicht, daß dasjenige, was er durch Furcht und Lohnbegierde hervorbringt, ſchlechterdings gar nicht Moralitaͤt, ſondern nur aͤußere Ehrbarkeit und Geſetzmaͤßig- keit iſt, und daß er, ſoviel in ſeinen Kraͤften ſteht, dazu beitraͤgt, diejenigen, auf die er wirkt, fuͤr Moralitaͤt ſowohl, als fuͤr Religion auf immer zu ertoͤdten. So nicht der Maurer. Er weiß, daß in der groͤßeren Geſellſchaft, dort, wo nun einmal keine Sittlichkeit iſt, wenigſtens die aͤußere Geſetzmaͤßig- keit erzwungen werden muͤſſe, er weiß, daß es ein unwahres und uͤberdies ein hoͤchſt gefaͤhrliches Vor- geben iſt, dieſe Geſetzmaͤßigkeit fuͤr Vorbereitung zur Sittlichkeit zu halten, daß ſie nur daſeyn und mit aller Kraft aufrecht erhalten werden muͤſſe, damit die menſchliche Geſellſchaft beſte- hen koͤnne. Aber nie wird er ſich zu dieſem Zweck hergeben, denn er weiß wieder, daß dazu der

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Zitationshilfe: [Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803/54>, abgerufen am 21.11.2024.