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[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803.

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Bekanntschaft mit diesem Zwecke und die Achtung
für denselben, dient ihm dazu, daß er die Men-
schen nicht nach dem großen oder kleinen Platze,
den sie zufällig bekleiden, sondern nach der Treue
schätze, mit welcher sie ihn verwalten. Die nie-
drigste mechanische Arbeit, aus diesem Gesichts-
punkte angesehen, gleicht der höchsten geistigen;
denn die erste, wie die letzte bringt die Vernunft-
herrschaft weiter und erweitert ihr erobertes Reich.
Ein Landbauer oder Handwerksmann, der, um
seiner Pflicht und um des Ganzen willen, sein
Werk mit wahrer Anhänglichkeit und Aufmerk-
samkeit treibt, und dem es gelingt, hat in dem
Auge der Vernunft seinen Rang über den unfä-
higen Gelehrten und den untauglichen Philosophen.
Wer sich dieser Ansicht bemächtiget, der wird nicht
nur die Welt und ihre Verhältnisse mit Gerech-
tigkeit würdigen, sondern auch seinen eignen Werth,
durch den erhabnen Standpunkt, den er gewon-
nen hat, erhöhen.

Diese Denkart hervorzubringen, zu befestigen,
zu beleben, darauf, mein Freund! muß aller Un-
terricht ausgehen, den ich maurerisch nenne. Du
wirst nun berechnen können, wie dieser Unterricht
gegeben und genommen werden müsse, eben so gut,
wie ohne Unterricht nichts gewonnen werden
könne.



Bekanntſchaft mit dieſem Zwecke und die Achtung
fuͤr denſelben, dient ihm dazu, daß er die Men-
ſchen nicht nach dem großen oder kleinen Platze,
den ſie zufaͤllig bekleiden, ſondern nach der Treue
ſchaͤtze, mit welcher ſie ihn verwalten. Die nie-
drigſte mechaniſche Arbeit, aus dieſem Geſichts-
punkte angeſehen, gleicht der hoͤchſten geiſtigen;
denn die erſte, wie die letzte bringt die Vernunft-
herrſchaft weiter und erweitert ihr erobertes Reich.
Ein Landbauer oder Handwerksmann, der, um
ſeiner Pflicht und um des Ganzen willen, ſein
Werk mit wahrer Anhaͤnglichkeit und Aufmerk-
ſamkeit treibt, und dem es gelingt, hat in dem
Auge der Vernunft ſeinen Rang uͤber den unfaͤ-
higen Gelehrten und den untauglichen Philoſophen.
Wer ſich dieſer Anſicht bemaͤchtiget, der wird nicht
nur die Welt und ihre Verhaͤltniſſe mit Gerech-
tigkeit wuͤrdigen, ſondern auch ſeinen eignen Werth,
durch den erhabnen Standpunkt, den er gewon-
nen hat, erhoͤhen.

Dieſe Denkart hervorzubringen, zu befeſtigen,
zu beleben, darauf, mein Freund! muß aller Un-
terricht ausgehen, den ich maureriſch nenne. Du
wirſt nun berechnen koͤnnen, wie dieſer Unterricht
gegeben und genommen werden muͤſſe, eben ſo gut,
wie ohne Unterricht nichts gewonnen werden
koͤnne.



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[40/0062] Bekanntſchaft mit dieſem Zwecke und die Achtung fuͤr denſelben, dient ihm dazu, daß er die Men- ſchen nicht nach dem großen oder kleinen Platze, den ſie zufaͤllig bekleiden, ſondern nach der Treue ſchaͤtze, mit welcher ſie ihn verwalten. Die nie- drigſte mechaniſche Arbeit, aus dieſem Geſichts- punkte angeſehen, gleicht der hoͤchſten geiſtigen; denn die erſte, wie die letzte bringt die Vernunft- herrſchaft weiter und erweitert ihr erobertes Reich. Ein Landbauer oder Handwerksmann, der, um ſeiner Pflicht und um des Ganzen willen, ſein Werk mit wahrer Anhaͤnglichkeit und Aufmerk- ſamkeit treibt, und dem es gelingt, hat in dem Auge der Vernunft ſeinen Rang uͤber den unfaͤ- higen Gelehrten und den untauglichen Philoſophen. Wer ſich dieſer Anſicht bemaͤchtiget, der wird nicht nur die Welt und ihre Verhaͤltniſſe mit Gerech- tigkeit wuͤrdigen, ſondern auch ſeinen eignen Werth, durch den erhabnen Standpunkt, den er gewon- nen hat, erhoͤhen. Dieſe Denkart hervorzubringen, zu befeſtigen, zu beleben, darauf, mein Freund! muß aller Un- terricht ausgehen, den ich maureriſch nenne. Du wirſt nun berechnen koͤnnen, wie dieſer Unterricht gegeben und genommen werden muͤſſe, eben ſo gut, wie ohne Unterricht nichts gewonnen werden koͤnne.

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Zitationshilfe: [Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803/62>, abgerufen am 21.11.2024.