des Menschen. Was vom Logos, gilt also vom Wesen des Menschen. Aber zwischen Gott und dem eingebornen Sohne ist kein reeller Unterschied -- wer den Sohn kennt, kennt den Vater -- also auch nicht zwischen Gott und Mensch.
Dieselbe Bewandtniß hat es nun auch mit der Eben- bildlichkeit Gottes. Das Bild ist hier kein todtes, sondern lebendiges Wesen. Der Mensch ist ein Bild Gottes, heißt nichts weiter als: der Mensch ist ein Gott ähnliches Wesen. Die Aehnlichkeit zwischen lebendigen Wesen beruht auf Na- turverwandtschaft. Die Ebenbildlichkeit reducirt sich also auf die Verwandtschaft. Der Mensch ist Gott ähnlich, weil das Kind Gottes. Die Aehnlichkeit ist nur die in die Sinne fallende Verwandtschaft; aus jener schließen wir überall auf diese.
Die Aehnlichkeit ist nun aber eben so eine täuschende, illusorische, ausweichende Vorstellung, als die Verwandtschaft. Nur die Vorstellung der Persönlichkeit ist es, welche die Na- turidentität beseitigt. Die Aehnlichkeit ist die Identität, welche es nicht Wort haben will, daß sie Identität ist, welche sich hinter ein trübendes Medium, hinter den Nebel der Phan- tasie versteckt. Beseitige ich diesen Nebel, diesen Dunst, so komme ich auf die nackte Identität. Je ähnlicher sich We- sen sind, desto weniger unterscheiden sie sich; kenne ich den Ei- nen, so kenne ich den Andern. Die Aehnlichkeit hat aller- dings ihre Grade. Aber auch die Aehnlichkeit zwischen Gott und Mensch hat ihre Grade. Der Gute, Fromme ist Gott ähnlicher, als der Mensch, welcher nur die Natur des Men- schen überhaupt zum Grunde seiner Aehnlichkeit hat. Es läßt sich also auch hier der höchste Grad der Aehnlichkeit anneh- men, sollte dieser auch nicht hienieden, sondern erst im Jen-
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des Menſchen. Was vom Logos, gilt alſo vom Weſen des Menſchen. Aber zwiſchen Gott und dem eingebornen Sohne iſt kein reeller Unterſchied — wer den Sohn kennt, kennt den Vater — alſo auch nicht zwiſchen Gott und Menſch.
Dieſelbe Bewandtniß hat es nun auch mit der Eben- bildlichkeit Gottes. Das Bild iſt hier kein todtes, ſondern lebendiges Weſen. Der Menſch iſt ein Bild Gottes, heißt nichts weiter als: der Menſch iſt ein Gott ähnliches Weſen. Die Aehnlichkeit zwiſchen lebendigen Weſen beruht auf Na- turverwandtſchaft. Die Ebenbildlichkeit reducirt ſich alſo auf die Verwandtſchaft. Der Menſch iſt Gott ähnlich, weil das Kind Gottes. Die Aehnlichkeit iſt nur die in die Sinne fallende Verwandtſchaft; aus jener ſchließen wir überall auf dieſe.
Die Aehnlichkeit iſt nun aber eben ſo eine täuſchende, illuſoriſche, ausweichende Vorſtellung, als die Verwandtſchaft. Nur die Vorſtellung der Perſönlichkeit iſt es, welche die Na- turidentität beſeitigt. Die Aehnlichkeit iſt die Identität, welche es nicht Wort haben will, daß ſie Identität iſt, welche ſich hinter ein trübendes Medium, hinter den Nebel der Phan- taſie verſteckt. Beſeitige ich dieſen Nebel, dieſen Dunſt, ſo komme ich auf die nackte Identität. Je ähnlicher ſich We- ſen ſind, deſto weniger unterſcheiden ſie ſich; kenne ich den Ei- nen, ſo kenne ich den Andern. Die Aehnlichkeit hat aller- dings ihre Grade. Aber auch die Aehnlichkeit zwiſchen Gott und Menſch hat ihre Grade. Der Gute, Fromme iſt Gott ähnlicher, als der Menſch, welcher nur die Natur des Men- ſchen überhaupt zum Grunde ſeiner Aehnlichkeit hat. Es läßt ſich alſo auch hier der höchſte Grad der Aehnlichkeit anneh- men, ſollte dieſer auch nicht hienieden, ſondern erſt im Jen-
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des Menſchen. Was vom Logos, gilt alſo vom Weſen des
Menſchen. Aber zwiſchen Gott und dem eingebornen Sohne
iſt kein reeller Unterſchied — wer den Sohn kennt, kennt den
Vater — alſo auch nicht zwiſchen Gott und Menſch.
Dieſelbe Bewandtniß hat es nun auch mit der Eben-
bildlichkeit Gottes. Das Bild iſt hier kein todtes, ſondern
lebendiges Weſen. Der Menſch iſt ein Bild Gottes, heißt
nichts weiter als: der Menſch iſt ein Gott ähnliches Weſen.
Die Aehnlichkeit zwiſchen lebendigen Weſen beruht auf Na-
turverwandtſchaft. Die Ebenbildlichkeit reducirt ſich alſo auf
die Verwandtſchaft. Der Menſch iſt Gott ähnlich, weil das
Kind Gottes. Die Aehnlichkeit iſt nur die in die Sinne
fallende Verwandtſchaft; aus jener ſchließen wir überall auf
dieſe.
Die Aehnlichkeit iſt nun aber eben ſo eine täuſchende,
illuſoriſche, ausweichende Vorſtellung, als die Verwandtſchaft.
Nur die Vorſtellung der Perſönlichkeit iſt es, welche die Na-
turidentität beſeitigt. Die Aehnlichkeit iſt die Identität, welche
es nicht Wort haben will, daß ſie Identität iſt, welche
ſich hinter ein trübendes Medium, hinter den Nebel der Phan-
taſie verſteckt. Beſeitige ich dieſen Nebel, dieſen Dunſt, ſo
komme ich auf die nackte Identität. Je ähnlicher ſich We-
ſen ſind, deſto weniger unterſcheiden ſie ſich; kenne ich den Ei-
nen, ſo kenne ich den Andern. Die Aehnlichkeit hat aller-
dings ihre Grade. Aber auch die Aehnlichkeit zwiſchen Gott
und Menſch hat ihre Grade. Der Gute, Fromme iſt Gott
ähnlicher, als der Menſch, welcher nur die Natur des Men-
ſchen überhaupt zum Grunde ſeiner Aehnlichkeit hat. Es läßt
ſich alſo auch hier der höchſte Grad der Aehnlichkeit anneh-
men, ſollte dieſer auch nicht hienieden, ſondern erſt im Jen-
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Feuerbach, Ludwig: Das Wesen des Christentums. Leipzig, 1841, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_christentum_1841/325>, abgerufen am 05.12.2024.
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