Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.II. Buch. I. Theil. II. Titel. I. Abschnitt. Glied seiner Vereinigung völlig entzogen wird,so ist die Tödung das schwerste aller Privat- verbrechen. §. 240. Zum Thatbestande des Verbrechens gehört stris) *) Die Auth. Gazaros C. de baeret. gilt h. zu Tag nicht mehr. **) Von der ehemals erlaubten Tödung der Zigeuner: C. G. O. Thl. 11. tit. 9. §. 3. R. A. v. J. 1589. R. P. O. v. J. 1577. tit. 77. ist da der Grund des Ge- se zes hinwegfällt, nicht mehr anwendbar. cf. Boehmer ad art. 150. C. C. C. §. 3. Gegen lie- derliches Gesindel und besonders die Zigeuner haben wir auch mehrere Partikulargesetze, welche dieses Verfahren ausschliessen. Merkwürdig ist die Ver- ordnung des rheinischen Kreises. cf. Franc. Just. Kortholt. de justitia et prudentia poenarum in sanc- tione poenali novissima utriusque circuli Rhenani. Giess. 1771. und im Plitt Analect. p. 87. sqq. ***) Vom Herrn am Leibeigenen, selbst an dem Skla- ven. L. 11. §. 1. et 2. D. ad L. Corn. de Sic. ****) P. G. O. Art. 133. *****) Mehrere nehmen, ohne Grund, auch hier Tödung
an, wenn der Verbrecher alle Handlungen, aus welchen Lebensberaubung hätte erfolgen müssen, vollendet hat, wie Filangieri. II. Buch. I. Theil. II. Titel. I. Abſchnitt. Glied ſeiner Vereinigung völlig entzogen wird,ſo iſt die Tödung das ſchwerſte aller Privat- verbrechen. §. 240. Zum Thatbeſtande des Verbrechens gehört ſtris) *) Die Auth. Gazaros C. de baeret. gilt h. zu Tag nicht mehr. **) Von der ehemals erlaubten Tödung der Zigeuner: C. G. O. Thl. 11. tit. 9. §. 3. R. A. v. J. 1589. R. P. O. v. J. 1577. tit. 77. iſt da der Grund des Ge- ſe zes hinwegfällt, nicht mehr anwendbar. cf. Boehmer ad art. 150. C. C. C. §. 3. Gegen lie- derliches Geſindel und beſonders die Zigeuner haben wir auch mehrere Partikulargeſetze, welche dieſes Verfahren ausſchlieſsen. Merkwürdig iſt die Ver- ordnung des rheiniſchen Kreiſes. cf. Franc. Juſt. Kortholt. de juſtitia et prudentia poenarum in ſanc- tione poenali noviſſima utriusque circuli Rhenani. Gieſs. 1771. und im Plitt Analect. p. 87. ſqq. ***) Vom Herrn am Leibeigenen, ſelbſt an dem Skla- ven. L. 11. §. 1. et 2. D. ad L. Corn. de Sic. ****) P. G. O. Art. 133. *****) Mehrere nehmen, ohne Grund, auch hier Tödung
an, wenn der Verbrecher alle Handlungen, aus welchen Lebensberaubung hätte erfolgen müſſen, vollendet hat, wie Filangieri. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <div n="6"> <div n="7"> <div n="8"> <p><pb facs="#f0216" n="188"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#i">II. Buch. I. Theil. II. Titel. I. Abſchnitt.</hi></fw><lb/> Glied ſeiner Vereinigung völlig entzogen wird,<lb/> ſo iſt die Tödung das ſchwerſte aller Privat-<lb/> verbrechen.</p> </div><lb/> <div n="8"> <head>§. 240.</head><lb/> <p>Zum Thatbeſtande des Verbrechens gehört<lb/> I. als Object der Verletzung ein Weſen, <hi rendition="#i">welches<lb/> die Eigenſchaften und Rechte des Menſchen hat</hi>.<lb/> Kein Unterſchied der Religion <note place="foot" n="*)">Die <hi rendition="#i">Auth. Gazaros C. de baeret</hi>. gilt h. zu Tag nicht<lb/> mehr.</note>, der Ab-<lb/> kunft <note place="foot" n="**)">Von der ehemals erlaubten Tödung der Zigeuner:<lb/> C. G. O. Thl. 11. tit. 9. §. 3. R. A. v. J. 1589. R.<lb/> P. O. v. J. 1577. tit. 77. iſt da der Grund des Ge-<lb/> ſe zes hinwegfällt, nicht mehr anwendbar. cf.<lb/><hi rendition="#g">Boehmer</hi> ad art. 150. C. C. C. §. 3. Gegen lie-<lb/> derliches Geſindel und beſonders die Zigeuner haben<lb/> wir auch mehrere Partikulargeſetze, welche dieſes<lb/> Verfahren ausſchlieſsen. Merkwürdig iſt die Ver-<lb/> ordnung des rheiniſchen Kreiſes. cf. <hi rendition="#g">Franc. Juſt.<lb/> Kortholt</hi>. <hi rendition="#i">de juſtitia et prudentia poenarum in ſanc-<lb/> tione poenali noviſſima utriusque circuli Rhenani</hi>. Gieſs.<lb/> 1771. und im <hi rendition="#g">Plitt</hi> <hi rendition="#i">Analect</hi>. p. 87. ſqq.</note>, des Standes <note place="foot" n="***)">Vom Herrn am Leibeigenen, ſelbſt an dem Skla-<lb/> ven. <hi rendition="#i">L.</hi> 11. §. 1. <hi rendition="#i">et 2. D. ad L. Corn. de Sic</hi>.</note>, u. ſ. w. kommt in<lb/> Betrachtung. Auch an einem Embryo, wenn<lb/> er ſchon Zeichen des Lebens gegeben hat,<lb/> wird dieſes Verbrechen begangen <note place="foot" n="****)">P. G. O. Art. 133.</note>. Al-<lb/> lein 1) an Toden <note place="foot" n="*****)">Mehrere nehmen, ohne Grund, auch hier Tödung<lb/> an, wenn der Verbrecher alle Handlungen, aus<lb/> welchen Lebensberaubung hätte erfolgen müſſen,<lb/> vollendet hat, wie <hi rendition="#g">Filangieri</hi>.</note> 2) Miſsgeburten (<hi rendition="#i">mon-</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#i">ſtris</hi>)</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [188/0216]
II. Buch. I. Theil. II. Titel. I. Abſchnitt.
Glied ſeiner Vereinigung völlig entzogen wird,
ſo iſt die Tödung das ſchwerſte aller Privat-
verbrechen.
§. 240.
Zum Thatbeſtande des Verbrechens gehört
I. als Object der Verletzung ein Weſen, welches
die Eigenſchaften und Rechte des Menſchen hat.
Kein Unterſchied der Religion *), der Ab-
kunft **), des Standes ***), u. ſ. w. kommt in
Betrachtung. Auch an einem Embryo, wenn
er ſchon Zeichen des Lebens gegeben hat,
wird dieſes Verbrechen begangen ****). Al-
lein 1) an Toden *****) 2) Miſsgeburten (mon-
ſtris)
*) Die Auth. Gazaros C. de baeret. gilt h. zu Tag nicht
mehr.
**) Von der ehemals erlaubten Tödung der Zigeuner:
C. G. O. Thl. 11. tit. 9. §. 3. R. A. v. J. 1589. R.
P. O. v. J. 1577. tit. 77. iſt da der Grund des Ge-
ſe zes hinwegfällt, nicht mehr anwendbar. cf.
Boehmer ad art. 150. C. C. C. §. 3. Gegen lie-
derliches Geſindel und beſonders die Zigeuner haben
wir auch mehrere Partikulargeſetze, welche dieſes
Verfahren ausſchlieſsen. Merkwürdig iſt die Ver-
ordnung des rheiniſchen Kreiſes. cf. Franc. Juſt.
Kortholt. de juſtitia et prudentia poenarum in ſanc-
tione poenali noviſſima utriusque circuli Rhenani. Gieſs.
1771. und im Plitt Analect. p. 87. ſqq.
***) Vom Herrn am Leibeigenen, ſelbſt an dem Skla-
ven. L. 11. §. 1. et 2. D. ad L. Corn. de Sic.
****) P. G. O. Art. 133.
*****) Mehrere nehmen, ohne Grund, auch hier Tödung
an, wenn der Verbrecher alle Handlungen, aus
welchen Lebensberaubung hätte erfolgen müſſen,
vollendet hat, wie Filangieri.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/216 |
Zitationshilfe: | Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/216>, abgerufen am 17.02.2025. |