Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Buch. I. Theil. II. Titel. I. Abschnitt.
Absicht bey der Eigenthumsverletzung nicht
auf Realisirung eines besondern, schwereren
Verbrechens gerichtet seyn. *) Sonst ist die
Handlung als Versuch zu diesem Verbrechen
zu beurtheilen.

§. 353.

Geht die Stiftung eines rechtswidrigen
Schadens nicht in ein besonderes benanntes
Verbrechen über, so ist die Strafe willkühr-
lich **) Es kömmt in Ansehung der Grösse der
Strafbarkeit besonders auf die Grösse und die
Ersetzlichkeit oder Unersetzlichkeit des Scha-
dens, auf das Alter der Person und (bey dem
Dolus) auf die Absicht derselben an. Ver-
letzung aus Rache ist härter zu bestrafen, als
aus blossem Muthwillen. Verletzung durch
Privatgewalt wegen eines wirklichen oder ge-
glaubten Rechtsanspruchs verdient die gelin-
deste Strafe.



Zwey-
*) Ueber das damnum injuria datum überhaupt vergl.
Matthaeus de criminibus. L. XLVII. tit. 3. c. 1.
Nr. 1. u. c. 2. Meister jun. princ. jur. crim.
§. 201. Grolman Grunds. d. C. R. W. §. 319.
**) L. 3. §. 1. D. de off. praef. vig. L. 2. D. arbor.
furt. caes.
L. 6. §. 9. D. de poenis. L. 1. pr. §. 1. D.
de poenis.

II. Buch. I. Theil. II. Titel. I. Abſchnitt.
Abſicht bey der Eigenthumsverletzung nicht
auf Realiſirung eines beſondern, ſchwereren
Verbrechens gerichtet ſeyn. *) Sonſt iſt die
Handlung als Verſuch zu dieſem Verbrechen
zu beurtheilen.

§. 353.

Geht die Stiftung eines rechtswidrigen
Schadens nicht in ein beſonderes benanntes
Verbrechen über, ſo iſt die Strafe willkühr-
lich **) Es kömmt in Anſehung der Gröſse der
Strafbarkeit beſonders auf die Gröſse und die
Erſetzlichkeit oder Unerſetzlichkeit des Scha-
dens, auf das Alter der Perſon und (bey dem
Dolus) auf die Abſicht derſelben an. Ver-
letzung aus Rache iſt härter zu beſtrafen, als
aus bloſsem Muthwillen. Verletzung durch
Privatgewalt wegen eines wirklichen oder ge-
glaubten Rechtsanſpruchs verdient die gelin-
deſte Strafe.



Zwey-
*) Ueber das damnum injuria datum überhaupt vergl.
Matthaeus de criminibus. L. XLVII. tit. 3. c. 1.
Nr. 1. u. c. 2. Meiſter jun. princ. jur. crim.
§. 201. Grolman Grundſ. d. C. R. W. §. 319.
**) L. 3. §. 1. D. de off. praef. vig. L. 2. D. arbor.
furt. caeſ.
L. 6. §. 9. D. de poenis. L. 1. pr. §. 1. D.
de poenis.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <div n="8">
                      <p><pb facs="#f0300" n="272"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#i">II. Buch. I. Theil. II. Titel. I. Ab&#x017F;chnitt.</hi></fw><lb/>
Ab&#x017F;icht bey der Eigenthumsverletzung nicht<lb/>
auf Reali&#x017F;irung eines be&#x017F;ondern, &#x017F;chwereren<lb/>
Verbrechens gerichtet &#x017F;eyn. <note place="foot" n="*)">Ueber das damnum injuria datum überhaupt vergl.<lb/><hi rendition="#g">Matthaeus</hi> <hi rendition="#i">de criminibus.</hi> L. XLVII. tit. 3. c. 1.<lb/>
Nr. 1. u. c. 2. <hi rendition="#g">Mei&#x017F;ter jun</hi>. <hi rendition="#i">princ. jur. crim.</hi><lb/>
§. 201. <hi rendition="#g">Grolman</hi> <hi rendition="#i">Grund&#x017F;. d. C. R. W.</hi> §. 319.</note> Son&#x017F;t i&#x017F;t die<lb/>
Handlung als Ver&#x017F;uch zu die&#x017F;em Verbrechen<lb/>
zu beurtheilen.</p>
                    </div><lb/>
                    <div n="8">
                      <head>§. 353.</head><lb/>
                      <p>Geht die Stiftung eines rechtswidrigen<lb/>
Schadens nicht in ein be&#x017F;onderes benanntes<lb/>
Verbrechen über, &#x017F;o i&#x017F;t die Strafe willkühr-<lb/>
lich <note place="foot" n="**)">L. 3. §. 1. D. <hi rendition="#i">de off. praef. vig.</hi> L. 2. D. <hi rendition="#i">arbor.<lb/>
furt. cae&#x017F;.</hi> L. 6. §. 9. D. <hi rendition="#i">de poenis.</hi> L. 1. pr. §. 1. D.<lb/><hi rendition="#i">de poenis.</hi></note> Es kömmt in An&#x017F;ehung der Grö&#x017F;se der<lb/>
Strafbarkeit be&#x017F;onders auf die Grö&#x017F;se und die<lb/>
Er&#x017F;etzlichkeit oder Uner&#x017F;etzlichkeit des Scha-<lb/>
dens, auf das Alter der Per&#x017F;on und (bey dem<lb/>
Dolus) auf die Ab&#x017F;icht der&#x017F;elben an. Ver-<lb/>
letzung aus Rache i&#x017F;t härter zu be&#x017F;trafen, als<lb/>
aus blo&#x017F;sem Muthwillen. Verletzung durch<lb/>
Privatgewalt wegen eines wirklichen oder ge-<lb/>
glaubten Rechtsan&#x017F;pruchs verdient die gelin-<lb/>
de&#x017F;te Strafe.</p>
                    </div>
                  </div><lb/>
                  <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#g">Zwey-</hi> </fw><lb/>
                  <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[272/0300] II. Buch. I. Theil. II. Titel. I. Abſchnitt. Abſicht bey der Eigenthumsverletzung nicht auf Realiſirung eines beſondern, ſchwereren Verbrechens gerichtet ſeyn. *) Sonſt iſt die Handlung als Verſuch zu dieſem Verbrechen zu beurtheilen. §. 353. Geht die Stiftung eines rechtswidrigen Schadens nicht in ein beſonderes benanntes Verbrechen über, ſo iſt die Strafe willkühr- lich **) Es kömmt in Anſehung der Gröſse der Strafbarkeit beſonders auf die Gröſse und die Erſetzlichkeit oder Unerſetzlichkeit des Scha- dens, auf das Alter der Perſon und (bey dem Dolus) auf die Abſicht derſelben an. Ver- letzung aus Rache iſt härter zu beſtrafen, als aus bloſsem Muthwillen. Verletzung durch Privatgewalt wegen eines wirklichen oder ge- glaubten Rechtsanſpruchs verdient die gelin- deſte Strafe. Zwey- *) Ueber das damnum injuria datum überhaupt vergl. Matthaeus de criminibus. L. XLVII. tit. 3. c. 1. Nr. 1. u. c. 2. Meiſter jun. princ. jur. crim. §. 201. Grolman Grundſ. d. C. R. W. §. 319. **) L. 3. §. 1. D. de off. praef. vig. L. 2. D. arbor. furt. caeſ. L. 6. §. 9. D. de poenis. L. 1. pr. §. 1. D. de poenis.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/300
Zitationshilfe: Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/300>, abgerufen am 21.11.2024.