Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Buch. I. Theil. II. Titel. I. Abschnitt.
und Landesverweisung oder lebenswieriger
Verstrickung bestraft werden. *)

§. 369.

III. Der grosse Diebstahl soll an Leib oder
Leben gestraft werden. **) Der Richter soll
Rücksicht nehmen 1) auf den Unterschied zwi-
schen handhaftem und nichthandhaftem Dieb-
stahl, 2) wie schädlich dem Beschädigten der
Diebstahl, 3) wes Standes der Verbrecher sey.
Die Todesstrafe kann also nach den Gesetzen
wohl nur dann Statt finden, wenn der Ver-
brecher auf der That ertappt, der Diebstahl
dem Bestohlnen ein grosser Verlust und der
Verbrecher entweder geringern Standes und
unverbesserlich oder zwar vornehm aber doch
unverbesserlich ist ***).

P. G. O. Art. 160.

§. 370.

Bey dem ersten kleinen nicht handhaften
Diebstahl können nach der Natur der Strafe
keine Milderungsgründe in Betracht kom-
men +). Bey dem handhaften ersten kleinen

Dieb-
*) P. G. O. Art. 161.
**) Die Todesstrafe ist also hier nicht simpliciter festge-
setzt, wie Carpz. Q. 78. obs. 2. et 8. und andre
glauben.
***) Die Worte "der Stand und das Wesen der Person"
sind zum Theil aus Art. 158. zu erläutern.
+) Nimmt man die mit der Praxis hier blos will-
kührliche öffentliche Strafe an, so gilt von diesem
Fall

II. Buch. I. Theil. II. Titel. I. Abſchnitt.
und Landesverweiſung oder lebenswieriger
Verſtrickung beſtraft werden. *)

§. 369.

III. Der groſse Diebſtahl ſoll an Leib oder
Leben geſtraft werden. **) Der Richter ſoll
Rückſicht nehmen 1) auf den Unterſchied zwi-
ſchen handhaftem und nichthandhaftem Dieb-
ſtahl, 2) wie ſchädlich dem Beſchädigten der
Diebſtahl, 3) wes Standes der Verbrecher ſey.
Die Todesſtrafe kann alſo nach den Geſetzen
wohl nur dann Statt finden, wenn der Ver-
brecher auf der That ertappt, der Diebſtahl
dem Beſtohlnen ein groſser Verluſt und der
Verbrecher entweder geringern Standes und
unverbeſſerlich oder zwar vornehm aber doch
unverbeſſerlich iſt ***).

P. G. O. Art. 160.

§. 370.

Bey dem erſten kleinen nicht handhaften
Diebſtahl können nach der Natur der Strafe
keine Milderungsgründe in Betracht kom-
men †). Bey dem handhaften erſten kleinen

Dieb-
*) P. G. O. Art. 161.
**) Die Todesſtrafe iſt alſo hier nicht ſimpliciter feſtge-
ſetzt, wie Carpz. Q. 78. obſ. 2. et 8. und andre
glauben.
***) Die Worte „der Stand und das Weſen der Perſon
ſind zum Theil aus Art. 158. zu erläutern.
†) Nimmt man die mit der Praxis hier blos will-
kührliche öffentliche Strafe an, ſo gilt von dieſem
Fall
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <div n="8">
                      <div n="9">
                        <p><pb facs="#f0316" n="288"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#i">II. Buch. I. Theil. II. Titel. I. Ab&#x017F;chnitt.</hi></fw><lb/>
und Landesverwei&#x017F;ung oder lebenswieriger<lb/>
Ver&#x017F;trickung be&#x017F;traft werden. <note place="foot" n="*)">P. G. O. Art. 161.</note></p>
                      </div><lb/>
                      <div n="9">
                        <head>§. 369.</head><lb/>
                        <p>III. Der <hi rendition="#i">gro&#x017F;se</hi> Dieb&#x017F;tahl &#x017F;oll an <hi rendition="#i">Leib</hi> oder<lb/><hi rendition="#i">Leben</hi> ge&#x017F;traft werden. <note place="foot" n="**)">Die Todes&#x017F;trafe i&#x017F;t al&#x017F;o hier nicht <hi rendition="#i">&#x017F;impliciter</hi> fe&#x017F;tge-<lb/>
&#x017F;etzt, wie <hi rendition="#g">Carpz</hi>. Q. 78. ob&#x017F;. 2. et 8. und andre<lb/>
glauben.</note> Der Richter &#x017F;oll<lb/>
Rück&#x017F;icht nehmen 1) auf den Unter&#x017F;chied zwi-<lb/>
&#x017F;chen handhaftem und nichthandhaftem Dieb-<lb/>
&#x017F;tahl, 2) wie &#x017F;chädlich dem Be&#x017F;chädigten der<lb/>
Dieb&#x017F;tahl, 3) wes Standes der Verbrecher &#x017F;ey.<lb/>
Die Todes&#x017F;trafe kann al&#x017F;o nach den Ge&#x017F;etzen<lb/>
wohl nur dann Statt finden, wenn der Ver-<lb/>
brecher auf der That ertappt, der Dieb&#x017F;tahl<lb/>
dem Be&#x017F;tohlnen ein gro&#x017F;ser Verlu&#x017F;t und der<lb/>
Verbrecher entweder geringern Standes und<lb/>
unverbe&#x017F;&#x017F;erlich oder zwar vornehm aber doch<lb/>
unverbe&#x017F;&#x017F;erlich i&#x017F;t <note place="foot" n="***)">Die Worte &#x201E;<hi rendition="#i">der Stand und das We&#x017F;en der Per&#x017F;on</hi>&#x201C;<lb/>
&#x017F;ind zum Theil aus Art. 158. zu erläutern.</note>.</p><lb/>
                        <p> <hi rendition="#et">P. G. O. Art. 160.</hi> </p>
                      </div><lb/>
                      <div n="9">
                        <head>§. 370.</head><lb/>
                        <p>Bey dem <hi rendition="#i">er&#x017F;ten kleinen nicht handhaften</hi><lb/>
Dieb&#x017F;tahl können nach der Natur der Strafe<lb/>
keine Milderungsgründe in Betracht kom-<lb/>
men <note xml:id="note-0316" next="#note-0317" place="foot" n="&#x2020;)">Nimmt man die mit der Praxis hier blos will-<lb/>
kührliche öffentliche Strafe an, &#x017F;o gilt von die&#x017F;em<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Fall</fw></note>. Bey dem <hi rendition="#i">handhaften er&#x017F;ten kleinen</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Dieb-</fw><lb/></p>
                      </div>
                    </div>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[288/0316] II. Buch. I. Theil. II. Titel. I. Abſchnitt. und Landesverweiſung oder lebenswieriger Verſtrickung beſtraft werden. *) §. 369. III. Der groſse Diebſtahl ſoll an Leib oder Leben geſtraft werden. **) Der Richter ſoll Rückſicht nehmen 1) auf den Unterſchied zwi- ſchen handhaftem und nichthandhaftem Dieb- ſtahl, 2) wie ſchädlich dem Beſchädigten der Diebſtahl, 3) wes Standes der Verbrecher ſey. Die Todesſtrafe kann alſo nach den Geſetzen wohl nur dann Statt finden, wenn der Ver- brecher auf der That ertappt, der Diebſtahl dem Beſtohlnen ein groſser Verluſt und der Verbrecher entweder geringern Standes und unverbeſſerlich oder zwar vornehm aber doch unverbeſſerlich iſt ***). P. G. O. Art. 160. §. 370. Bey dem erſten kleinen nicht handhaften Diebſtahl können nach der Natur der Strafe keine Milderungsgründe in Betracht kom- men †). Bey dem handhaften erſten kleinen Dieb- *) P. G. O. Art. 161. **) Die Todesſtrafe iſt alſo hier nicht ſimpliciter feſtge- ſetzt, wie Carpz. Q. 78. obſ. 2. et 8. und andre glauben. ***) Die Worte „der Stand und das Weſen der Perſon“ ſind zum Theil aus Art. 158. zu erläutern. †) Nimmt man die mit der Praxis hier blos will- kührliche öffentliche Strafe an, ſo gilt von dieſem Fall

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/316
Zitationshilfe: Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/316>, abgerufen am 24.11.2024.