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Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.

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II. Buch. I. Theil. II. Titel. II. Abschnitt.
lus, das Bewusstseyn der Person voraus 1)
dass sie mit der andern Person, mit welcher
sie concumbirt, nicht in der ehelichen Gesell-
schaft lebe, 2) das Bewusstseyn, dass sie selbst
oder der andere Theil in einer gültigen und
noch fortdauernden Ehe lebe. Zum culposen
Ehebruch wird 1) der Mangel eines der vorher-
gehenden Requisite, 2) das Verschulden dieser
Unwissenheit, (also error oder ignorantia vinci-
bilis
) erfodert. Unverschuldeter Irrthum be-
gründet ein casuelles Verbrechen und hebt
alle Strafbarkeit auf *). Beyde Theile können
im Dolus oder in Culpa seyn: es ist aber auch
Culpa von der einen, und Dolus blos von der
andern Seite; oder keins von beyden auf der
einen und Verschulden durch Dolus oder
Culpa auf der andern möglich.

§. 419.

Strafe**). Das römische Recht ***) droht
dem Ehebrecher die Strafe des Schwerds, der
Ehebrecherin Verstossung in das Kloster nach
vorgängiger Ruthenzüchtigung, doch so dass
sie der Ehegatte innerhalb zwey Jahren zurück-

fodern
*) L. 12. pr. D. h. t.
**) I. P. Ludewig (resp. Lengnich) Diss. de ori-
gine et progressu poenae adulterorum apud Romanos
. Hal.
1740. Chr. God. Hoffmann Diss. de dissensu
jurium in puniendo adulterii crimine
. Francf. ad Viad.
1727. recus. 1740.
***) Nov. 134. C. 10. Von der Strafe des Ehebruchs
nach der Lex Iulia. Paulus R. L. L. II. tit. 26. §.
14. (Bey Schulting jurispr. antej. pag. 231.) cf.
E. Fr. Haupt Diss. de poena adulterii ex Lege Iulia
de coercendis adulteriis
. Lips. 1798.

II. Buch. I. Theil. II. Titel. II. Abſchnitt.
lus, das Bewuſstſeyn der Perſon voraus 1)
daſs ſie mit der andern Perſon, mit welcher
ſie concumbirt, nicht in der ehelichen Geſell-
ſchaft lebe, 2) das Bewuſstſeyn, daſs ſie ſelbſt
oder der andere Theil in einer gültigen und
noch fortdauernden Ehe lebe. Zum culpoſen
Ehebruch wird 1) der Mangel eines der vorher-
gehenden Requiſite, 2) das Verſchulden dieſer
Unwiſſenheit, (alſo error oder ignorantia vinci-
bilis
) erfodert. Unverſchuldeter Irrthum be-
gründet ein caſuelles Verbrechen und hebt
alle Strafbarkeit auf *). Beyde Theile können
im Dolus oder in Culpa ſeyn: es iſt aber auch
Culpa von der einen, und Dolus blos von der
andern Seite; oder keins von beyden auf der
einen und Verſchulden durch Dolus oder
Culpa auf der andern möglich.

§. 419.

Strafe**). Das römiſche Recht ***) droht
dem Ehebrecher die Strafe des Schwerds, der
Ehebrecherin Verſtoſsung in das Kloſter nach
vorgängiger Ruthenzüchtigung, doch ſo daſs
ſie der Ehegatte innerhalb zwey Jahren zurück-

fodern
*) L. 12. pr. D. h. t.
**) I. P. Ludewig (resp. Lengnich) Diſſ. de ori-
gine et progreſſu poenae adulterorum apud Romanos
. Hal.
1740. Chr. God. Hoffmann Diſſ. de diſſenſu
jurium in puniendo adulterii crimine
. Francf. ad Viad.
1727. recuſ. 1740.
***) Nov. 134. C. 10. Von der Strafe des Ehebruchs
nach der Lex Iulia. Paulus R. L. L. II. tit. 26. §.
14. (Bey Schulting jurispr. antej. pag. 231.) cf.
E. Fr. Haupt Diſſ. de poena adulterii ex Lege Iulia
de coercendis adulteriis
. Lipſ. 1798.
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[334/0362] II. Buch. I. Theil. II. Titel. II. Abſchnitt. lus, das Bewuſstſeyn der Perſon voraus 1) daſs ſie mit der andern Perſon, mit welcher ſie concumbirt, nicht in der ehelichen Geſell- ſchaft lebe, 2) das Bewuſstſeyn, daſs ſie ſelbſt oder der andere Theil in einer gültigen und noch fortdauernden Ehe lebe. Zum culpoſen Ehebruch wird 1) der Mangel eines der vorher- gehenden Requiſite, 2) das Verſchulden dieſer Unwiſſenheit, (alſo error oder ignorantia vinci- bilis) erfodert. Unverſchuldeter Irrthum be- gründet ein caſuelles Verbrechen und hebt alle Strafbarkeit auf *). Beyde Theile können im Dolus oder in Culpa ſeyn: es iſt aber auch Culpa von der einen, und Dolus blos von der andern Seite; oder keins von beyden auf der einen und Verſchulden durch Dolus oder Culpa auf der andern möglich. §. 419. Strafe **). Das römiſche Recht ***) droht dem Ehebrecher die Strafe des Schwerds, der Ehebrecherin Verſtoſsung in das Kloſter nach vorgängiger Ruthenzüchtigung, doch ſo daſs ſie der Ehegatte innerhalb zwey Jahren zurück- fodern *) L. 12. pr. D. h. t. **) I. P. Ludewig (resp. Lengnich) Diſſ. de ori- gine et progreſſu poenae adulterorum apud Romanos. Hal. 1740. Chr. God. Hoffmann Diſſ. de diſſenſu jurium in puniendo adulterii crimine. Francf. ad Viad. 1727. recuſ. 1740. ***) Nov. 134. C. 10. Von der Strafe des Ehebruchs nach der Lex Iulia. Paulus R. L. L. II. tit. 26. §. 14. (Bey Schulting jurispr. antej. pag. 231.) cf. E. Fr. Haupt Diſſ. de poena adulterii ex Lege Iulia de coercendis adulteriis. Lipſ. 1798.

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Zitationshilfe: Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/362>, abgerufen am 29.11.2024.