Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.

Bild:
<< vorherige Seite

Von d. Beyhülfe zu Fleischesverbr. Kuppeley.
gen) begangen werden. Das letzte setzt die
Verbindlichkeit voraus, über die Tugend des
Andern zu wachen. *) II. Die Wollustbefrie-
digung des Dritten muss vollendet seyn sonst
ist das Verbrechen nur attentirt **) III. Do-
lus.
Ein culposes lenocinium ist gesetzlich un-
möglich. ***)

§. 505.

Die Kuppeley im weitern Sinne ist ent-
weder Hurenwirthschaft (lenocinium vul-
gare) wenn jemand die Wollustbefriedigung An-
derer als Gewerbe treibt
, +) oder Kuppeley im

en-
*) z. B. Eltern in Beziehung auf die Wollustbefriedi-
gung ihrer Kinder, der Ehemann in Beziehung
auf die Ehefrau. Das röm. R. erfodert aber, dass
der Ehemann, um eines Vortheils Willen, den
Ehebruch seiner Frau d[u]lde. L. 2. §. 3. D. ad L.
Iul. de adult.
**) Dies sieht man deutlich aus der Sprache der Ge-
setze, z. B. art. 122. de P. G. O. "So jemand sein
"Eheweib -- zu -- schändlichen Werken gebrauchen
"lässt.
" Dies sieht man auch aus dem art. 123. P. G.
O. und aus einzelnen Bestimmungen in dem römi-
schen Recht. Dagegen Koch pr. jur. crim. §. 353.
***) Denn die Gesetze fodern ausdrücklich, dass das
lenocinium "williglich" (art. 122. P. G. O.) dass es
"böser betrüglicher Weis" (art. 123. P. G. O.) ge-
schehen sey. Die L. 29. §. 4. ad L. Iul. de ad. sagt
ausdrücklich: Quod si patiatur vxorem delinquere --
ob negligentiam, vel culpam, vel quandam patientiam.
vel nimiam credulitatem
(lauter Fälle des culposen
lenocinii) extra legem positus est. c.
+) Lenocinium publicum -- privatam. L. 4. §. 4. D. de
bis qui nat.
Kleins peinl. Recht. §. 417. 418.

Von d. Beyhülfe zu Fleiſchesverbr. Kuppeley.
gen) begangen werden. Das letzte ſetzt die
Verbindlichkeit voraus, über die Tugend des
Andern zu wachen. *) II. Die Wolluſtbefrie-
digung des Dritten muſs vollendet ſeyn ſonſt
iſt das Verbrechen nur attentirt **) III. Do-
luſ.
Ein culpoſes lenocinium iſt geſetzlich un-
möglich. ***)

§. 505.

Die Kuppeley im weitern Sinne iſt ent-
weder Hurenwirthſchaft (lenocinium vul-
gare) wenn jemand die Wolluſtbefriedigung An-
derer als Gewerbe treibt
, †) oder Kuppeley im

en-
*) z. B. Eltern in Beziehung auf die Wolluſtbefriedi-
gung ihrer Kinder, der Ehemann in Beziehung
auf die Ehefrau. Das röm. R. erfodert aber, daſs
der Ehemann, um eines Vortheils Willen, den
Ehebruch ſeiner Frau d[u]lde. L. 2. §. 3. D. ad L.
Iul. de adult.
**) Dies ſieht man deutlich aus der Sprache der Ge-
ſetze, z. B. art. 122. de P. G. O. „So jemand ſein
„Eheweib — zu — ſchändlichen Werken gebrauchen
„läſst.
“ Dies ſieht man auch aus dem art. 123. P. G.
O. und aus einzelnen Beſtimmungen in dem römi-
ſchen Recht. Dagegen Koch pr. jur. crim. §. 353.
***) Denn die Geſetze fodern ausdrücklich, daſs das
lenocinium „williglich“ (art. 122. P. G. O.) daſs es
böſer betrüglicher Weis“ (art. 123. P. G. O.) ge-
ſchehen ſey. Die L. 29. §. 4. ad L. Iul. de ad. ſagt
ausdrücklich: Quod ſi patiatur vxorem delinquere —
ob negligentiam, vel culpam, vel quandam patientiam.
vel nimiam credulitatem
(lauter Fälle des culpoſen
lenocinii) extra legem poſitus eſt. c.
†) Lenocinium publicum — privatam. L. 4. §. 4. D. de
bis qui nat.
Kleins peinl. Recht. §. 417. 418.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <p><pb facs="#f0437" n="409"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#i">Von d. Beyhülfe zu Flei&#x017F;chesverbr. Kuppeley.</hi></fw><lb/>
gen) begangen werden. Das letzte &#x017F;etzt die<lb/>
Verbindlichkeit voraus, über die Tugend des<lb/>
Andern zu wachen. <note place="foot" n="*)">z. B. Eltern in Beziehung auf die Wollu&#x017F;tbefriedi-<lb/>
gung ihrer Kinder, der Ehemann in Beziehung<lb/>
auf die Ehefrau. Das röm. R. erfodert aber, da&#x017F;s<lb/>
der Ehemann, um eines Vortheils Willen, den<lb/>
Ehebruch &#x017F;einer Frau d<supplied>u</supplied>lde. <hi rendition="#i">L. 2. §. 3. D. ad L.<lb/>
Iul. de adult.</hi></note> II. Die Wollu&#x017F;tbefrie-<lb/>
digung des Dritten mu&#x017F;s vollendet &#x017F;eyn &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
i&#x017F;t das Verbrechen nur attentirt <note place="foot" n="**)">Dies &#x017F;ieht man deutlich aus der Sprache der Ge-<lb/>
&#x017F;etze, z. B. art. 122. de P. G. O. &#x201E;So jemand &#x017F;ein<lb/>
&#x201E;Eheweib &#x2014; zu &#x2014; &#x017F;chändlichen Werken <hi rendition="#i">gebrauchen<lb/>
&#x201E;&#x017F;st.</hi>&#x201C; Dies &#x017F;ieht man auch aus dem art. 123. P. G.<lb/>
O. und aus einzelnen Be&#x017F;timmungen in dem römi-<lb/>
&#x017F;chen Recht. Dagegen <hi rendition="#g">Koch</hi> <hi rendition="#i">pr. jur. crim.</hi> §. 353.</note> III. <hi rendition="#i">Do-<lb/>
lu&#x017F;.</hi> Ein culpo&#x017F;es lenocinium i&#x017F;t ge&#x017F;etzlich un-<lb/>
möglich. <note place="foot" n="***)">Denn die Ge&#x017F;etze fodern ausdrücklich, da&#x017F;s das<lb/>
lenocinium &#x201E;<hi rendition="#i">williglich</hi>&#x201C; (art. 122. P. G. O.) da&#x017F;s es<lb/>
&#x201E;<hi rendition="#i">&#x017F;er betrüglicher Weis</hi>&#x201C; (art. 123. P. G. O.) ge-<lb/>
&#x017F;chehen &#x017F;ey. Die L. 29. §. 4. <hi rendition="#i">ad L. Iul. de ad.</hi> &#x017F;agt<lb/>
ausdrücklich: Quod &#x017F;i patiatur vxorem delinquere &#x2014;<lb/><hi rendition="#i">ob negligentiam, vel culpam, vel quandam patientiam.<lb/>
vel nimiam credulitatem</hi> (lauter Fälle des culpo&#x017F;en<lb/>
lenocinii) extra legem po&#x017F;itus e&#x017F;t. c.</note></p>
                  </div><lb/>
                  <div n="7">
                    <head>§. 505.</head><lb/>
                    <p>Die Kuppeley im weitern Sinne i&#x017F;t ent-<lb/>
weder <hi rendition="#g">Hurenwirth&#x017F;chaft</hi> (<hi rendition="#i">lenocinium vul-<lb/>
gare) wenn jemand die Wollu&#x017F;tbefriedigung An-<lb/>
derer als Gewerbe treibt</hi>, <note place="foot" n="&#x2020;)">Lenocinium <hi rendition="#i">publicum &#x2014; privatam. L. 4. §. 4. D. de<lb/>
bis qui nat.</hi> <hi rendition="#g">Kleins</hi> <hi rendition="#i">peinl. Recht.</hi> §. 417. 418.</note> oder <hi rendition="#g">Kuppeley im</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#g">en-</hi></fw><lb/></p>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[409/0437] Von d. Beyhülfe zu Fleiſchesverbr. Kuppeley. gen) begangen werden. Das letzte ſetzt die Verbindlichkeit voraus, über die Tugend des Andern zu wachen. *) II. Die Wolluſtbefrie- digung des Dritten muſs vollendet ſeyn ſonſt iſt das Verbrechen nur attentirt **) III. Do- luſ. Ein culpoſes lenocinium iſt geſetzlich un- möglich. ***) §. 505. Die Kuppeley im weitern Sinne iſt ent- weder Hurenwirthſchaft (lenocinium vul- gare) wenn jemand die Wolluſtbefriedigung An- derer als Gewerbe treibt, †) oder Kuppeley im en- *) z. B. Eltern in Beziehung auf die Wolluſtbefriedi- gung ihrer Kinder, der Ehemann in Beziehung auf die Ehefrau. Das röm. R. erfodert aber, daſs der Ehemann, um eines Vortheils Willen, den Ehebruch ſeiner Frau dulde. L. 2. §. 3. D. ad L. Iul. de adult. **) Dies ſieht man deutlich aus der Sprache der Ge- ſetze, z. B. art. 122. de P. G. O. „So jemand ſein „Eheweib — zu — ſchändlichen Werken gebrauchen „läſst.“ Dies ſieht man auch aus dem art. 123. P. G. O. und aus einzelnen Beſtimmungen in dem römi- ſchen Recht. Dagegen Koch pr. jur. crim. §. 353. ***) Denn die Geſetze fodern ausdrücklich, daſs das lenocinium „williglich“ (art. 122. P. G. O.) daſs es „böſer betrüglicher Weis“ (art. 123. P. G. O.) ge- ſchehen ſey. Die L. 29. §. 4. ad L. Iul. de ad. ſagt ausdrücklich: Quod ſi patiatur vxorem delinquere — ob negligentiam, vel culpam, vel quandam patientiam. vel nimiam credulitatem (lauter Fälle des culpoſen lenocinii) extra legem poſitus eſt. c. †) Lenocinium publicum — privatam. L. 4. §. 4. D. de bis qui nat. Kleins peinl. Recht. §. 417. 418.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/437
Zitationshilfe: Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/437>, abgerufen am 22.11.2024.