Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.

Bild:
<< vorherige Seite

III. Buch. I. Titel. I. Abschn. II. Abth.
digen, 2) zwischen Zeugen und 3) zwischen
Zeugen und Angeschuldigten.

Canfrontant -- Confrontat.

§. 620.

Der Zweck der Confrontation kann seyn,
1) einen blossen Zweifel des Richters, der aus
dem Widerspruch verschiedener Aussagen
entstanden ist, dadurch aufzuheben, dass lich
die Dissentirenden gegenseitig verständigen.
2) Der Hauptzweck derselben ist, einen Läug-
nenden dadurch, dass ein anderer ihm die
Wahrheit unter die Augen sagt, zu überra-
schen, in ihm das lebhafte Gefühl der Schuld
zu erregen und ihn dadurch zum Geständniss
zu nöthigen. Die Gegenstellung zu diesem
Zweck ist die Confrontation im engern
Sinn, welche eigentliches medium eruendae ve-
ritatis
ist. Es kann diese, ihrer Natur nach
blos zwischen Mitschuldigen, und zwischen
Zeugen und dem Angeschuldigten, eintreten.

1. Von der Form der Confromation mündlich.
2. In wie fern ist sie der Ehre nachtheilig?
§. 621.

Der Reinigungseid (jur. purg. tor-
tura spiritualis, purgatio canonica
) ist die von
dem Verdächtigen abgelegte eidliche Versiche-
rung seiner Unschuld
*). Die Auferlegung

desselben
*) C 8. 9. 10. 11. X. de purgat. canon. R. A. v. I. 1512.
Tit. 4. §. 6. Landfr. v. 1548. c. 14. §. 1. C. G. O.
Thl.

III. Buch. I. Titel. I. Abſchn. II. Abth.
digen, 2) zwiſchen Zeugen und 3) zwiſchen
Zeugen und Angeſchuldigten.

Canfrontant — Confrontat.

§. 620.

Der Zweck der Confrontation kann ſeyn,
1) einen bloſsen Zweifel des Richters, der aus
dem Widerſpruch verſchiedener Ausſagen
entſtanden iſt, dadurch aufzuheben, daſs lich
die Diſſentirenden gegenſeitig verſtändigen.
2) Der Hauptzweck derſelben iſt, einen Läug-
nenden dadurch, daſs ein anderer ihm die
Wahrheit unter die Augen ſagt, zu überra-
ſchen, in ihm das lebhafte Gefühl der Schuld
zu erregen und ihn dadurch zum Geſtändniſs
zu nöthigen. Die Gegenſtellung zu dieſem
Zweck iſt die Confrontation im engern
Sinn, welche eigentliches medium eruendae ve-
ritatis
iſt. Es kann dieſe, ihrer Natur nach
blos zwiſchen Mitſchuldigen, und zwiſchen
Zeugen und dem Angeſchuldigten, eintreten.

1. Von der Form der Confromation mündlich.
2. In wie fern iſt ſie der Ehre nachtheilig?
§. 621.

Der Reinigungseid (jur. purg. tor-
tura ſpiritualis, purgatio canonica
) iſt die von
dem Verdächtigen abgelegte eidliche Verſiche-
rung ſeiner Unſchuld
*). Die Auferlegung

deſſelben
*) C 8. 9. 10. 11. X. de purgat. canon. R. A. v. I. 1512.
Tit. 4. §. 6. Landfr. v. 1548. c. 14. §. 1. C. G. O.
Thl.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <div n="8">
                      <div n="9">
                        <div n="10">
                          <p><pb facs="#f0514" n="486"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#i">III. Buch. I. Titel. I. Ab&#x017F;chn. II. Abth.</hi></fw><lb/><hi rendition="#i">digen</hi>, 2) zwi&#x017F;chen <hi rendition="#i">Zeugen</hi> und 3) zwi&#x017F;chen<lb/><hi rendition="#i">Zeugen</hi> und <hi rendition="#i">Ange&#x017F;chuldigten.</hi></p><lb/>
                          <p> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#i">Canfrontant &#x2014; Confrontat.</hi> </hi> </p>
                        </div><lb/>
                        <div n="10">
                          <head>§. 620.</head><lb/>
                          <p>Der Zweck der Confrontation kann &#x017F;eyn,<lb/>
1) einen blo&#x017F;sen Zweifel des Richters, der aus<lb/>
dem Wider&#x017F;pruch ver&#x017F;chiedener Aus&#x017F;agen<lb/>
ent&#x017F;tanden i&#x017F;t, dadurch aufzuheben, da&#x017F;s lich<lb/>
die Di&#x017F;&#x017F;entirenden gegen&#x017F;eitig ver&#x017F;tändigen.<lb/>
2) Der Hauptzweck der&#x017F;elben i&#x017F;t, einen Läug-<lb/>
nenden dadurch, da&#x017F;s ein anderer ihm die<lb/>
Wahrheit unter die Augen &#x017F;agt, zu überra-<lb/>
&#x017F;chen, in ihm das lebhafte Gefühl der Schuld<lb/>
zu erregen und ihn dadurch zum Ge&#x017F;tändni&#x017F;s<lb/>
zu nöthigen. Die Gegen&#x017F;tellung zu <hi rendition="#i">die&#x017F;em</hi><lb/>
Zweck i&#x017F;t die <hi rendition="#g">Confrontation</hi> im engern<lb/>
Sinn, welche eigentliches <hi rendition="#i">medium eruendae ve-<lb/>
ritatis</hi> i&#x017F;t. Es kann die&#x017F;e, ihrer Natur nach<lb/>
blos zwi&#x017F;chen Mit&#x017F;chuldigen, und zwi&#x017F;chen<lb/>
Zeugen und dem Ange&#x017F;chuldigten, eintreten.</p><lb/>
                          <list>
                            <item>1. <hi rendition="#i">Von der Form der Confromation mündlich.</hi></item><lb/>
                            <item>2. <hi rendition="#i">In wie fern i&#x017F;t &#x017F;ie der Ehre nachtheilig?</hi></item>
                          </list>
                        </div><lb/>
                        <div n="10">
                          <head>§. 621.</head><lb/>
                          <p>Der <hi rendition="#g">Reinigungseid</hi> (<hi rendition="#i">jur. purg. tor-<lb/>
tura &#x017F;piritualis, purgatio canonica</hi>) <hi rendition="#i">i&#x017F;t die von<lb/>
dem Verdächtigen abgelegte eidliche Ver&#x017F;iche-<lb/>
rung &#x017F;einer Un&#x017F;chuld</hi> <note xml:id="note-0514" next="#note-0515" place="foot" n="*)">C 8. 9. 10. 11. X. <hi rendition="#i">de purgat. canon.</hi> R. A. v. I. 1512.<lb/>
Tit. 4. §. 6. Landfr. v. 1548. c. 14. §. 1. C. G. O.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Thl.</fw></note>. Die Auferlegung<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">de&#x017F;&#x017F;elben</fw><lb/></p>
                        </div>
                      </div>
                    </div>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[486/0514] III. Buch. I. Titel. I. Abſchn. II. Abth. digen, 2) zwiſchen Zeugen und 3) zwiſchen Zeugen und Angeſchuldigten. Canfrontant — Confrontat. §. 620. Der Zweck der Confrontation kann ſeyn, 1) einen bloſsen Zweifel des Richters, der aus dem Widerſpruch verſchiedener Ausſagen entſtanden iſt, dadurch aufzuheben, daſs lich die Diſſentirenden gegenſeitig verſtändigen. 2) Der Hauptzweck derſelben iſt, einen Läug- nenden dadurch, daſs ein anderer ihm die Wahrheit unter die Augen ſagt, zu überra- ſchen, in ihm das lebhafte Gefühl der Schuld zu erregen und ihn dadurch zum Geſtändniſs zu nöthigen. Die Gegenſtellung zu dieſem Zweck iſt die Confrontation im engern Sinn, welche eigentliches medium eruendae ve- ritatis iſt. Es kann dieſe, ihrer Natur nach blos zwiſchen Mitſchuldigen, und zwiſchen Zeugen und dem Angeſchuldigten, eintreten. 1. Von der Form der Confromation mündlich. 2. In wie fern iſt ſie der Ehre nachtheilig? §. 621. Der Reinigungseid (jur. purg. tor- tura ſpiritualis, purgatio canonica) iſt die von dem Verdächtigen abgelegte eidliche Verſiche- rung ſeiner Unſchuld *). Die Auferlegung deſſelben *) C 8. 9. 10. 11. X. de purgat. canon. R. A. v. I. 1512. Tit. 4. §. 6. Landfr. v. 1548. c. 14. §. 1. C. G. O. Thl.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/514
Zitationshilfe: Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801, S. 486. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/514>, abgerufen am 22.11.2024.