haben, auf die lezte Weise eine von den bis¬ herigen gewöhnlichen Menschen durchaus ver¬ schiedene Menschen Art eingeführt, und als die Regel gesezt wird, so würde durch eine solche Erziehung allerdings eine ganz neue Ordnung der Dinge, und eine neue Schöpfung begin¬ nen. Zu dieser neuen Gestalt würde nun die Menschheit sich selber durch sich selbst, eben in¬ dem sie als gegenwärtiges Geschlecht, sich selbst, als zukünftiges Geschlecht, erzieht, er¬ schaffen; auf die Weise, wie sie allein dies kann, durch die Erkenntniß, als das einzige gemeinschaftliche, und frei mitzutheilende, und das wahre, die Geisterwelt zur Einheit ver¬ bindende Licht, und Luft dieser Welt. Bisher wurde die Menschheit, was sie eben wurde, und werden konnte; mit diesem Werden durch das Ohngefähr ist es vorbei: denn da, wo sie am allerweitesten sich entwickelt hat, ist sie zu Nichts worden. Soll sie nicht bleiben in die¬ sem Nichts, so muß sie von nun an zu allem, was sie noch weiter werden soll, sich selbst machen. Dies sey die eigentliche Bestimmung des Menschengeschlechts auf der Erde, sagte
haben, auf die lezte Weiſe eine von den bis¬ herigen gewoͤhnlichen Menſchen durchaus ver¬ ſchiedene Menſchen Art eingefuͤhrt, und als die Regel geſezt wird, ſo wuͤrde durch eine ſolche Erziehung allerdings eine ganz neue Ordnung der Dinge, und eine neue Schoͤpfung begin¬ nen. Zu dieſer neuen Geſtalt wuͤrde nun die Menſchheit ſich ſelber durch ſich ſelbſt, eben in¬ dem ſie als gegenwaͤrtiges Geſchlecht, ſich ſelbſt, als zukuͤnftiges Geſchlecht, erzieht, er¬ ſchaffen; auf die Weiſe, wie ſie allein dies kann, durch die Erkenntniß, als das einzige gemeinſchaftliche, und frei mitzutheilende, und das wahre, die Geiſterwelt zur Einheit ver¬ bindende Licht, und Luft dieſer Welt. Bisher wurde die Menſchheit, was ſie eben wurde, und werden konnte; mit dieſem Werden durch das Ohngefaͤhr iſt es vorbei: denn da, wo ſie am allerweiteſten ſich entwickelt hat, iſt ſie zu Nichts worden. Soll ſie nicht bleiben in die¬ ſem Nichts, ſo muß ſie von nun an zu allem, was ſie noch weiter werden ſoll, ſich ſelbſt machen. Dies ſey die eigentliche Beſtimmung des Menſchengeſchlechts auf der Erde, ſagte
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0107"n="101"/>
haben, auf die lezte Weiſe eine von den bis¬<lb/>
herigen gewoͤhnlichen Menſchen durchaus ver¬<lb/>ſchiedene Menſchen Art eingefuͤhrt, und als die<lb/>
Regel geſezt wird, ſo wuͤrde durch eine ſolche<lb/>
Erziehung allerdings eine ganz neue Ordnung<lb/>
der Dinge, und eine neue Schoͤpfung begin¬<lb/>
nen. Zu dieſer neuen Geſtalt wuͤrde nun die<lb/>
Menſchheit ſich ſelber durch ſich ſelbſt, eben in¬<lb/>
dem ſie als gegenwaͤrtiges Geſchlecht, ſich<lb/>ſelbſt, als zukuͤnftiges Geſchlecht, erzieht, er¬<lb/>ſchaffen; auf die Weiſe, wie ſie allein dies<lb/>
kann, durch die Erkenntniß, als das einzige<lb/>
gemeinſchaftliche, und frei mitzutheilende, und<lb/>
das wahre, die Geiſterwelt zur Einheit ver¬<lb/>
bindende Licht, und Luft dieſer Welt. Bisher<lb/>
wurde die Menſchheit, was ſie eben wurde,<lb/>
und werden konnte; mit dieſem Werden durch<lb/>
das Ohngefaͤhr iſt es vorbei: denn da, wo ſie<lb/>
am allerweiteſten ſich entwickelt hat, iſt ſie zu<lb/>
Nichts worden. Soll ſie nicht bleiben in die¬<lb/>ſem Nichts, ſo muß ſie von nun an zu allem,<lb/>
was ſie noch weiter werden ſoll, ſich ſelbſt<lb/>
machen. Dies ſey die eigentliche Beſtimmung<lb/>
des Menſchengeſchlechts auf der Erde, ſagte<lb/></p></div></body></text></TEI>
[101/0107]
haben, auf die lezte Weiſe eine von den bis¬
herigen gewoͤhnlichen Menſchen durchaus ver¬
ſchiedene Menſchen Art eingefuͤhrt, und als die
Regel geſezt wird, ſo wuͤrde durch eine ſolche
Erziehung allerdings eine ganz neue Ordnung
der Dinge, und eine neue Schoͤpfung begin¬
nen. Zu dieſer neuen Geſtalt wuͤrde nun die
Menſchheit ſich ſelber durch ſich ſelbſt, eben in¬
dem ſie als gegenwaͤrtiges Geſchlecht, ſich
ſelbſt, als zukuͤnftiges Geſchlecht, erzieht, er¬
ſchaffen; auf die Weiſe, wie ſie allein dies
kann, durch die Erkenntniß, als das einzige
gemeinſchaftliche, und frei mitzutheilende, und
das wahre, die Geiſterwelt zur Einheit ver¬
bindende Licht, und Luft dieſer Welt. Bisher
wurde die Menſchheit, was ſie eben wurde,
und werden konnte; mit dieſem Werden durch
das Ohngefaͤhr iſt es vorbei: denn da, wo ſie
am allerweiteſten ſich entwickelt hat, iſt ſie zu
Nichts worden. Soll ſie nicht bleiben in die¬
ſem Nichts, ſo muß ſie von nun an zu allem,
was ſie noch weiter werden ſoll, ſich ſelbſt
machen. Dies ſey die eigentliche Beſtimmung
des Menſchengeſchlechts auf der Erde, ſagte
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/107>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.