ihnen und ihren Kindern fort das allein seelig¬ machende Licht des Evangeliums schiene; und es erneuten sich an ihnen in später Zeit alle Wunder, die das Christenthum bei seinem Be¬ ginnen an seinen Bekennern darlegte. Alle Aeußerungen jener Zeit sind erfüllt von dieser allgemein verbreiteten Besorgtheit um die See¬ ligkeit. Sehen Sie hier einen Beleg von der Eigenthümlichkeit des Deutschen Volkes. Es ist durch Begeisterung zu jedweder Begeiste¬ rung, und jedweder Klarheit, leicht zu erheben, und seine Begeisterung hält aus für das Leben, und gestaltet dasselbe um.
Auch früher, und anderwärts hatten Re¬ formatoren Haufen des Volks begeistert, und sie zu Gemeinen versammelt, und gebildet; dennoch erhielten diese Gemeinen keinen festen, und auf dem Boden der bisherigen Ver¬ fassung gegründeten Bestand, weil die Volks¬ häupter und Fürsten der bisherigen Ver¬ fassung nicht auf ihre Seite traten. Auch der Reformation durch Luther schien Anfangs kein günstigeres Schicksal bestimmt. Der weise Churfürst, unter dessen Augen sie be¬
ihnen und ihren Kindern fort das allein ſeelig¬ machende Licht des Evangeliums ſchiene; und es erneuten ſich an ihnen in ſpaͤter Zeit alle Wunder, die das Chriſtenthum bei ſeinem Be¬ ginnen an ſeinen Bekennern darlegte. Alle Aeußerungen jener Zeit ſind erfuͤllt von dieſer allgemein verbreiteten Beſorgtheit um die See¬ ligkeit. Sehen Sie hier einen Beleg von der Eigenthuͤmlichkeit des Deutſchen Volkes. Es iſt durch Begeiſterung zu jedweder Begeiſte¬ rung, und jedweder Klarheit, leicht zu erheben, und ſeine Begeiſterung haͤlt aus fuͤr das Leben, und geſtaltet daſſelbe um.
Auch fruͤher, und anderwaͤrts hatten Re¬ formatoren Haufen des Volks begeiſtert, und ſie zu Gemeinen verſammelt, und gebildet; dennoch erhielten dieſe Gemeinen keinen feſten, und auf dem Boden der bisherigen Ver¬ faſſung gegruͤndeten Beſtand, weil die Volks¬ haͤupter und Fuͤrſten der bisherigen Ver¬ faſſung nicht auf ihre Seite traten. Auch der Reformation durch Luther ſchien Anfangs kein guͤnſtigeres Schickſal beſtimmt. Der weiſe Churfuͤrſt, unter deſſen Augen ſie be¬
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ihnen und ihren Kindern fort das allein ſeelig¬
machende Licht des Evangeliums ſchiene; und
es erneuten ſich an ihnen in ſpaͤter Zeit alle
Wunder, die das Chriſtenthum bei ſeinem Be¬
ginnen an ſeinen Bekennern darlegte. Alle
Aeußerungen jener Zeit ſind erfuͤllt von dieſer
allgemein verbreiteten Beſorgtheit um die See¬
ligkeit. Sehen Sie hier einen Beleg von der
Eigenthuͤmlichkeit des Deutſchen Volkes. Es
iſt durch Begeiſterung zu jedweder Begeiſte¬
rung, und jedweder Klarheit, leicht zu erheben,
und ſeine Begeiſterung haͤlt aus fuͤr das Leben,
und geſtaltet daſſelbe um.
Auch fruͤher, und anderwaͤrts hatten Re¬
formatoren Haufen des Volks begeiſtert, und
ſie zu Gemeinen verſammelt, und gebildet;
dennoch erhielten dieſe Gemeinen keinen feſten,
und auf dem Boden der bisherigen Ver¬
faſſung gegruͤndeten Beſtand, weil die Volks¬
haͤupter und Fuͤrſten der bisherigen Ver¬
faſſung nicht auf ihre Seite traten. Auch
der Reformation durch Luther ſchien Anfangs
kein guͤnſtigeres Schickſal beſtimmt. Der
weiſe Churfuͤrſt, unter deſſen Augen ſie be¬
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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/192>, abgerufen am 21.11.2024.
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