doch das Interesse dieser ihrer Parthei nur sodann wahrnehmen, wenn sie etwa selbst einmal als Schriftsteller auftreten sollten; als öffentliche Personen aber haben sie gar keine Parthei, und sie müssen dem Verstan¬ de, der ohnedies weit seltner bei ihnen das Wort nachsucht, denn der Unverstand, das¬ selbe eben sowohl geben, wie sie dem leztern täglich erlauben, nach aller Lust seiner Noth¬ durft zu pflegen; keinesweges aber sind sie befugt, irgend einem Tone deswegen zu ver¬ wehren, laut zu werden, weil er an ihre Ohren fremd und paradox anschlägt
Geschrieben zu Berlin, im Julius 1806.
doch das Intereſſe dieſer ihrer Parthei nur ſodann wahrnehmen, wenn ſie etwa ſelbſt einmal als Schriftſteller auftreten ſollten; als oͤffentliche Perſonen aber haben ſie gar keine Parthei, und ſie muͤſſen dem Verſtan¬ de, der ohnedies weit ſeltner bei ihnen das Wort nachſucht, denn der Unverſtand, daſ¬ ſelbe eben ſowohl geben, wie ſie dem leztern taͤglich erlauben, nach aller Luſt ſeiner Noth¬ durft zu pflegen; keinesweges aber ſind ſie befugt, irgend einem Tone deswegen zu ver¬ wehren, laut zu werden, weil er an ihre Ohren fremd und paradox anſchlaͤgt
Geſchrieben zu Berlin, im Julius 1806.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0020"n="14"/>
doch das Intereſſe dieſer ihrer Parthei nur<lb/>ſodann wahrnehmen, wenn ſie etwa ſelbſt<lb/>
einmal als Schriftſteller auftreten ſollten;<lb/>
als oͤffentliche Perſonen aber haben ſie gar<lb/>
keine Parthei, und ſie muͤſſen dem Verſtan¬<lb/>
de, der ohnedies weit ſeltner bei ihnen das<lb/>
Wort nachſucht, denn der Unverſtand, daſ¬<lb/>ſelbe eben ſowohl geben, wie ſie dem leztern<lb/>
taͤglich erlauben, nach aller Luſt ſeiner Noth¬<lb/>
durft zu pflegen; keinesweges aber ſind ſie<lb/>
befugt, irgend einem Tone deswegen zu ver¬<lb/>
wehren, laut zu werden, weil er an <hirendition="#g">ihre</hi><lb/>
Ohren fremd und paradox anſchlaͤgt</p><lb/><p>Geſchrieben zu Berlin, im Julius 1806.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></div></body></text></TEI>
[14/0020]
doch das Intereſſe dieſer ihrer Parthei nur
ſodann wahrnehmen, wenn ſie etwa ſelbſt
einmal als Schriftſteller auftreten ſollten;
als oͤffentliche Perſonen aber haben ſie gar
keine Parthei, und ſie muͤſſen dem Verſtan¬
de, der ohnedies weit ſeltner bei ihnen das
Wort nachſucht, denn der Unverſtand, daſ¬
ſelbe eben ſowohl geben, wie ſie dem leztern
taͤglich erlauben, nach aller Luſt ſeiner Noth¬
durft zu pflegen; keinesweges aber ſind ſie
befugt, irgend einem Tone deswegen zu ver¬
wehren, laut zu werden, weil er an ihre
Ohren fremd und paradox anſchlaͤgt
Geſchrieben zu Berlin, im Julius 1806.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/20>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.