schungen, die vielleicht noch niemals ange¬ stellt sind, aber die Ausstellung dieser Kennt¬ nisse und Forschungen müßte uns der Ver¬ fasser ersparen, und nur lediglich die gereifte Frucht uns vorlegen in der gegenwärtigen Sprache, auf eine jedwedem Deutschen ohne Ausnahme verständliche Weise. Außer jenen historischen Kenntnissen würde ein solches Werk auch noch ein hohes Maaß philosophi¬ schen Geistes erfordern, der eben so wenig sich zur Schau ausstellte; und vor allem ein treues, und liebendes Gemüth.
Jene Zeit war der jugendliche Traum der Nation in beschränkten Kreisen von künfti¬ gen Thaten, Kämpfen, und Siegen: und die Weißagung, was sie einst bei vollendeter Kraft seyn würde. Verführerische Gesell¬ schaft, und die Lokkung der Eitelkeit hat die heranwachsende fortgerissen in Kreise die nicht die ihrigen find, und indem sie auch da glän¬ zen wollte, steht sie da mit Schmach bedeckt, und ringend sogar um ihre Fortdauer. Aber ist sie denn wirklich veraltet, und entkräftet? Hat ihr nicht auch seitdem immerfort, und
ſchungen, die vielleicht noch niemals ange¬ ſtellt ſind, aber die Ausſtellung dieſer Kennt¬ niſſe und Forſchungen muͤßte uns der Ver¬ faſſer erſparen, und nur lediglich die gereifte Frucht uns vorlegen in der gegenwaͤrtigen Sprache, auf eine jedwedem Deutſchen ohne Ausnahme verſtaͤndliche Weiſe. Außer jenen hiſtoriſchen Kenntniſſen wuͤrde ein ſolches Werk auch noch ein hohes Maaß philoſophi¬ ſchen Geiſtes erfordern, der eben ſo wenig ſich zur Schau ausſtellte; und vor allem ein treues, und liebendes Gemuͤth.
Jene Zeit war der jugendliche Traum der Nation in beſchraͤnkten Kreiſen von kuͤnfti¬ gen Thaten, Kaͤmpfen, und Siegen: und die Weißagung, was ſie einſt bei vollendeter Kraft ſeyn wuͤrde. Verfuͤhreriſche Geſell¬ ſchaft, und die Lokkung der Eitelkeit hat die heranwachſende fortgeriſſen in Kreiſe die nicht die ihrigen find, und indem ſie auch da glaͤn¬ zen wollte, ſteht ſie da mit Schmach bedeckt, und ringend ſogar um ihre Fortdauer. Aber iſt ſie denn wirklich veraltet, und entkraͤftet? Hat ihr nicht auch ſeitdem immerfort, und
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[206/0212]
ſchungen, die vielleicht noch niemals ange¬
ſtellt ſind, aber die Ausſtellung dieſer Kennt¬
niſſe und Forſchungen muͤßte uns der Ver¬
faſſer erſparen, und nur lediglich die gereifte
Frucht uns vorlegen in der gegenwaͤrtigen
Sprache, auf eine jedwedem Deutſchen ohne
Ausnahme verſtaͤndliche Weiſe. Außer jenen
hiſtoriſchen Kenntniſſen wuͤrde ein ſolches
Werk auch noch ein hohes Maaß philoſophi¬
ſchen Geiſtes erfordern, der eben ſo wenig
ſich zur Schau ausſtellte; und vor allem ein
treues, und liebendes Gemuͤth.
Jene Zeit war der jugendliche Traum der
Nation in beſchraͤnkten Kreiſen von kuͤnfti¬
gen Thaten, Kaͤmpfen, und Siegen: und die
Weißagung, was ſie einſt bei vollendeter
Kraft ſeyn wuͤrde. Verfuͤhreriſche Geſell¬
ſchaft, und die Lokkung der Eitelkeit hat die
heranwachſende fortgeriſſen in Kreiſe die nicht
die ihrigen find, und indem ſie auch da glaͤn¬
zen wollte, ſteht ſie da mit Schmach bedeckt,
und ringend ſogar um ihre Fortdauer. Aber
iſt ſie denn wirklich veraltet, und entkraͤftet?
Hat ihr nicht auch ſeitdem immerfort, und
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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/212>, abgerufen am 21.11.2024.
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