geschlossene und erstorbene Grundlage ihrer Sprache hat, kann es, wie wir zu einer an¬ dern Zeit gezeigt haben, in allen Rede-Künsten nur bis zu einer gewissen von jener Grundlage verstatteten Stuffe der Ausbildung bringen, und sie wird ein goldenes Zeitalter erleben. Ohne die größte Bescheidenheit und Selbstver¬ leugnung kann eine solche Nation von dem gan¬ zen Geschlechte nicht füglich höher denken, denn sie selbst sich kennt; sie muß daher voraussetzen, daß es auch für dieses ein leztes, höchstes, und niemals zu übertreffendes Ziel der Ausbildung geben werde. So wie das Thiergeschlecht der Biber, oder Bienen noch jetzo also baut, wie es vor Jahrtausenden gebaut hat, und in die¬ sem langen Zeitraume in der Kunst keine Fort¬ schritte gemacht hat, eben so wird es nach die¬ sen sich mit dem Thiergeschlechte, Mensch ge¬ nannt, in allen Zweigen seiner Ausbildung verhalten. Diese Zweige, Triebe, und Fähig¬ keiten werden sich erschöpfend übersehen, ja vielleicht an ein paar Gliedmaaßen sogar dem Auge darlegen lassen, und die höchste Entwik¬ lung einer jeden wird angegeben werden kön¬ nen. Vielleicht wird das Menschengeschlecht
geſchloſſene und erſtorbene Grundlage ihrer Sprache hat, kann es, wie wir zu einer an¬ dern Zeit gezeigt haben, in allen Rede-Kuͤnſten nur bis zu einer gewiſſen von jener Grundlage verſtatteten Stuffe der Ausbildung bringen, und ſie wird ein goldenes Zeitalter erleben. Ohne die groͤßte Beſcheidenheit und Selbſtver¬ leugnung kann eine ſolche Nation von dem gan¬ zen Geſchlechte nicht fuͤglich hoͤher denken, denn ſie ſelbſt ſich kennt; ſie muß daher vorausſetzen, daß es auch fuͤr dieſes ein leztes, hoͤchſtes, und niemals zu uͤbertreffendes Ziel der Ausbildung geben werde. So wie das Thiergeſchlecht der Biber, oder Bienen noch jetzo alſo baut, wie es vor Jahrtauſenden gebaut hat, und in die¬ ſem langen Zeitraume in der Kunſt keine Fort¬ ſchritte gemacht hat, eben ſo wird es nach die¬ ſen ſich mit dem Thiergeſchlechte, Menſch ge¬ nannt, in allen Zweigen ſeiner Ausbildung verhalten. Dieſe Zweige, Triebe, und Faͤhig¬ keiten werden ſich erſchoͤpfend uͤberſehen, ja vielleicht an ein paar Gliedmaaßen ſogar dem Auge darlegen laſſen, und die hoͤchſte Entwik¬ lung einer jeden wird angegeben werden koͤn¬ nen. Vielleicht wird das Menſchengeſchlecht
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geſchloſſene und erſtorbene Grundlage ihrer
Sprache hat, kann es, wie wir zu einer an¬
dern Zeit gezeigt haben, in allen Rede-Kuͤnſten
nur bis zu einer gewiſſen von jener Grundlage
verſtatteten Stuffe der Ausbildung bringen,
und ſie wird ein goldenes Zeitalter erleben.
Ohne die groͤßte Beſcheidenheit und Selbſtver¬
leugnung kann eine ſolche Nation von dem gan¬
zen Geſchlechte nicht fuͤglich hoͤher denken, denn
ſie ſelbſt ſich kennt; ſie muß daher vorausſetzen,
daß es auch fuͤr dieſes ein leztes, hoͤchſtes, und
niemals zu uͤbertreffendes Ziel der Ausbildung
geben werde. So wie das Thiergeſchlecht der
Biber, oder Bienen noch jetzo alſo baut, wie
es vor Jahrtauſenden gebaut hat, und in die¬
ſem langen Zeitraume in der Kunſt keine Fort¬
ſchritte gemacht hat, eben ſo wird es nach die¬
ſen ſich mit dem Thiergeſchlechte, Menſch ge¬
nannt, in allen Zweigen ſeiner Ausbildung
verhalten. Dieſe Zweige, Triebe, und Faͤhig¬
keiten werden ſich erſchoͤpfend uͤberſehen, ja
vielleicht an ein paar Gliedmaaßen ſogar dem
Auge darlegen laſſen, und die hoͤchſte Entwik¬
lung einer jeden wird angegeben werden koͤn¬
nen. Vielleicht wird das Menſchengeſchlecht
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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/229>, abgerufen am 24.11.2024.
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