daß sie, wo das leztere zwekmäßig ist, es nur als Darlehn erhalten, und es zu bestimmter Zeit wieder zurük erstatten. Für diese Selbst¬ ständigkeit, und Selbstgenügsamkeit des Gan¬ zen arbeite nun jeder einzelne aus aller seiner Kraft, ohne daß er doch mit demselben ab¬ rechne, oder für sich auf irgend ein Eigenthum Anspruch mache. Jeder wisse, daß er sich dem Ganzen ganz schuldig ist, und genieße nur, oder darbe, wenn es sich so fügt, mit dem Ganzen. Dadurch wird die ehrgemäße Selbst¬ ständigkeit des Staats, und der Familie, in die er einst treten soll, und das Verhältniß ih¬ rer einzelnen Glieder zu ihnen, der lebendigen Anschauung dargestellt, und wurzelt unaus¬ tilgbar ein in sein Gemüth.
Hier, bei dieser Anführung zur mechanischen Arbeit ist der Ort, wo die in der allgemeinen National-Erziehung liegende und auf sie ge¬ stüzte Gelehrten-Erziehung von der erstern sich absondert, und wo von derselben zu sprechen ist. Die in der allgemeinen National-Erzie¬ hung liegende Gelehrten-Erziehung, habe ich gesagt. Ob es nicht auch fernerhin jedem, der eigenes Vermögen genug zu haben glaubt, um
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daß ſie, wo das leztere zwekmaͤßig iſt, es nur als Darlehn erhalten, und es zu beſtimmter Zeit wieder zuruͤk erſtatten. Fuͤr dieſe Selbſt¬ ſtaͤndigkeit, und Selbſtgenuͤgſamkeit des Gan¬ zen arbeite nun jeder einzelne aus aller ſeiner Kraft, ohne daß er doch mit demſelben ab¬ rechne, oder fuͤr ſich auf irgend ein Eigenthum Anſpruch mache. Jeder wiſſe, daß er ſich dem Ganzen ganz ſchuldig iſt, und genieße nur, oder darbe, wenn es ſich ſo fuͤgt, mit dem Ganzen. Dadurch wird die ehrgemaͤße Selbſt¬ ſtaͤndigkeit des Staats, und der Familie, in die er einſt treten ſoll, und das Verhaͤltniß ih¬ rer einzelnen Glieder zu ihnen, der lebendigen Anſchauung dargeſtellt, und wurzelt unaus¬ tilgbar ein in ſein Gemuͤth.
Hier, bei dieſer Anfuͤhrung zur mechaniſchen Arbeit iſt der Ort, wo die in der allgemeinen National-Erziehung liegende und auf ſie ge¬ ſtuͤzte Gelehrten-Erziehung von der erſtern ſich abſondert, und wo von derſelben zu ſprechen iſt. Die in der allgemeinen National-Erzie¬ hung liegende Gelehrten-Erziehung, habe ich geſagt. Ob es nicht auch fernerhin jedem, der eigenes Vermoͤgen genug zu haben glaubt, um
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daß ſie, wo das leztere zwekmaͤßig iſt, es nur
als Darlehn erhalten, und es zu beſtimmter
Zeit wieder zuruͤk erſtatten. Fuͤr dieſe Selbſt¬
ſtaͤndigkeit, und Selbſtgenuͤgſamkeit des Gan¬
zen arbeite nun jeder einzelne aus aller ſeiner
Kraft, ohne daß er doch mit demſelben ab¬
rechne, oder fuͤr ſich auf irgend ein Eigenthum
Anſpruch mache. Jeder wiſſe, daß er ſich dem
Ganzen ganz ſchuldig iſt, und genieße nur,
oder darbe, wenn es ſich ſo fuͤgt, mit dem
Ganzen. Dadurch wird die ehrgemaͤße Selbſt¬
ſtaͤndigkeit des Staats, und der Familie, in
die er einſt treten ſoll, und das Verhaͤltniß ih¬
rer einzelnen Glieder zu ihnen, der lebendigen
Anſchauung dargeſtellt, und wurzelt unaus¬
tilgbar ein in ſein Gemuͤth.
Hier, bei dieſer Anfuͤhrung zur mechaniſchen
Arbeit iſt der Ort, wo die in der allgemeinen
National-Erziehung liegende und auf ſie ge¬
ſtuͤzte Gelehrten-Erziehung von der erſtern ſich
abſondert, und wo von derſelben zu ſprechen
iſt. Die in der allgemeinen National-Erzie¬
hung liegende Gelehrten-Erziehung, habe ich
geſagt. Ob es nicht auch fernerhin jedem, der
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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/345>, abgerufen am 22.11.2024.
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