Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

daß sie, wo das leztere zwekmäßig ist, es nur
als Darlehn erhalten, und es zu bestimmter
Zeit wieder zurük erstatten. Für diese Selbst¬
ständigkeit, und Selbstgenügsamkeit des Gan¬
zen arbeite nun jeder einzelne aus aller seiner
Kraft, ohne daß er doch mit demselben ab¬
rechne, oder für sich auf irgend ein Eigenthum
Anspruch mache. Jeder wisse, daß er sich dem
Ganzen ganz schuldig ist, und genieße nur,
oder darbe, wenn es sich so fügt, mit dem
Ganzen. Dadurch wird die ehrgemäße Selbst¬
ständigkeit des Staats, und der Familie, in
die er einst treten soll, und das Verhältniß ih¬
rer einzelnen Glieder zu ihnen, der lebendigen
Anschauung dargestellt, und wurzelt unaus¬
tilgbar ein in sein Gemüth.

Hier, bei dieser Anführung zur mechanischen
Arbeit ist der Ort, wo die in der allgemeinen
National-Erziehung liegende und auf sie ge¬
stüzte Gelehrten-Erziehung von der erstern sich
absondert, und wo von derselben zu sprechen
ist. Die in der allgemeinen National-Erzie¬
hung liegende Gelehrten-Erziehung, habe ich
gesagt. Ob es nicht auch fernerhin jedem, der
eigenes Vermögen genug zu haben glaubt, um

Y 2

daß ſie, wo das leztere zwekmaͤßig iſt, es nur
als Darlehn erhalten, und es zu beſtimmter
Zeit wieder zuruͤk erſtatten. Fuͤr dieſe Selbſt¬
ſtaͤndigkeit, und Selbſtgenuͤgſamkeit des Gan¬
zen arbeite nun jeder einzelne aus aller ſeiner
Kraft, ohne daß er doch mit demſelben ab¬
rechne, oder fuͤr ſich auf irgend ein Eigenthum
Anſpruch mache. Jeder wiſſe, daß er ſich dem
Ganzen ganz ſchuldig iſt, und genieße nur,
oder darbe, wenn es ſich ſo fuͤgt, mit dem
Ganzen. Dadurch wird die ehrgemaͤße Selbſt¬
ſtaͤndigkeit des Staats, und der Familie, in
die er einſt treten ſoll, und das Verhaͤltniß ih¬
rer einzelnen Glieder zu ihnen, der lebendigen
Anſchauung dargeſtellt, und wurzelt unaus¬
tilgbar ein in ſein Gemuͤth.

Hier, bei dieſer Anfuͤhrung zur mechaniſchen
Arbeit iſt der Ort, wo die in der allgemeinen
National-Erziehung liegende und auf ſie ge¬
ſtuͤzte Gelehrten-Erziehung von der erſtern ſich
abſondert, und wo von derſelben zu ſprechen
iſt. Die in der allgemeinen National-Erzie¬
hung liegende Gelehrten-Erziehung, habe ich
geſagt. Ob es nicht auch fernerhin jedem, der
eigenes Vermoͤgen genug zu haben glaubt, um

Y 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0345" n="339"/>
daß &#x017F;ie, wo das leztere zwekma&#x0364;ßig i&#x017F;t, es nur<lb/>
als Darlehn erhalten, und es zu be&#x017F;timmter<lb/>
Zeit wieder zuru&#x0364;k er&#x017F;tatten. Fu&#x0364;r die&#x017F;e Selb&#x017F;<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;ndigkeit, und Selb&#x017F;tgenu&#x0364;g&#x017F;amkeit des Gan¬<lb/>
zen arbeite nun jeder einzelne aus aller &#x017F;einer<lb/>
Kraft, ohne daß er doch mit dem&#x017F;elben ab¬<lb/>
rechne, oder fu&#x0364;r &#x017F;ich auf irgend ein Eigenthum<lb/>
An&#x017F;pruch mache. Jeder wi&#x017F;&#x017F;e, daß er &#x017F;ich dem<lb/>
Ganzen ganz &#x017F;chuldig i&#x017F;t, und genieße nur,<lb/>
oder darbe, wenn es &#x017F;ich &#x017F;o fu&#x0364;gt, mit dem<lb/>
Ganzen. Dadurch wird die ehrgema&#x0364;ße Selb&#x017F;<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;ndigkeit des Staats, und der Familie, in<lb/>
die er ein&#x017F;t treten &#x017F;oll, und das Verha&#x0364;ltniß ih¬<lb/>
rer einzelnen Glieder zu ihnen, der lebendigen<lb/>
An&#x017F;chauung darge&#x017F;tellt, und wurzelt unaus¬<lb/>
tilgbar ein in &#x017F;ein Gemu&#x0364;th.</p><lb/>
        <p>Hier, bei die&#x017F;er Anfu&#x0364;hrung zur mechani&#x017F;chen<lb/>
Arbeit i&#x017F;t der Ort, wo die in der allgemeinen<lb/>
National-Erziehung liegende und auf &#x017F;ie ge¬<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;zte Gelehrten-Erziehung von der er&#x017F;tern &#x017F;ich<lb/>
ab&#x017F;ondert, und wo von der&#x017F;elben zu &#x017F;prechen<lb/>
i&#x017F;t. Die in der allgemeinen National-Erzie¬<lb/>
hung liegende Gelehrten-Erziehung, habe ich<lb/>
ge&#x017F;agt. Ob es nicht auch fernerhin jedem, der<lb/>
eigenes Vermo&#x0364;gen genug zu haben glaubt, um<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Y 2<lb/></fw>
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[339/0345] daß ſie, wo das leztere zwekmaͤßig iſt, es nur als Darlehn erhalten, und es zu beſtimmter Zeit wieder zuruͤk erſtatten. Fuͤr dieſe Selbſt¬ ſtaͤndigkeit, und Selbſtgenuͤgſamkeit des Gan¬ zen arbeite nun jeder einzelne aus aller ſeiner Kraft, ohne daß er doch mit demſelben ab¬ rechne, oder fuͤr ſich auf irgend ein Eigenthum Anſpruch mache. Jeder wiſſe, daß er ſich dem Ganzen ganz ſchuldig iſt, und genieße nur, oder darbe, wenn es ſich ſo fuͤgt, mit dem Ganzen. Dadurch wird die ehrgemaͤße Selbſt¬ ſtaͤndigkeit des Staats, und der Familie, in die er einſt treten ſoll, und das Verhaͤltniß ih¬ rer einzelnen Glieder zu ihnen, der lebendigen Anſchauung dargeſtellt, und wurzelt unaus¬ tilgbar ein in ſein Gemuͤth. Hier, bei dieſer Anfuͤhrung zur mechaniſchen Arbeit iſt der Ort, wo die in der allgemeinen National-Erziehung liegende und auf ſie ge¬ ſtuͤzte Gelehrten-Erziehung von der erſtern ſich abſondert, und wo von derſelben zu ſprechen iſt. Die in der allgemeinen National-Erzie¬ hung liegende Gelehrten-Erziehung, habe ich geſagt. Ob es nicht auch fernerhin jedem, der eigenes Vermoͤgen genug zu haben glaubt, um Y 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/345
Zitationshilfe: Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/345>, abgerufen am 20.05.2024.