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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808.

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Ausfüllung der entstandenen leeren Stellen
aufgefaßt werden könnten, so scheint es zur
Sache zu gehören, dieselben mit größerem
Ernste, als außerdem ihre Wichtigkeit verdie¬
nen dürfte, einer Prüfung zu unterwerfen.

Zuförderst und vor allen Dingen -- Die
ersten, ursprünglichen, und wahrhaft natür¬
lichen Grenzen der Staaten sind ohne Zweifel
ihre innern Grenzen. Was dieselbe Sprache
redet, das ist schon vor aller menschlichen Kunst
vorher durch die bloße Natur mit einer Menge
von unsichtbaren Banden an einander geknüpft;
es versteht sich unter einander, und ist fähig,
sich immerfort klärer zu verständigen, es gehört
zusammen, und ist natürlich Eins, und ein
unzertrennliches Ganzes. Ein solches kann
kein Volk anderer Abkunft und Sprache in sich
aufnehmen und mit sich vermischen wollen,
ohne wenigstens fürs erste sich zu verwirren,
und den gleichmäßigen Fortgang seiner Bil¬
dung mächtig zu stören. Aus dieser innern,
durch die geistige Natur des Menschen selbst
gezogenen Grenze ergiebt sich erst die äußere Be¬
grenzung der Wohnsitze, als die Folge von

Ausfuͤllung der entſtandenen leeren Stellen
aufgefaßt werden koͤnnten, ſo ſcheint es zur
Sache zu gehoͤren, dieſelben mit groͤßerem
Ernſte, als außerdem ihre Wichtigkeit verdie¬
nen duͤrfte, einer Pruͤfung zu unterwerfen.

Zufoͤrderſt und vor allen Dingen — Die
erſten, urſpruͤnglichen, und wahrhaft natuͤr¬
lichen Grenzen der Staaten ſind ohne Zweifel
ihre innern Grenzen. Was dieſelbe Sprache
redet, das iſt ſchon vor aller menſchlichen Kunſt
vorher durch die bloße Natur mit einer Menge
von unſichtbaren Banden an einander geknuͤpft;
es verſteht ſich unter einander, und iſt faͤhig,
ſich immerfort klaͤrer zu verſtaͤndigen, es gehoͤrt
zuſammen, und iſt natuͤrlich Eins, und ein
unzertrennliches Ganzes. Ein ſolches kann
kein Volk anderer Abkunft und Sprache in ſich
aufnehmen und mit ſich vermiſchen wollen,
ohne wenigſtens fuͤrs erſte ſich zu verwirren,
und den gleichmaͤßigen Fortgang ſeiner Bil¬
dung maͤchtig zu ſtoͤren. Aus dieſer innern,
durch die geiſtige Natur des Menſchen ſelbſt
gezogenen Grenze ergiebt ſich erſt die aͤußere Be¬
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[408/0414] Ausfuͤllung der entſtandenen leeren Stellen aufgefaßt werden koͤnnten, ſo ſcheint es zur Sache zu gehoͤren, dieſelben mit groͤßerem Ernſte, als außerdem ihre Wichtigkeit verdie¬ nen duͤrfte, einer Pruͤfung zu unterwerfen. Zufoͤrderſt und vor allen Dingen — Die erſten, urſpruͤnglichen, und wahrhaft natuͤr¬ lichen Grenzen der Staaten ſind ohne Zweifel ihre innern Grenzen. Was dieſelbe Sprache redet, das iſt ſchon vor aller menſchlichen Kunſt vorher durch die bloße Natur mit einer Menge von unſichtbaren Banden an einander geknuͤpft; es verſteht ſich unter einander, und iſt faͤhig, ſich immerfort klaͤrer zu verſtaͤndigen, es gehoͤrt zuſammen, und iſt natuͤrlich Eins, und ein unzertrennliches Ganzes. Ein ſolches kann kein Volk anderer Abkunft und Sprache in ſich aufnehmen und mit ſich vermiſchen wollen, ohne wenigſtens fuͤrs erſte ſich zu verwirren, und den gleichmaͤßigen Fortgang ſeiner Bil¬ dung maͤchtig zu ſtoͤren. Aus dieſer innern, durch die geiſtige Natur des Menſchen ſelbſt gezogenen Grenze ergiebt ſich erſt die aͤußere Be¬ grenzung der Wohnſitze, als die Folge von

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Zitationshilfe: Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/414>, abgerufen am 22.11.2024.