fremden Welten erzeugt werden, zum Bedürf¬ nisse gemacht haben; möchten wir in Absicht der weniger entbehrlichen lieber unserm freien Mitbürger erträgliche Bedingungen haben machen, als von dem Schweiße und Blute eines armen Sklaven jenseit der Meere Ge¬ winn ziehen wollen; so hätten wir wenigstens nicht selbst den Vorwand geliefert zu unserm dermaligen Schiksale, und würden nicht be¬ kriegt, als Abkäufer, und zu Grunde gerichtet, als ein Marktplaz. Fast vor einem Jahr¬ zehend, ehe irgend jemand voraussehen konnte, was seitdem sich ereignet, ist den Deutschen gerathen worden, vom Welthandel sich unab¬ hängig zu machen, nnd als Handelsstaat sich zu schließen. Dieser Vorschlag verstieß gegen unsere Gewöhnungen, besonders aber gegen unsre abgöttische Verehrung der ausgeprägten Metalle, und wurde leidenschaftlich angefein¬ det, und bei Seite geschoben. Seitdem lernen wir, durch fremde Gewalt genöthigt, und mit Unehre, das, und noch weit mehr, entbehren, was wir damals mit Freiheit, und zu unserer höchsten Ehre nicht entbehren zu können ver¬
fremden Welten erzeugt werden, zum Beduͤrf¬ niſſe gemacht haben; moͤchten wir in Abſicht der weniger entbehrlichen lieber unſerm freien Mitbuͤrger ertraͤgliche Bedingungen haben machen, als von dem Schweiße und Blute eines armen Sklaven jenſeit der Meere Ge¬ winn ziehen wollen; ſo haͤtten wir wenigſtens nicht ſelbſt den Vorwand geliefert zu unſerm dermaligen Schikſale, und wuͤrden nicht be¬ kriegt, als Abkaͤufer, und zu Grunde gerichtet, als ein Marktplaz. Faſt vor einem Jahr¬ zehend, ehe irgend jemand vorausſehen konnte, was ſeitdem ſich ereignet, iſt den Deutſchen gerathen worden, vom Welthandel ſich unab¬ haͤngig zu machen, nnd als Handelsſtaat ſich zu ſchließen. Dieſer Vorſchlag verſtieß gegen unſere Gewoͤhnungen, beſonders aber gegen unſre abgoͤttiſche Verehrung der ausgepraͤgten Metalle, und wurde leidenſchaftlich angefein¬ det, und bei Seite geſchoben. Seitdem lernen wir, durch fremde Gewalt genoͤthigt, und mit Unehre, das, und noch weit mehr, entbehren, was wir damals mit Freiheit, und zu unſerer hoͤchſten Ehre nicht entbehren zu koͤnnen ver¬
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fremden Welten erzeugt werden, zum Beduͤrf¬
niſſe gemacht haben; moͤchten wir in Abſicht
der weniger entbehrlichen lieber unſerm freien
Mitbuͤrger ertraͤgliche Bedingungen haben
machen, als von dem Schweiße und Blute
eines armen Sklaven jenſeit der Meere Ge¬
winn ziehen wollen; ſo haͤtten wir wenigſtens
nicht ſelbſt den Vorwand geliefert zu unſerm
dermaligen Schikſale, und wuͤrden nicht be¬
kriegt, als Abkaͤufer, und zu Grunde gerichtet,
als ein Marktplaz. Faſt vor einem Jahr¬
zehend, ehe irgend jemand vorausſehen konnte,
was ſeitdem ſich ereignet, iſt den Deutſchen
gerathen worden, vom Welthandel ſich unab¬
haͤngig zu machen, nnd als Handelsſtaat ſich
zu ſchließen. Dieſer Vorſchlag verſtieß gegen
unſere Gewoͤhnungen, beſonders aber gegen
unſre abgoͤttiſche Verehrung der ausgepraͤgten
Metalle, und wurde leidenſchaftlich angefein¬
det, und bei Seite geſchoben. Seitdem lernen
wir, durch fremde Gewalt genoͤthigt, und mit
Unehre, das, und noch weit mehr, entbehren,
was wir damals mit Freiheit, und zu unſerer
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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/427>, abgerufen am 22.11.2024.
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