übrigen Ausflüssen dieses Geistes, die vor den Augen von Europa liegen, schweigend, nur den einigen Umstand an, den folgenden: -- Wir haben mit einander Krieg geführt; wir unsers Theils sind die Ueberwundenen, jene die Sieger; dies ist wahr, und wird zugestanden. Damit nun könnten jene ohne Zweifel sich be¬ gnügen. Ob nun etwa jemand unter uns fort¬ führe, dafür zu halten, wir hätten dennoch die gerechte Sache für uns gehabt, und den Sieg verdient, und es sey zu beklagen, daß er nicht uns zu Theile geworden; wäre denn dies so übel, und könnten es uns denn jene, die ja von ihrer Seite gleichfalls denken mögen, was sie wollen, so sehr verargen? Aber nein, jenes zu denken, sollen wir uns nicht unterstehen. Wir sollen zugleich erkennen, welch' ein Unrecht es sey, jemals anders zu wollen, denn sie, und ihnen zu widerstehen; wir sollen unsre Nieder¬ lagen als das heilsamste Ereigniß für uns selbst, und sie, als unsre größten Wohlthäter, segnen. Anders kann es ja nicht seyn, und man hat diese Hofnung zu unserm guten Verstande. -- Doch was spreche ich länger aus, was beinahe
uͤbrigen Ausfluͤſſen dieſes Geiſtes, die vor den Augen von Europa liegen, ſchweigend, nur den einigen Umſtand an, den folgenden: — Wir haben mit einander Krieg gefuͤhrt; wir unſers Theils ſind die Ueberwundenen, jene die Sieger; dies iſt wahr, und wird zugeſtanden. Damit nun koͤnnten jene ohne Zweifel ſich be¬ gnuͤgen. Ob nun etwa jemand unter uns fort¬ fuͤhre, dafuͤr zu halten, wir haͤtten dennoch die gerechte Sache fuͤr uns gehabt, und den Sieg verdient, und es ſey zu beklagen, daß er nicht uns zu Theile geworden; waͤre denn dies ſo uͤbel, und koͤnnten es uns denn jene, die ja von ihrer Seite gleichfalls denken moͤgen, was ſie wollen, ſo ſehr verargen? Aber nein, jenes zu denken, ſollen wir uns nicht unterſtehen. Wir ſollen zugleich erkennen, welch' ein Unrecht es ſey, jemals anders zu wollen, denn ſie, und ihnen zu widerſtehen; wir ſollen unſre Nieder¬ lagen als das heilſamſte Ereigniß fuͤr uns ſelbſt, und ſie, als unſre groͤßten Wohlthaͤter, ſegnen. Anders kann es ja nicht ſeyn, und man hat dieſe Hofnung zu unſerm guten Verſtande. — Doch was ſpreche ich laͤnger aus, was beinahe
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uͤbrigen Ausfluͤſſen dieſes Geiſtes, die vor den
Augen von Europa liegen, ſchweigend, nur
den einigen Umſtand an, den folgenden: —
Wir haben mit einander Krieg gefuͤhrt; wir
unſers Theils ſind die Ueberwundenen, jene die
Sieger; dies iſt wahr, und wird zugeſtanden.
Damit nun koͤnnten jene ohne Zweifel ſich be¬
gnuͤgen. Ob nun etwa jemand unter uns fort¬
fuͤhre, dafuͤr zu halten, wir haͤtten dennoch die
gerechte Sache fuͤr uns gehabt, und den Sieg
verdient, und es ſey zu beklagen, daß er nicht
uns zu Theile geworden; waͤre denn dies ſo
uͤbel, und koͤnnten es uns denn jene, die ja
von ihrer Seite gleichfalls denken moͤgen, was
ſie wollen, ſo ſehr verargen? Aber nein, jenes
zu denken, ſollen wir uns nicht unterſtehen.
Wir ſollen zugleich erkennen, welch' ein Unrecht
es ſey, jemals anders zu wollen, denn ſie, und
ihnen zu widerſtehen; wir ſollen unſre Nieder¬
lagen als das heilſamſte Ereigniß fuͤr uns ſelbſt,
und ſie, als unſre groͤßten Wohlthaͤter, ſegnen.
Anders kann es ja nicht ſeyn, und man hat
dieſe Hofnung zu unſerm guten Verſtande. —
Doch was ſpreche ich laͤnger aus, was beinahe
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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 434. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/440>, abgerufen am 22.11.2024.
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