nahmen seichte Schwäzer seyet und aufgebla¬ sene Prahler, Halbgelehrte, die durch die Schule nur hindurch gelaufen, blinde Zutap¬ per, und Fortschleicher im alten Geleise, und die sonst nichts wollten oder könnten. Straft sie durch die That der Lüge, und ergreifet hierzu die jetzt euch dargebotene Gelegenheit; legt ab jene Verachtung für gründliches Den¬ ken und Wissenschaft, laßt euch bedeuten, und höret und lernet, was ihr nicht wißt; außer¬ dem behalten eure Ankläger Recht.
Diese Reden beschwören euch Denker, Ge¬ lehrte, Schriftsteller, die ihr dieses Namens noch werth seyd. Jener Tadel der Geschäfts¬ männer an euch war in gewissem Sinne nicht ungerecht. Ihr ginget oft zu unbesorgt im Gebiete des bloßen Denkens fort, ohne euch um die wirkliche Welt zu bekümmern, und nachzusehen, wie jenes an diese angeknüpft werden könne; ihr beschriebet euch eure eigene Welt, und ließet die wirkliche zu verachtet und verschmähet auf der Seite liegen. Zwar muß alle Anordnung und Gestaltung des wirklichen Lebens ausgehen vom höheren ordnenden Be¬
nahmen ſeichte Schwaͤzer ſeyet und aufgebla¬ ſene Prahler, Halbgelehrte, die durch die Schule nur hindurch gelaufen, blinde Zutap¬ per, und Fortſchleicher im alten Geleiſe, und die ſonſt nichts wollten oder koͤnnten. Straft ſie durch die That der Luͤge, und ergreifet hierzu die jetzt euch dargebotene Gelegenheit; legt ab jene Verachtung fuͤr gruͤndliches Den¬ ken und Wiſſenſchaft, laßt euch bedeuten, und hoͤret und lernet, was ihr nicht wißt; außer¬ dem behalten eure Anklaͤger Recht.
Dieſe Reden beſchwoͤren euch Denker, Ge¬ lehrte, Schriftſteller, die ihr dieſes Namens noch werth ſeyd. Jener Tadel der Geſchaͤfts¬ maͤnner an euch war in gewiſſem Sinne nicht ungerecht. Ihr ginget oft zu unbeſorgt im Gebiete des bloßen Denkens fort, ohne euch um die wirkliche Welt zu bekuͤmmern, und nachzuſehen, wie jenes an dieſe angeknuͤpft werden koͤnne; ihr beſchriebet euch eure eigene Welt, und ließet die wirkliche zu verachtet und verſchmaͤhet auf der Seite liegen. Zwar muß alle Anordnung und Geſtaltung des wirklichen Lebens ausgehen vom hoͤheren ordnenden Be¬
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nahmen ſeichte Schwaͤzer ſeyet und aufgebla¬
ſene Prahler, Halbgelehrte, die durch die
Schule nur hindurch gelaufen, blinde Zutap¬
per, und Fortſchleicher im alten Geleiſe, und
die ſonſt nichts wollten oder koͤnnten. Straft
ſie durch die That der Luͤge, und ergreifet
hierzu die jetzt euch dargebotene Gelegenheit;
legt ab jene Verachtung fuͤr gruͤndliches Den¬
ken und Wiſſenſchaft, laßt euch bedeuten, und
hoͤret und lernet, was ihr nicht wißt; außer¬
dem behalten eure Anklaͤger Recht.
Dieſe Reden beſchwoͤren euch Denker, Ge¬
lehrte, Schriftſteller, die ihr dieſes Namens
noch werth ſeyd. Jener Tadel der Geſchaͤfts¬
maͤnner an euch war in gewiſſem Sinne nicht
ungerecht. Ihr ginget oft zu unbeſorgt im
Gebiete des bloßen Denkens fort, ohne euch
um die wirkliche Welt zu bekuͤmmern, und
nachzuſehen, wie jenes an dieſe angeknuͤpft
werden koͤnne; ihr beſchriebet euch eure eigene
Welt, und ließet die wirkliche zu verachtet und
verſchmaͤhet auf der Seite liegen. Zwar muß
alle Anordnung und Geſtaltung des wirklichen
Lebens ausgehen vom hoͤheren ordnenden Be¬
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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 474. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/480>, abgerufen am 24.11.2024.
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