Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

sich ihnen gegen über erheben, und aufrecht
stehen. Euch ist das größere Geschik zu Theil
worden, überhaupt das Reich des Geistes und
der Vernunft, zu begründen, und die rohe kör¬
perliche Gewalt insgesammt, als beherrschen¬
des der Welt, zu vernichten. Werdet ihr dies
thun, dann seyd ihr würdig der Abkunft von
uns.

Auch mischen in diese Stimmen sich die
Geister eurer spätern Vorfahren, die da fielen
im heiligen Kampfe für Religions- und Glau¬
bens-Freiheit. Rettet auch unsere Ehre, rufen
sie euch zu. Uns war nicht ganz klar, wofür
wir stritten; außer dem rechtmäßigen Ent¬
schlusse, in Sachen des Gewissens durch äußere
Gewalt uns nicht gebieten zu lassen, trieb uns
noch ein höherer Geist, der uns niemals sich
ganz enthüllte. Euch ist er enthüllt, dieser
Geist, falls ihr eine Sehkraft habt für die
Geisterwelt, und blikt euch an mit hohen klaren
Augen. Das bunte und verworrene Gemisch
der sinnlichen und geistigen Antriebe durch ein¬

H 2

ſich ihnen gegen uͤber erheben, und aufrecht
ſtehen. Euch iſt das groͤßere Geſchik zu Theil
worden, uͤberhaupt das Reich des Geiſtes und
der Vernunft, zu begruͤnden, und die rohe koͤr¬
perliche Gewalt insgeſammt, als beherrſchen¬
des der Welt, zu vernichten. Werdet ihr dies
thun, dann ſeyd ihr wuͤrdig der Abkunft von
uns.

Auch miſchen in dieſe Stimmen ſich die
Geiſter eurer ſpaͤtern Vorfahren, die da fielen
im heiligen Kampfe fuͤr Religions- und Glau¬
bens-Freiheit. Rettet auch unſere Ehre, rufen
ſie euch zu. Uns war nicht ganz klar, wofuͤr
wir ſtritten; außer dem rechtmaͤßigen Ent¬
ſchluſſe, in Sachen des Gewiſſens durch aͤußere
Gewalt uns nicht gebieten zu laſſen, trieb uns
noch ein hoͤherer Geiſt, der uns niemals ſich
ganz enthuͤllte. Euch iſt er enthuͤllt, dieſer
Geiſt, falls ihr eine Sehkraft habt fuͤr die
Geiſterwelt, und blikt euch an mit hohen klaren
Augen. Das bunte und verworrene Gemiſch
der ſinnlichen und geiſtigen Antriebe durch ein¬

H 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0489" n="483"/>
&#x017F;ich ihnen gegen u&#x0364;ber erheben, und aufrecht<lb/>
&#x017F;tehen. Euch i&#x017F;t das gro&#x0364;ßere Ge&#x017F;chik zu Theil<lb/>
worden, u&#x0364;berhaupt das Reich des Gei&#x017F;tes und<lb/>
der Vernunft, zu begru&#x0364;nden, und die rohe ko&#x0364;<lb/>
perliche Gewalt insge&#x017F;ammt, als beherr&#x017F;chen¬<lb/>
des der Welt, zu vernichten. Werdet ihr dies<lb/>
thun, dann &#x017F;eyd ihr wu&#x0364;rdig der Abkunft von<lb/>
uns.</p><lb/>
        <p>Auch mi&#x017F;chen in die&#x017F;e Stimmen &#x017F;ich die<lb/>
Gei&#x017F;ter eurer &#x017F;pa&#x0364;tern Vorfahren, die da fielen<lb/>
im heiligen Kampfe fu&#x0364;r Religions- und Glau¬<lb/>
bens-Freiheit. Rettet auch un&#x017F;ere Ehre, rufen<lb/>
&#x017F;ie euch zu. Uns war nicht ganz klar, wofu&#x0364;r<lb/>
wir &#x017F;tritten; außer dem rechtma&#x0364;ßigen Ent¬<lb/>
&#x017F;chlu&#x017F;&#x017F;e, in Sachen des Gewi&#x017F;&#x017F;ens durch a&#x0364;ußere<lb/>
Gewalt uns nicht gebieten zu la&#x017F;&#x017F;en, trieb uns<lb/>
noch ein ho&#x0364;herer Gei&#x017F;t, der uns niemals &#x017F;ich<lb/>
ganz enthu&#x0364;llte. Euch i&#x017F;t er enthu&#x0364;llt, die&#x017F;er<lb/>
Gei&#x017F;t, falls ihr eine Sehkraft habt fu&#x0364;r die<lb/>
Gei&#x017F;terwelt, und blikt euch an mit hohen klaren<lb/>
Augen. Das bunte und verworrene Gemi&#x017F;ch<lb/>
der &#x017F;innlichen und gei&#x017F;tigen Antriebe durch ein¬<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H 2<lb/></fw>
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[483/0489] ſich ihnen gegen uͤber erheben, und aufrecht ſtehen. Euch iſt das groͤßere Geſchik zu Theil worden, uͤberhaupt das Reich des Geiſtes und der Vernunft, zu begruͤnden, und die rohe koͤr¬ perliche Gewalt insgeſammt, als beherrſchen¬ des der Welt, zu vernichten. Werdet ihr dies thun, dann ſeyd ihr wuͤrdig der Abkunft von uns. Auch miſchen in dieſe Stimmen ſich die Geiſter eurer ſpaͤtern Vorfahren, die da fielen im heiligen Kampfe fuͤr Religions- und Glau¬ bens-Freiheit. Rettet auch unſere Ehre, rufen ſie euch zu. Uns war nicht ganz klar, wofuͤr wir ſtritten; außer dem rechtmaͤßigen Ent¬ ſchluſſe, in Sachen des Gewiſſens durch aͤußere Gewalt uns nicht gebieten zu laſſen, trieb uns noch ein hoͤherer Geiſt, der uns niemals ſich ganz enthuͤllte. Euch iſt er enthuͤllt, dieſer Geiſt, falls ihr eine Sehkraft habt fuͤr die Geiſterwelt, und blikt euch an mit hohen klaren Augen. Das bunte und verworrene Gemiſch der ſinnlichen und geiſtigen Antriebe durch ein¬ H 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/489
Zitationshilfe: Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 483. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/489>, abgerufen am 09.06.2024.