Vorwelt, in Vergessenheit gerathen sind, weil die Nachkommen unterjocht wurden, und der Ueberwinder, seinen Zwecken gemäß, unwider¬ sprochen, Bericht über sie erstattete.
Es beschwöret euch selbst das Ausland, in wiefern dasselbe nur noch im mindesten sich selbst versteht, und noch ein Auge hat für sei¬ nen wahren Vortheil. Ja, es giebt noch unter allen Völkern Gemüther, die noch im¬ mer nicht glauben können, daß die großen Verheißungen eines Reichs des Rechts, der Vernunft, und der Wahrheit, an das Menschen¬ geschlecht, eitel und ein leeres Trugbild seyen, und die daher annehmen, daß die gegenwär¬ tige eiserne Zeit nur ein Durchgang sey zu ei¬ nem bessern Zustande. Diese, und in ihnen die gesammte neuere Menschheit, rechnet auf euch. Ein großer Theil derselben stammt ab von uns, die übrigen haben von uns Religion und jedwede Bildung erhalten. Jene beschwö¬ ren uns bei dem gemeinsamen vaterländischen Boden, auch ihrer Wiege, den sie uns frei
Vorwelt, in Vergeſſenheit gerathen ſind, weil die Nachkommen unterjocht wurden, und der Ueberwinder, ſeinen Zwecken gemaͤß, unwider¬ ſprochen, Bericht uͤber ſie erſtattete.
Es beſchwoͤret euch ſelbſt das Ausland, in wiefern daſſelbe nur noch im mindeſten ſich ſelbſt verſteht, und noch ein Auge hat fuͤr ſei¬ nen wahren Vortheil. Ja, es giebt noch unter allen Voͤlkern Gemuͤther, die noch im¬ mer nicht glauben koͤnnen, daß die großen Verheißungen eines Reichs des Rechts, der Vernunft, und der Wahrheit, an das Menſchen¬ geſchlecht, eitel und ein leeres Trugbild ſeyen, und die daher annehmen, daß die gegenwaͤr¬ tige eiſerne Zeit nur ein Durchgang ſey zu ei¬ nem beſſern Zuſtande. Dieſe, und in ihnen die geſammte neuere Menſchheit, rechnet auf euch. Ein großer Theil derſelben ſtammt ab von uns, die uͤbrigen haben von uns Religion und jedwede Bildung erhalten. Jene beſchwoͤ¬ ren uns bei dem gemeinſamen vaterlaͤndiſchen Boden, auch ihrer Wiege, den ſie uns frei
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Vorwelt, in Vergeſſenheit gerathen ſind, weil
die Nachkommen unterjocht wurden, und der
Ueberwinder, ſeinen Zwecken gemaͤß, unwider¬
ſprochen, Bericht uͤber ſie erſtattete.
Es beſchwoͤret euch ſelbſt das Ausland, in
wiefern daſſelbe nur noch im mindeſten ſich
ſelbſt verſteht, und noch ein Auge hat fuͤr ſei¬
nen wahren Vortheil. Ja, es giebt noch
unter allen Voͤlkern Gemuͤther, die noch im¬
mer nicht glauben koͤnnen, daß die großen
Verheißungen eines Reichs des Rechts, der
Vernunft, und der Wahrheit, an das Menſchen¬
geſchlecht, eitel und ein leeres Trugbild ſeyen,
und die daher annehmen, daß die gegenwaͤr¬
tige eiſerne Zeit nur ein Durchgang ſey zu ei¬
nem beſſern Zuſtande. Dieſe, und in ihnen
die geſammte neuere Menſchheit, rechnet auf
euch. Ein großer Theil derſelben ſtammt ab
von uns, die uͤbrigen haben von uns Religion
und jedwede Bildung erhalten. Jene beſchwoͤ¬
ren uns bei dem gemeinſamen vaterlaͤndiſchen
Boden, auch ihrer Wiege, den ſie uns frei
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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 486. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/492>, abgerufen am 23.11.2024.
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