retten. Ob jene, die da glaubten, es müsse immer besser werden mit der Menschheit, und die Gedanken einer Ordnung und einer Würde derselben seyen kein leere Träume, sondern die Weissagung und das Unterpfand der einstigen Wirklichkeit, Recht behalten sollen, oder dieje¬ nigen, die in ihrem Thier- und Pflanzen-Le¬ ben hinschlummern, und jedes Auffluges in höhere Welten spotten -- darüber ein leztes Endurtheil zu begründen, ist euch anheim ge¬ fallen. Die alte Welt mit ihrer Herrlichkeit und Größe, so wie mit ihren Mängeln, ist ver¬ sunken, durch die eigne Unwürde, und durch die Gewalt eurer Väter. Ist in dem, was in diesen Reden dargelegt worden, Wahrheit, so seyd unter allen neuren Völkern ihr es, in denen der Keim der menschlichen Vervollkomm¬ nung am entschiedensten liegt, und denen der Vorschritt in der Entwiklung derselben aufgetragen ist. Gehet ihr in dieser eu¬ rer Wesenheit zu Grunde, so gehet mit euch zugleich alle Hofnung des gesammten Men¬ schengeschlechts, auf Rettung aus der Tiefe
retten. Ob jene, die da glaubten, es muͤſſe immer beſſer werden mit der Menſchheit, und die Gedanken einer Ordnung und einer Wuͤrde derſelben ſeyen kein leere Traͤume, ſondern die Weiſſagung und das Unterpfand der einſtigen Wirklichkeit, Recht behalten ſollen, oder dieje¬ nigen, die in ihrem Thier- und Pflanzen-Le¬ ben hinſchlummern, und jedes Auffluges in hoͤhere Welten ſpotten — daruͤber ein leztes Endurtheil zu begruͤnden, iſt euch anheim ge¬ fallen. Die alte Welt mit ihrer Herrlichkeit und Groͤße, ſo wie mit ihren Maͤngeln, iſt ver¬ ſunken, durch die eigne Unwuͤrde, und durch die Gewalt eurer Vaͤter. Iſt in dem, was in dieſen Reden dargelegt worden, Wahrheit, ſo ſeyd unter allen neuren Voͤlkern ihr es, in denen der Keim der menſchlichen Vervollkomm¬ nung am entſchiedenſten liegt, und denen der Vorſchritt in der Entwiklung derſelben aufgetragen iſt. Gehet ihr in dieſer eu¬ rer Weſenheit zu Grunde, ſo gehet mit euch zugleich alle Hofnung des geſammten Men¬ ſchengeſchlechts, auf Rettung aus der Tiefe
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retten. Ob jene, die da glaubten, es muͤſſe
immer beſſer werden mit der Menſchheit, und
die Gedanken einer Ordnung und einer Wuͤrde
derſelben ſeyen kein leere Traͤume, ſondern die
Weiſſagung und das Unterpfand der einſtigen
Wirklichkeit, Recht behalten ſollen, oder dieje¬
nigen, die in ihrem Thier- und Pflanzen-Le¬
ben hinſchlummern, und jedes Auffluges in
hoͤhere Welten ſpotten — daruͤber ein leztes
Endurtheil zu begruͤnden, iſt euch anheim ge¬
fallen. Die alte Welt mit ihrer Herrlichkeit
und Groͤße, ſo wie mit ihren Maͤngeln, iſt ver¬
ſunken, durch die eigne Unwuͤrde, und durch die
Gewalt eurer Vaͤter. Iſt in dem, was in
dieſen Reden dargelegt worden, Wahrheit,
ſo ſeyd unter allen neuren Voͤlkern ihr es, in
denen der Keim der menſchlichen Vervollkomm¬
nung am entſchiedenſten liegt, und denen
der Vorſchritt in der Entwiklung derſelben
aufgetragen iſt. Gehet ihr in dieſer eu¬
rer Weſenheit zu Grunde, ſo gehet mit euch
zugleich alle Hofnung des geſammten Men¬
ſchengeſchlechts, auf Rettung aus der Tiefe
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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 488. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/494>, abgerufen am 23.11.2024.
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