anführen, und so wie sie ihn leitete, ein Bild jener sittlichen Welt-Ordnung, die da niemals ist, sondern ewig werden soll, durch eigne Selbstthätigkeit sich vorzuzeichnen, eben so muß sie ihn leiten, ein Bild jener übersinnli¬ chen Welt-Ordnung, in der nichts wird, und die auch niemals geworden ist, sondern die da ewig nur ist, in dem Gedanken, zu entwerfen, mit gleicher Selbstthätigkeit, und also, daß er innigst verstehe und einsehe, daß es nicht an¬ ders seyn könne. Er wird, richtig geleitet, mit den Versuchen eines solchen Bildes zu Ende kommen, und an diesem Ende finden, daß da nichts wahrhaftig da sey, außer das Leben, und zwar das geistige Leben, das da lebet in dem Gedanken; und daß alles übrige nicht wahrhaftig da sey, sondern nur dazuseyn scheine, welches Scheines aus dem Gedanken hervorgehenden Grund er gleichfalls, sey es auch nur im allgemeinen, begreifen wird. Er wird ferner einsehen, daß jenes allein wahr¬ haft daseyende geistige Leben, in den mannig¬ faltigen Gestaltungen, die es nicht durch ein Ohngefähr, sondern durch ein in Gott selber gegründetes Gesetz erhielt, wiederum Eins sey,
anfuͤhren, und ſo wie ſie ihn leitete, ein Bild jener ſittlichen Welt-Ordnung, die da niemals iſt, ſondern ewig werden ſoll, durch eigne Selbſtthaͤtigkeit ſich vorzuzeichnen, eben ſo muß ſie ihn leiten, ein Bild jener uͤberſinnli¬ chen Welt-Ordnung, in der nichts wird, und die auch niemals geworden iſt, ſondern die da ewig nur iſt, in dem Gedanken, zu entwerfen, mit gleicher Selbſtthaͤtigkeit, und alſo, daß er innigſt verſtehe und einſehe, daß es nicht an¬ ders ſeyn koͤnne. Er wird, richtig geleitet, mit den Verſuchen eines ſolchen Bildes zu Ende kommen, und an dieſem Ende finden, daß da nichts wahrhaftig da ſey, außer das Leben, und zwar das geiſtige Leben, das da lebet in dem Gedanken; und daß alles uͤbrige nicht wahrhaftig da ſey, ſondern nur dazuſeyn ſcheine, welches Scheines aus dem Gedanken hervorgehenden Grund er gleichfalls, ſey es auch nur im allgemeinen, begreifen wird. Er wird ferner einſehen, daß jenes allein wahr¬ haft daſeyende geiſtige Leben, in den mannig¬ faltigen Geſtaltungen, die es nicht durch ein Ohngefaͤhr, ſondern durch ein in Gott ſelber gegruͤndetes Geſetz erhielt, wiederum Eins ſey,
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0090"n="84"/>
anfuͤhren, und ſo wie ſie ihn leitete, ein Bild<lb/>
jener ſittlichen Welt-Ordnung, die da niemals<lb/>
iſt, ſondern ewig werden ſoll, durch eigne<lb/>
Selbſtthaͤtigkeit ſich vorzuzeichnen, eben ſo<lb/>
muß ſie ihn leiten, ein Bild jener uͤberſinnli¬<lb/>
chen Welt-Ordnung, in der nichts wird, und<lb/>
die auch niemals geworden iſt, ſondern die da<lb/>
ewig nur iſt, in dem Gedanken, zu entwerfen,<lb/>
mit gleicher Selbſtthaͤtigkeit, und alſo, daß er<lb/>
innigſt verſtehe und einſehe, daß es nicht an¬<lb/>
ders ſeyn koͤnne. Er wird, richtig geleitet,<lb/>
mit den Verſuchen eines ſolchen Bildes zu<lb/>
Ende kommen, und an dieſem Ende finden,<lb/>
daß da nichts wahrhaftig da ſey, außer das<lb/>
Leben, und zwar das geiſtige Leben, das da<lb/>
lebet in dem Gedanken; und daß alles uͤbrige<lb/>
nicht wahrhaftig da ſey, ſondern nur dazuſeyn<lb/>ſcheine, welches Scheines aus dem Gedanken<lb/>
hervorgehenden Grund er gleichfalls, ſey es<lb/>
auch nur im allgemeinen, begreifen wird. Er<lb/>
wird ferner einſehen, daß jenes allein wahr¬<lb/>
haft daſeyende geiſtige Leben, in den mannig¬<lb/>
faltigen Geſtaltungen, die es nicht durch ein<lb/>
Ohngefaͤhr, ſondern durch ein in Gott ſelber<lb/>
gegruͤndetes Geſetz erhielt, wiederum Eins ſey,<lb/></p></div></body></text></TEI>
[84/0090]
anfuͤhren, und ſo wie ſie ihn leitete, ein Bild
jener ſittlichen Welt-Ordnung, die da niemals
iſt, ſondern ewig werden ſoll, durch eigne
Selbſtthaͤtigkeit ſich vorzuzeichnen, eben ſo
muß ſie ihn leiten, ein Bild jener uͤberſinnli¬
chen Welt-Ordnung, in der nichts wird, und
die auch niemals geworden iſt, ſondern die da
ewig nur iſt, in dem Gedanken, zu entwerfen,
mit gleicher Selbſtthaͤtigkeit, und alſo, daß er
innigſt verſtehe und einſehe, daß es nicht an¬
ders ſeyn koͤnne. Er wird, richtig geleitet,
mit den Verſuchen eines ſolchen Bildes zu
Ende kommen, und an dieſem Ende finden,
daß da nichts wahrhaftig da ſey, außer das
Leben, und zwar das geiſtige Leben, das da
lebet in dem Gedanken; und daß alles uͤbrige
nicht wahrhaftig da ſey, ſondern nur dazuſeyn
ſcheine, welches Scheines aus dem Gedanken
hervorgehenden Grund er gleichfalls, ſey es
auch nur im allgemeinen, begreifen wird. Er
wird ferner einſehen, daß jenes allein wahr¬
haft daſeyende geiſtige Leben, in den mannig¬
faltigen Geſtaltungen, die es nicht durch ein
Ohngefaͤhr, ſondern durch ein in Gott ſelber
gegruͤndetes Geſetz erhielt, wiederum Eins ſey,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/90>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.