Finen, Eberhard: Der unbewegliche Damm der Gläubigen. Braunschweig, [1716].ACh Himmel! bistu den so gar auf mich erbost / Daß ich von Braunschweig aus mus eine Zeitung hören / Die mir ein schneidend Schwerdt durch meine Seele stoßt / Und meine Ruhe mir muß so erbärmlich stöhren? Wie eine Taub erschrickt / so sich zur Sommers-Zeit / Bey sanffter / stiller Lufft / im grünen Wald ergötzet / Wenn sie den Knall vernimmt / der ihr den Tod gedräut / Und ihr das heisse Bley die Fittchen schon verletzet: So wurd auch ich entseelt / als mir das Unglücks-Blat Die Worte lesen ließ: Dein Vater liegt erblichen; Ich sanck zur Erden hin / unwissend / was ich that: Die Sinne waren mir auf eine Zeit entwichen. Und warum kehret ihr doch wieder zu mir ein? Vielleicht / daß ich die Quaal mag desto mehr empfinden? Ach ach! es scheinet ja / daß ich soll meine Pein Recht schmecken / die mir macht das Marck in Beinen schwinden. Mein Hertze schläget noch / noch bebt die scheuche Hand; Die Füsse reget noch ein bebendes Gezitter: Noch sieht das Auge trüb / es tummelt der Verstand / Denck ich an diesen Schlag / an dieses Ungewitter. Unmüglich ists / den Schmertz / unmüglich ist die Noht / Bey meinem Schmertz und Noht nach Würden auszudrücken. Die Thränen sind mein Tranck / der Kummer ist mein Brodt; Nichts hegt der Erden-Rund / so mich itzt könnt erquicken: Ich finde keine Lust / denn nur beym Traurig seyn / Vergnüge mich allein mit Weinen / Leide tragen In schwartzer Finsternüß / und flieh des Todes-Schein / Drum end ich auch diß Blat / nicht aber meine Klagen. Den höchst-schmertzlichen Abtritt seines hertzlich-geliebten Herren Vaters beklaget also in Abwesenheit August Friederich von Damm / LL. Studiosus. ACh Himmel! bistu den so gar auf mich erbost / Daß ich von Braunschweig aus mus eine Zeitung hören / Die mir ein schneidend Schwerdt durch meine Seele stoßt / Und meine Ruhe mir muß so erbärmlich stöhren? Wie eine Taub erschrickt / so sich zur Sommers-Zeit / Bey sanffter / stiller Lufft / im grünen Wald ergötzet / Wenn sie den Knall vernimmt / der ihr den Tod gedräut / Und ihr das heisse Bley die Fittchen schon verletzet: So wurd auch ich entseelt / als mir das Unglücks-Blat Die Worte lesen ließ: Dein Vater liegt erblichen; Ich sanck zur Erden hin / unwissend / was ich that: Die Sinne waren mir auf eine Zeit entwichen. Und warum kehret ihr doch wieder zu mir ein? Vielleicht / daß ich die Quaal mag desto mehr empfinden? Ach ach! es scheinet ja / daß ich soll meine Pein Recht schmecken / die mir macht das Marck in Beinen schwinden. Mein Hertze schläget noch / noch bebt die scheuche Hand; Die Füsse reget noch ein bebendes Gezitter: Noch sieht das Auge trüb / es tummelt der Verstand / Denck ich an diesen Schlag / an dieses Ungewitter. Unmüglich ists / den Schmertz / unmüglich ist die Noht / Bey meinem Schmertz und Noht nach Würden auszudrücken. Die Thränen sind mein Tranck / der Kum̃er ist mein Brodt; Nichts hegt der Erden-Rund / so mich itzt könnt erquicken: Ich finde keine Lust / denn nur beym Traurig seyn / Vergnüge mich allein mit Weinen / Leide tragen In schwartzer Finsternüß / und flieh des Todes-Schein / Drum end ich auch diß Blat / nicht aber meine Klagen. Den höchst-schmertzlichen Abtritt seines hertzlich-geliebten Herren Vaters beklaget also in Abwesenheit August Friederich von Damm / LL. Studiosus. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0080"/> <l>ACh Himmel! bistu den so gar auf mich erbost / Daß ich von Braunschweig aus mus eine Zeitung hören / Die mir ein schneidend Schwerdt durch meine Seele stoßt / Und meine Ruhe mir muß so erbärmlich stöhren? Wie eine Taub erschrickt / so sich zur Sommers-Zeit / Bey sanffter / stiller Lufft / im grünen Wald ergötzet / Wenn sie den Knall vernimmt / der ihr den Tod gedräut / Und ihr das heisse Bley die Fittchen schon verletzet: So wurd auch ich entseelt / als mir das Unglücks-Blat Die Worte lesen ließ: Dein Vater liegt erblichen; Ich sanck zur Erden hin / unwissend / was ich that: Die Sinne waren mir auf eine Zeit entwichen. Und warum kehret ihr doch wieder zu mir ein? Vielleicht / daß ich die Quaal mag desto mehr empfinden? Ach ach! es scheinet ja / daß ich soll meine Pein Recht schmecken / die mir macht das Marck in Beinen schwinden. Mein Hertze schläget noch / noch bebt die scheuche Hand; Die Füsse reget noch ein bebendes Gezitter: Noch sieht das Auge trüb / es tummelt der Verstand / Denck ich an diesen Schlag / an dieses Ungewitter. Unmüglich ists / den Schmertz / unmüglich ist die Noht / Bey meinem Schmertz und Noht nach Würden auszudrücken. Die Thränen sind mein Tranck / der Kum̃er ist mein Brodt; Nichts hegt der Erden-Rund / so mich itzt könnt erquicken: Ich finde keine Lust / denn nur beym Traurig seyn / Vergnüge mich allein mit Weinen / Leide tragen In schwartzer Finsternüß / und flieh des Todes-Schein / Drum end ich auch diß Blat / nicht aber meine Klagen.</l> <l>Den höchst-schmertzlichen Abtritt seines hertzlich-geliebten Herren Vaters beklaget also in Abwesenheit</l> <p>August Friederich von Damm / LL. Studiosus.</p> </div> </body> </text> </TEI> [0080]
ACh Himmel! bistu den so gar auf mich erbost / Daß ich von Braunschweig aus mus eine Zeitung hören / Die mir ein schneidend Schwerdt durch meine Seele stoßt / Und meine Ruhe mir muß so erbärmlich stöhren? Wie eine Taub erschrickt / so sich zur Sommers-Zeit / Bey sanffter / stiller Lufft / im grünen Wald ergötzet / Wenn sie den Knall vernimmt / der ihr den Tod gedräut / Und ihr das heisse Bley die Fittchen schon verletzet: So wurd auch ich entseelt / als mir das Unglücks-Blat Die Worte lesen ließ: Dein Vater liegt erblichen; Ich sanck zur Erden hin / unwissend / was ich that: Die Sinne waren mir auf eine Zeit entwichen. Und warum kehret ihr doch wieder zu mir ein? Vielleicht / daß ich die Quaal mag desto mehr empfinden? Ach ach! es scheinet ja / daß ich soll meine Pein Recht schmecken / die mir macht das Marck in Beinen schwinden. Mein Hertze schläget noch / noch bebt die scheuche Hand; Die Füsse reget noch ein bebendes Gezitter: Noch sieht das Auge trüb / es tummelt der Verstand / Denck ich an diesen Schlag / an dieses Ungewitter. Unmüglich ists / den Schmertz / unmüglich ist die Noht / Bey meinem Schmertz und Noht nach Würden auszudrücken. Die Thränen sind mein Tranck / der Kum̃er ist mein Brodt; Nichts hegt der Erden-Rund / so mich itzt könnt erquicken: Ich finde keine Lust / denn nur beym Traurig seyn / Vergnüge mich allein mit Weinen / Leide tragen In schwartzer Finsternüß / und flieh des Todes-Schein / Drum end ich auch diß Blat / nicht aber meine Klagen. Den höchst-schmertzlichen Abtritt seines hertzlich-geliebten Herren Vaters beklaget also in Abwesenheit August Friederich von Damm / LL. Studiosus.
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