Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702.

Bild:
<< vorherige Seite
Die nunmehr Seeligere Sehligerin / Bey stiller Beerdigung
Frauen Marien Sehligerinn / gebohrner Leischingen / S. T.
Herrn Daniel Nicolai Sehligers / Vornehmen Rahts-Verwandtens alhie Lieb-gewesene Ehe-Liebste / In einer Leich-Rede vorgestellet d. 27. Octobr. 1701.

HEute sind es 8. Tage / als ich halb betrübt halb frölich aus diesem Hause gieng / betrübt / weil ich die Haußwirthinne sterben sehen / und den Haußwirth mit zweyen Mutterlosen Wäysen in heissen Thränen hinterließ; frölich aber / weil ich das Glück gehabt meinem Ober-Hirten die Seele einer Anvertrauten in die Hände zu liefern. Ich meyne die Seele der weyland Edlen / Groß-Ehr und Tugendbegabten Frauen / Fr. Maria Sehligerinn gebohrner Leischingen / Herr Danielis Nicolai Sehligers Ehe-Liebste / als deren erblasseter Cörper jetzt der Erden geliefert worden. Kaum aber war ich in meine Wohnung getreten / so sahe ich den Calender an / um den Tag ihres Sehl. Abschiedes zu bemercken / und siehe da fand ich eben bey diesen Tage stehen das Wort Unbeständig. Der Calender-Schreiber zielete damit auf das / was in der Lufft zu hoffen / auf unbeständiges Wetter / und so traf es ohngefehr dazumahl

Die nunmehr Seeligere Sehligerin / Bey stiller Beerdigung
Frauen Marien Sehligerinn / gebohrner Leischingen / S. T.
Herrn Daniel Nicolai Sehligers / Vornehmen Rahts-Verwandtens alhie Lieb-gewesene Ehe-Liebste / In einer Leich-Rede vorgestellet d. 27. Octobr. 1701.

HEute sind es 8. Tage / als ich halb betrübt halb frölich aus diesem Hause gieng / betrübt / weil ich die Haußwirthinne sterben sehen / und den Haußwirth mit zweyen Mutterlosen Wäysen in heissen Thränen hinterließ; frölich aber / weil ich das Glück gehabt meinem Ober-Hirten die Seele einer Anvertrauten in die Hände zu liefern. Ich meyne die Seele der weyland Edlen / Groß-Ehr und Tugendbegabten Frauen / Fr. Maria Sehligerinn gebohrner Leischingen / Herr Danielis Nicolai Sehligers Ehe-Liebste / als deren erblasseter Cörper jetzt der Erden geliefert worden. Kaum aber war ich in meine Wohnung getreten / so sahe ich den Calender an / um den Tag ihres Sehl. Abschiedes zu bemercken / und siehe da fand ich eben bey diesen Tage stehen das Wort Unbeständig. Der Calender-Schreiber zielete damit auf das / was in der Lufft zu hoffen / auf unbeständiges Wetter / und so traf es ohngefehr dazumahl

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0101" n="95"/>
      </div>
      <div>
        <head>Die nunmehr Seeligere Sehligerin / Bey stiller Beerdigung<lb/></head>
      </div>
      <div>
        <head>Frauen Marien Sehligerinn / gebohrner Leischingen / <hi rendition="#i">S.
                     T.</hi><lb/></head>
      </div>
      <div>
        <head>Herrn Daniel Nicolai Sehligers / Vornehmen Rahts-Verwandtens alhie
                     Lieb-gewesene Ehe-Liebste / In einer Leich-Rede vorgestellet d. 27. Octobr.
                     1701.<lb/></head>
        <p>HEute sind es 8. Tage / als ich halb betrübt halb frölich aus diesem Hause gieng
                     / betrübt / weil ich die Haußwirthinne sterben sehen / und den Haußwirth mit
                     zweyen Mutterlosen Wäysen in heissen Thränen hinterließ; frölich aber / weil ich
                     das Glück gehabt meinem Ober-Hirten die Seele einer Anvertrauten in die Hände zu
                     liefern. Ich meyne die Seele der weyland Edlen / Groß-Ehr und Tugendbegabten
                     Frauen / Fr. Maria Sehligerinn gebohrner Leischingen / Herr Danielis Nicolai
                     Sehligers Ehe-Liebste / als deren erblasseter Cörper jetzt der Erden geliefert
                     worden. Kaum aber war ich in meine Wohnung getreten / so sahe ich den Calender
                     an / um den Tag ihres Sehl. Abschiedes zu bemercken / und siehe da fand ich eben
                     bey diesen Tage stehen das Wort Unbeständig. Der Calender-Schreiber zielete
                     damit auf das / was in der Lufft zu hoffen / auf unbeständiges Wetter / und so
                     traf es ohngefehr dazumahl
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[95/0101] Die nunmehr Seeligere Sehligerin / Bey stiller Beerdigung Frauen Marien Sehligerinn / gebohrner Leischingen / S. T. Herrn Daniel Nicolai Sehligers / Vornehmen Rahts-Verwandtens alhie Lieb-gewesene Ehe-Liebste / In einer Leich-Rede vorgestellet d. 27. Octobr. 1701. HEute sind es 8. Tage / als ich halb betrübt halb frölich aus diesem Hause gieng / betrübt / weil ich die Haußwirthinne sterben sehen / und den Haußwirth mit zweyen Mutterlosen Wäysen in heissen Thränen hinterließ; frölich aber / weil ich das Glück gehabt meinem Ober-Hirten die Seele einer Anvertrauten in die Hände zu liefern. Ich meyne die Seele der weyland Edlen / Groß-Ehr und Tugendbegabten Frauen / Fr. Maria Sehligerinn gebohrner Leischingen / Herr Danielis Nicolai Sehligers Ehe-Liebste / als deren erblasseter Cörper jetzt der Erden geliefert worden. Kaum aber war ich in meine Wohnung getreten / so sahe ich den Calender an / um den Tag ihres Sehl. Abschiedes zu bemercken / und siehe da fand ich eben bey diesen Tage stehen das Wort Unbeständig. Der Calender-Schreiber zielete damit auf das / was in der Lufft zu hoffen / auf unbeständiges Wetter / und so traf es ohngefehr dazumahl

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702/101
Zitationshilfe: Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702/101>, abgerufen am 21.11.2024.