Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702.insonderheit / da er die Freude rühmet / so er an derselben gehabt: Sey sein Gemühte schon von Sorgen abgemattet gewesen / so schreibet er / habe er doch durch dieses Kindes anmuhtiges Wesen sich wieder ergötzen / und alles Kummers vergessen können. Ich bin gewiß / der hochbetrübte Herr Vater erinnert sich jetzo mit empfindlichen Schmertzen / daß er eben diese Freude an seinen Sehl. Christoph Richard gefunden / und durch dessen anmuhtiges Kinder-Spiel manche Verdrießlichkeit ihm können aus dem Sinne bringen. Aber leyder diese Freude hat nicht lange gewehret / denn freylich muß er jetzo jenem Philosopho recht geben / welcher das menschliche Leben / ich setze davor ins besondere das anmuhtige Leben solcher Kinder abgebildet mit einer auf einem frischen Stock stehender und unvermuhtet verwelckender Blume mit dieser Umschrifft: Ja wohl im Augenblick / denn sein sehliges Kind stund ja dem Ansehen nach frisch und gesund auf / und siehe in einem Augenblick fiel es wie eine welcke Blume dahin und muste sterben; Der Tod erhielt in so weit seinen Zweck / daß das Todten-Zettel müssen geändert werden. Wer wil es aber hier den betrübten Eltern so gar verargen / wenn sich nach dem Verlust solcher hertz-empfindlichen Freude ein noch empfindlichers Trauren bey Ihnen einstellet. Betrübt sich ein Garten-Freund / wenn ihm eine wolgepflegte / wolhervorgekommene / dem Garten einen anmuhtigen Prospect, seinen Augen eine angenehme Lust machende Blume vor der Zeit wird abgerissen; Betrauret Jonas seinen Kürbs / wie solten sich diese wehrte Eltern nicht betrüben / da ihnen aus ihrem gesegneten Ehgarten nicht eine zum verwelcken gebohrne Blume / nicht ein schlechter Kürbs / sondern ein wolgearte- insonderheit / da er die Freude rühmet / so er an derselben gehabt: Sey sein Gemühte schon von Sorgen abgemattet gewesen / so schreibet er / habe er doch durch dieses Kindes anmuhtiges Wesen sich wieder ergötzen / und alles Kummers vergessen können. Ich bin gewiß / der hochbetrübte Herr Vater erinnert sich jetzo mit empfindlichen Schmertzen / daß er eben diese Freude an seinen Sehl. Christoph Richard gefunden / und durch dessen anmuhtiges Kinder-Spiel manche Verdrießlichkeit ihm können aus dem Sinne bringen. Aber leyder diese Freude hat nicht lange gewehret / denn freylich muß er jetzo jenem Philosopho recht geben / welcher das menschliche Leben / ich setze davor ins besondere das anmuhtige Leben solcher Kinder abgebildet mit einer auf einem frischen Stock stehender und unvermuhtet verwelckender Blume mit dieser Umschrifft: Ja wohl im Augenblick / denn sein sehliges Kind stund ja dem Ansehen nach frisch und gesund auf / und siehe in einem Augenblick fiel es wie eine welcke Blume dahin und muste sterben; Der Tod erhielt in so weit seinen Zweck / daß das Todten-Zettel müssen geändert werden. Wer wil es aber hier den betrübten Eltern so gar verargen / wenn sich nach dem Verlust solcher hertz-empfindlichen Freude ein noch empfindlichers Trauren bey Ihnen einstellet. Betrübt sich ein Garten-Freund / wenn ihm eine wolgepflegte / wolhervorgekommene / dem Garten einen anmuhtigen Prospect, seinen Augen eine angenehme Lust machende Blume vor der Zeit wird abgerissen; Betrauret Jonas seinen Kürbs / wie solten sich diese wehrte Eltern nicht betrüben / da ihnen aus ihrem gesegneten Ehgarten nicht eine zum verwelcken gebohrne Blume / nicht ein schlechter Kürbs / sondern ein wolgearte- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0115" n="109"/> insonderheit / da er die Freude rühmet / so er an derselben gehabt: Sey sein Gemühte schon von Sorgen abgemattet gewesen / so schreibet er / habe er doch durch dieses Kindes anmuhtiges Wesen sich wieder ergötzen / und alles Kummers vergessen können. Ich bin gewiß / der hochbetrübte Herr Vater erinnert sich jetzo mit empfindlichen Schmertzen / daß er eben diese Freude an seinen Sehl. Christoph Richard gefunden / und durch dessen anmuhtiges Kinder-Spiel manche Verdrießlichkeit ihm können aus dem Sinne bringen. Aber leyder diese Freude hat nicht lange gewehret / denn freylich muß er jetzo jenem Philosopho recht geben / welcher das menschliche Leben / ich setze davor ins besondere das anmuhtige Leben solcher Kinder abgebildet mit einer auf einem frischen Stock stehender und unvermuhtet verwelckender Blume mit dieser Umschrifft:</p> <l>Tales opes momento pereunt: Mit solchen Gütern ists im Augenblick geschehen.</l> <p>Ja wohl im Augenblick / denn sein sehliges Kind stund ja dem Ansehen nach frisch und gesund auf / und siehe in einem Augenblick fiel es wie eine welcke Blume dahin und muste sterben; Der Tod erhielt in so weit seinen Zweck / daß das Todten-Zettel müssen geändert werden. Wer wil es aber hier den betrübten Eltern so gar verargen / wenn sich nach dem Verlust solcher hertz-empfindlichen Freude ein noch empfindlichers Trauren bey Ihnen einstellet. Betrübt sich ein Garten-Freund / wenn ihm eine wolgepflegte / wolhervorgekommene / dem Garten einen anmuhtigen Prospect, seinen Augen eine angenehme Lust machende Blume vor der Zeit wird abgerissen; Betrauret Jonas seinen Kürbs / wie solten sich diese wehrte Eltern nicht betrüben / da ihnen aus ihrem gesegneten Ehgarten nicht eine zum verwelcken gebohrne Blume / nicht ein schlechter Kürbs / sondern ein wolgearte- </p> </div> </body> </text> </TEI> [109/0115]
insonderheit / da er die Freude rühmet / so er an derselben gehabt: Sey sein Gemühte schon von Sorgen abgemattet gewesen / so schreibet er / habe er doch durch dieses Kindes anmuhtiges Wesen sich wieder ergötzen / und alles Kummers vergessen können. Ich bin gewiß / der hochbetrübte Herr Vater erinnert sich jetzo mit empfindlichen Schmertzen / daß er eben diese Freude an seinen Sehl. Christoph Richard gefunden / und durch dessen anmuhtiges Kinder-Spiel manche Verdrießlichkeit ihm können aus dem Sinne bringen. Aber leyder diese Freude hat nicht lange gewehret / denn freylich muß er jetzo jenem Philosopho recht geben / welcher das menschliche Leben / ich setze davor ins besondere das anmuhtige Leben solcher Kinder abgebildet mit einer auf einem frischen Stock stehender und unvermuhtet verwelckender Blume mit dieser Umschrifft:
Tales opes momento pereunt: Mit solchen Gütern ists im Augenblick geschehen. Ja wohl im Augenblick / denn sein sehliges Kind stund ja dem Ansehen nach frisch und gesund auf / und siehe in einem Augenblick fiel es wie eine welcke Blume dahin und muste sterben; Der Tod erhielt in so weit seinen Zweck / daß das Todten-Zettel müssen geändert werden. Wer wil es aber hier den betrübten Eltern so gar verargen / wenn sich nach dem Verlust solcher hertz-empfindlichen Freude ein noch empfindlichers Trauren bey Ihnen einstellet. Betrübt sich ein Garten-Freund / wenn ihm eine wolgepflegte / wolhervorgekommene / dem Garten einen anmuhtigen Prospect, seinen Augen eine angenehme Lust machende Blume vor der Zeit wird abgerissen; Betrauret Jonas seinen Kürbs / wie solten sich diese wehrte Eltern nicht betrüben / da ihnen aus ihrem gesegneten Ehgarten nicht eine zum verwelcken gebohrne Blume / nicht ein schlechter Kürbs / sondern ein wolgearte-
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