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Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702.

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Possession seines Erbes nicht gelangen kan / es sey denn / daß dessen Seele aus dem Kerker des Leibes / darinn sie itzo behalten wird / erlöset werde / so soll dem Tode hiemit Macht gegeben seyn / das Band zwischen Seel und Leib auffzulösen / den Leib mit ins Grab zunehmen biß an den jüngsten Tag / die Seele aber befehlen wir den Engeln zu tragen in Abrahams Schooß. Decretum in pleno consessu der H. Dreyfaltigkeit von Gnaden und R. W.

Ich als ein Botte meines GOttes muste diesen Spruch den Wolsehl. insinuiren / und ihm die Absolutionan GOttes statt ertheilen / hengte auch das Siegel / nehmlich den wahren Leib und Blut J. C. daran. O freudiger Außgang eines so mißlichen Processes! O glücklicher Verlust dabey so viel gewonnen! Wer war froher als der Sehl. Herr Hildebrand, wie willig war er / wenn GOtt über ihn so beschlossen / den Process mit dem Tode zu verliehren / seinen elenden Leib demselben zu überlassen / da er wider den Satan gewonnen. Nun die Execution ist geschehen. Sage aber einer / daß unser Wohlsehl. kein guter Jurist gewesen / da er diesen schweren Process gewonnen. Und solte er ja in dieser Welt / einiger Meynung nach / nicht allezeit als ein guter Jurist gelebet haben / so ist er doch als ein guter Christ gestorben / da will ich vorstehen / und wünsche nichts mehr / als daß alle / denen ich gut bin (Ich bin aber ihnen allen von Hertzen gut) mit solcher Andacht in ihrem Tod-Bette ihre Sünde bereuen / wie er sie bereuet / und das Blut JEsu geniessen / wie ers genossen hat.

Dieses aber / was ich bißher geredet / muß billig denen / die etwa über seinen frühzeitigen Tod möchten betrübt seyn / an die Hand geben / womit sie sich auffrichten können. Wie können sie doch anders als denjenigen willig ziehen lassen / der seine Sache dergestalt ausgeführet. O wie wol ist nun dem Sehl. verstorhenen / daß er auß allen Rechten und Fechten nun auff einmahl herausgerissen / und zum Friede gebracht worden. Die bißher seine Clienten gewesen / werden ihn aber nicht verdencken / daß er ihre Sache nun liegen lassen. Proximus ipse sibi erat, da er seine eigne Sache kunte zu Ende bringen / wie solte er das versäumen. Er ist nun an dem Ort davon es heist / was jener über dem Berg Olympum, darauff man keinen Wind oder Ungewitter spühren soll / geschrieben: Ultra turbas. Und hat er gleich etwas verlohren / ich meyne den irrdischen Cörper /

Possession seines Erbes nicht gelangen kan / es sey deñ / daß dessen Seele aus dem Kerker des Leibes / darinn sie itzo behalten wird / erlöset werde / so soll dem Tode hiemit Macht gegeben seyn / das Band zwischen Seel und Leib auffzulösen / den Leib mit ins Grab zunehmen biß an den jüngsten Tag / die Seele aber befehlen wir den Engeln zu tragen in Abrahams Schooß. Decretum in pleno consessu der H. Dreyfaltigkeit von Gnaden und R. W.

Ich als ein Botte meines GOttes muste diesen Spruch den Wolsehl. insinuiren / und ihm die Absolutionan GOttes statt ertheilen / hengte auch das Siegel / nehmlich den wahren Leib und Blut J. C. daran. O freudiger Außgang eines so mißlichen Processes! O glücklicher Verlust dabey so viel gewonnen! Wer war froher als der Sehl. Herr Hildebrand, wie willig war er / wenn GOtt über ihn so beschlossen / den Process mit dem Tode zu verliehren / seinen elenden Leib demselben zu überlassen / da er wider den Satan gewonnen. Nun die Execution ist geschehen. Sage aber einer / daß unser Wohlsehl. kein guter Jurist gewesen / da er diesen schweren Process gewonnen. Und solte er ja in dieser Welt / einiger Meynung nach / nicht allezeit als ein guter Jurist gelebet haben / so ist er doch als ein guter Christ gestorben / da will ich vorstehen / und wünsche nichts mehr / als daß alle / denen ich gut bin (Ich bin aber ihnen allen von Hertzen gut) mit solcher Andacht in ihrem Tod-Bette ihre Sünde bereuen / wie er sie bereuet / und das Blut JEsu geniessen / wie ers genossen hat.

Dieses aber / was ich bißher geredet / muß billig denen / die etwa über seinen frühzeitigen Tod möchten betrübt seyn / an die Hand geben / womit sie sich auffrichten können. Wie können sie doch anders als denjenigen willig ziehen lassen / der seine Sache dergestalt ausgeführet. O wie wol ist nun dem Sehl. verstorhenen / daß er auß allen Rechten und Fechten nun auff einmahl herausgerissen / und zum Friede gebracht worden. Die bißher seine Clienten gewesen / werden ihn aber nicht verdencken / daß er ihre Sache nun liegen lassen. Proximus ipse sibi erat, da er seine eigne Sache kunte zu Ende bringen / wie solte er das versäumen. Er ist nun an dem Ort davon es heist / was jener über dem Berg Olympum, darauff man keinen Wind oder Ungewitter spühren soll / geschrieben: Ultra turbas. Und hat er gleich etwas verlohren / ich meyne den irrdischen Cörper /

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Possession seines Erbes nicht gelangen
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                     Processes! O glücklicher Verlust dabey so viel gewonnen! Wer war froher als der
                     Sehl. Herr Hildebrand, wie willig war er / wenn GOtt über ihn so beschlossen /
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                     schweren Process gewonnen. Und solte er ja in dieser Welt / einiger Meynung nach
                     / nicht allezeit als ein guter Jurist gelebet haben / so ist er doch als ein
                     guter Christ gestorben / da will ich vorstehen / und wünsche nichts mehr / als
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                     solcher Andacht in ihrem Tod-Bette ihre Sünde bereuen / wie er sie bereuet / und
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                     auffrichten können. Wie können sie doch anders als denjenigen willig ziehen
                     lassen / der seine Sache dergestalt ausgeführet. O wie wol ist nun dem Sehl.
                     verstorhenen / daß er auß allen Rechten und Fechten nun auff einmahl
                     herausgerissen / und zum Friede gebracht worden. Die bißher seine Clienten
                     gewesen / werden ihn aber nicht verdencken / daß er ihre Sache nun liegen
                     lassen. Proximus ipse sibi erat, da er seine eigne Sache kunte zu Ende bringen /
                     wie solte er das versäumen. Er ist nun an dem Ort davon es heist / was jener
                     über dem Berg Olympum, darauff man keinen Wind oder Ungewitter spühren soll /
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[15/0021] Possession seines Erbes nicht gelangen kan / es sey deñ / daß dessen Seele aus dem Kerker des Leibes / darinn sie itzo behalten wird / erlöset werde / so soll dem Tode hiemit Macht gegeben seyn / das Band zwischen Seel und Leib auffzulösen / den Leib mit ins Grab zunehmen biß an den jüngsten Tag / die Seele aber befehlen wir den Engeln zu tragen in Abrahams Schooß. Decretum in pleno consessu der H. Dreyfaltigkeit von Gnaden und R. W. Ich als ein Botte meines GOttes muste diesen Spruch den Wolsehl. insinuiren / und ihm die Absolutionan GOttes statt ertheilen / hengte auch das Siegel / nehmlich den wahren Leib und Blut J. C. daran. O freudiger Außgang eines so mißlichen Processes! O glücklicher Verlust dabey so viel gewonnen! Wer war froher als der Sehl. Herr Hildebrand, wie willig war er / wenn GOtt über ihn so beschlossen / den Process mit dem Tode zu verliehren / seinen elenden Leib demselben zu überlassen / da er wider den Satan gewonnen. Nun die Execution ist geschehen. Sage aber einer / daß unser Wohlsehl. kein guter Jurist gewesen / da er diesen schweren Process gewonnen. Und solte er ja in dieser Welt / einiger Meynung nach / nicht allezeit als ein guter Jurist gelebet haben / so ist er doch als ein guter Christ gestorben / da will ich vorstehen / und wünsche nichts mehr / als daß alle / denen ich gut bin (Ich bin aber ihnen allen von Hertzen gut) mit solcher Andacht in ihrem Tod-Bette ihre Sünde bereuen / wie er sie bereuet / und das Blut JEsu geniessen / wie ers genossen hat. Dieses aber / was ich bißher geredet / muß billig denen / die etwa über seinen frühzeitigen Tod möchten betrübt seyn / an die Hand geben / womit sie sich auffrichten können. Wie können sie doch anders als denjenigen willig ziehen lassen / der seine Sache dergestalt ausgeführet. O wie wol ist nun dem Sehl. verstorhenen / daß er auß allen Rechten und Fechten nun auff einmahl herausgerissen / und zum Friede gebracht worden. Die bißher seine Clienten gewesen / werden ihn aber nicht verdencken / daß er ihre Sache nun liegen lassen. Proximus ipse sibi erat, da er seine eigne Sache kunte zu Ende bringen / wie solte er das versäumen. Er ist nun an dem Ort davon es heist / was jener über dem Berg Olympum, darauff man keinen Wind oder Ungewitter spühren soll / geschrieben: Ultra turbas. Und hat er gleich etwas verlohren / ich meyne den irrdischen Cörper /

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Zitationshilfe: Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702/21>, abgerufen am 03.12.2024.